Begehrensverbot

„Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.“

(13) „Wer ist weise und klug unter euch? Der zeige mit seinem guten Wandel seine Werke in Sanftmut und Weisheit. (14) Habt ihr aber bittern Neid und Streit in eurem Herzen, so rühmt euch nicht und lügt nicht der Wahrheit zuwider.(15) Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern sie ist irdisch, niedrig und teuflisch. „Denn wo Neid und Streit ist, da sind Unordnung und lauter böse Dinge. (17) Die Weisheit aber von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, läßt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch, ohne Heuchelei. (18) Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften.“ Jakobus 3,13-18

Liebe Gemeinde, heute Morgen möchte ich über die letzten zwei der Zehn Gebote, über das neunte und das zehnte Gebot sprechen. Es handelt sich um Begehrensverbote. Wir haben im Wort Gottes zwei Aufrufe gelesen, die eigentlich einer sind. „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.“ 2.Mose 20,17

Wenn wir das gelesene Gebot mit den anderen Geboten vergleichen, scheint uns dieses Verbot vielleicht relativ bedeutungslos gegenüber den anderen zu sein. Was kann man schon dadurch schaden, wenn man Verlangen nach etwas hat, wenn man sich etwas wünscht, was einem anderen Menschen gehört? Es passiert damit doch noch kein Diebstahl oder Raub! Es passiert in Wirklichkeit im wortwörtlichen Sinn noch keine Übertretung des Gesetzes, wenn jemand bloß mit einem Gedanken spielt. Wenn den Gedanken keine Taten folgen, dann ist das doch nicht so schlimm oder? Die Gedanken und Wünsche gehören mir. So wie es in dem bekannten Lied heißt: „Die Gedanken sind frei......“. Ist es denn nicht egal, worüber man phantasiert oder träumt? Außerdem kann man doch auch so etwas begehren, dass es niemand erfährt, dass es niemand sieht und hört. Und vielleicht kommt es auch nie ans Licht.

Ich möchte heute Morgen auf Grund der Heiligen Schrift erläutern, wie gefährlich unsere Wünsche sein können. Und wie viel Schaden es verursachen kann, wenn jemand neidisch ist. Der Neid ist deshalb schlimm, weil man damit in erster Linie sich selbst kaputt macht, wenn man bei diesem Gebot nicht gut aufpasst. Der Neid, das Begehren und Träumereien über das, was jemand anderem gehört, schafft nämlich eine unruhige, freudlose und undankbare Atmosphäre. Es vergiftet Schritt für Schritt die Seele, und kann einen Menschen dadurch unglücklich machen. Viele Probleme im Leben werden nicht von tatsächlichen Nöten verursacht, wenn einem etwas zum Leben fehlt, sondern das Hauptproblem ist meistens, wenn unser Nachbar, unser Nächster so etwas hat, was wir nicht haben. Und wenn wir die Situation der Anderen als viel besser einschätzen als unsere eigene Lage. Wir schauen dann nicht mehr auf das, was wir haben und wir sind dafür nicht mehr dankbar, sondern wir sehen auf das, was andere besitzen. Wir sehen das Haus, die Frau, das Auto, die Arbeitsstelle, die Kleidung des Anderen und all das schätzen wir als viel höher ein, als das, was wir selber haben. In dem Begehrensverbot geht es um das Gefühl, welches das Eigentum von anderen vergrößert, während es das eigene unterschätzt und verkleinert. Und damit sind wir eigentlich bei der Ursünde angekommen, die auch das Hauptproblem im Garten Eden war, die letztendlich zur Auflehnung gegen den Herrn geführt hat. Adam hat sich von einem einzigen Baum blenden lassen. Das ganze Paradies war sein, der Garten Eden gehörte ihm. Alles war sein Eigentum außer einem Baum, von dem er nicht essen durfte. Er hat aber vor lauter Bäumen den Wald nicht gesehen. Und am Ende führte dieses Begehren so weit, dass er sich nicht mehr über das freuen konnte, was er hatte. Er wurde unzufrieden, undankbar und dadurch auch ungehorsam gegenüber Gott. Dieselbe Sünde können wir beim König David finden. Ganz Israel gehörte ihm. Gott hat den Thron Sauls in seine Hand gelegt. Er hatte ein ganzes Königreich mit all seiner Herrlichkeit. Er war berühmt, reich und ein glücklicher Herr eines sehr schönen Landes. Und trotzdem hat er sich plötzlich unglücklich gefühlt, als er Batseba, die Frau seines treuen Soldaten erblickte. Die Frau seines Nächsten war plötzlich wünschenswerter als seine eigene Frau. Durch dieses Verlangen ist eine böse Macht in sein Herz getreten und diese teuflische Macht hat ihn angefangen zu quälen und zu peinigen. Und er wurde plötzlich unglücklich. Ja wir können uns selber viel Schaden und viele Schmerzen verursachen, wenn wir mit unserem Neid und dem Begehren nicht aufpassen.

