Du sollst nicht töten.

Liebe Gemeinde, heute Morgen möchte ich über das nächste der Zehn Gebote, über das Mordverbot sprechen. Dieses Gebot lautet so: „Du sollst nicht töten.“ Das Gesetz vom Schutz des Lebens ist das kürzeste der Zehn Gebote. Das Gesetz des Mose hat vorgeschrieben, dass das Volk Israel immer wieder über die Worte des Gesetzes sprechen soll, egal ob es zu Hause ist oder unterwegs, ob man sitzt, sich niederlegt oder aufsteht. Man musste diese Worte an die Pfosten des Hauses und an die Tore schreiben, man musste die Zehn Gebote den Kindern und den zukünftigen Generationen beibringen. Gottes Gebote waren den Israeliten immer vor