Wir können aber mit unserem Neid nicht nur uns selber zerstören, sondern wir können auch unsere ganze Umgebung, unsere Familie und unseren Arbeitskreis um uns herum vergiften und die Atmosphäre kaputt machen. Die gleiche böse Macht wird in unserer Umgebung wirken und andere auch unglücklich machen: die Stimmung um uns herum wird ungemütlich und drückend. Ein neidischer Mensch ist ein böser Mensch, da er das Vertrauen zerstört und die Liebe tötet. Er bestiehlt den anderen Mensch, da er sich über die Erfolge des Anderen nicht freuen kann. Ein gutes Beispiel dafür finden wir in solchen Familien, wo die Geschwister ständig neidisch auf einander sind und ständig streiten. Der neidische Wunsch stört das friedliche und störungsfreie Zusammenleben. Wir können das beim ersten Geschwisterpaar Kain und Abel auch schon erkennen. Wegen des Neides hatte Kain am Ende kein freundliches Wort mehr zu seinem Bruder Abel. Und durch den Neid hat noch ein anderes Gefühl, der Hass, einen großen Raum in seinem Herzen bekommen. Und Kain war am Ende so sehr neidisch auf seinen Bruder, weil Gott das Opfer von Abel lieber angenommen hat als seins, dass Kain zum Mörder geworden ist - er erschlug seinen Bruder auf dem Feld. Wir sehen also, dass der Neid nicht nur unser Leben, sondern auch das Leben von unserem Nächsten kaputt macht.

Der Neid zerstört auch die Beziehung zwischen Gott und Mensch. Der Neid bestiehlt Gott. Eine ganz wichtige Sache, die wir Gott geben können ist nämlich unser Dank. Aber ein neidischer, sehnsüchtiger und unzufriedener Mensch kann Gott nicht geben, was Gott eigentlich gehört. So ein Mensch kann Gott keinen Dank mehr entgegenbringen. Er kann für all das nicht mehr dankbar sein, was er von Gott bekommen hat. Er gibt Gott nicht das, was ihm gebührt. Und so bestiehlt ein neidischer Mensch letztendlich Gott.

Wir sehen also, dass diese Sünde überhaupt nicht gering oder klein ist, über die dieses Gebot spricht. Dieser Satz der heiligen Schrift berührt sogar die innersten Geheimnisse eines Menschen, es geht darum, was tatsächlich im Herzen steckt. Bei diesem Gebot enthüllt das Wort Gottes sogar die dunkelste Ecke unseres Herzens und wie ein Scheinwerferlicht beleuchtet es, was unsere echten Motive und Absichten sind, was uns tatsächlich antreibt. Gott untersucht den Menschen nicht bloß oberflächlich und er will auch nicht bloß eine Symptombehandlung durchführen, sondern er geht ganz tief, bis an die Wurzel des Übels. Er schaut das Herz an und er bringt an die Oberfläche, wie verdorben das Menschenherz ist. Das Menschenherz ist laut Jesus unreparierbar böse. Jesus Christus, der ein Spezialist für Menschenherzen ist, hat gelehrt:

(21) „denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen heraus böse Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, (22) Ehebruch, Habgier, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Mißgunst, Lästerung, Hochmut, Unvernunft. (23) Alle diese bösen Dinge kommen von innen heraus und machen den Menschen unrein.“ 1Mk 7,21-23

Deshalb ist es notwendig, dass Gott uns ein nagelneues Herz, ein reines Herz, schenkt.

Das Begehren von Dingen, die uns nicht gehören, ist wie ein Ei. Wenn man einen potentiell bösen Wunsch schön warm hält, wird früher oder später etwas daraus schlüpfen, es beginnt dann erst zu piepsen und dann zu laufen. So ist es auch mit unseren Begierden. Sie sind potentielle Taten, die wir tatsächlich durchführen werden, wenn wir es zulassen, dass sie unsere Gedanken fesseln. Man kann eine Schlange am einfachsten in ihrem Ei zerstören. Wenn aber die Sünde aus dem Ei schlüpft, ist es meistens zu spät. Wir müssen es uns bewusst machen, dass wir die bösen Gedanken, egal wie verlockend sie sein mögen, nicht ernähren und pflegen dürfen, da sie sonst wachsen werden und die Sünde die Regierung über unser Leben übernehmen wird. Und letztendlich wird durch die Sünde der Teufel unserem Leben die Verwüstung bringen.

Wir können also sehen, dass das schwierigste der Zehn Gebote gerade das Begehrensverbot ist. Jeder fromme Jude konnte die ersten neun Gebote problemlos halten. Es kann sein, dass jemand tatsächlich höflich und gut erzogen ist. Jemand kommt vielleicht aus einer christlichen Familie, er heiligt den Sonntag, er ehrt seinen Vater und seine Mutter, er lebt nicht in irgendeiner sexuellen Sünde, er arbeitet ordentlich, er lügt und betrügt andere nicht. Und äußerlich sichtbar ist er für außenstehende Menschen tatsächlich ein achtbarer und rechtschaffener Mensch. Das Äußere verrät nichts darüber, was drinnen im Herzen ist. So ein guter Mensch war in der Bibel der reiche Jüngling, der, als Jesus ihm die anderen Gebote zitierte, so geantwortet hat: Herr, „Das habe ich alles gehalten von Jugend auf.“ Ich ehre meine Eltern, ich breche keine Ehe, ich töte nicht, ich rede kein falsches Zeugnis. Die ersten neun der Zehn Gebote halte ich ohne Probleme. 2Lk 18,21 Guter Meister, reicht das zum ewigen Leben? Wenn wir nur auf das Äußere schauen, kann sogar ein Heuchler, ein Pharisäer heilig aussehen. Wir lesen aber in der Bibel, dass Gott nicht nur auf das schaut, was vor Augen ist, sondern er sieht das Herz an. Und wir können Gott nicht belügen.

Wir lesen über die Wiederkunft des Herrn im 1. Korintherbrief 5, 4: „Wenn der Herr kommt, wird er unsere tiefsten Geheimnisse ans Licht bringen und unsere verborgensten Beweggründe offenbar machen.“ Wir können vielleicht Menschen irreführen, aber nicht Gott. Gerade deshalb braucht sogar der frommste und der beste Mensch Gottes Gnade. Weil solange nicht der Herr Jesus in einem Herzen regiert, die Gedanken böse sind und letztendlich keiner dem Gesetz Gottes entsprechen kann. Deshalb sagte Jesus sogar dem Nikodemus, der menschlich gesehen ein guter Mensch war, dass sogar er wiedergeboren werden muss, sonst kann er das Reich Gottes weder sehen noch hineingehen.

Liebe Geschwister, im letzten der Zehn Gebote will Gott in erster Linie nicht die böse Welt ansprechen, die die Ehe bricht, stiehlt und lügt. Es geht hier um die frommsten und religiösesten Menschen, die vielleicht sogar über sich sagen können: wir sind gute Menschen. Solche Leute, die sich mit ihren guten Taten rühmen, die denken, dass Gott mit ihnen zufrieden sein wird, so wie sie sind, zu solchen Leuten sagt Jesus: „Amen, ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt hineinkommen.“ Es ist notwendig, dass unsere Herzen, Gedanken, unser Leib, Seele und Geist unter die Herrschaft des Heiligen Geistes kommen. Und wenn Christus in unseren Herzen regieren wird, dann können wir auch das letzte der Zehn Gebote halten, und wir werden vom Neid und von bösen Wünschen und Gedanken frei sein.

Amen

Von: Pastor Dániel Papp

 

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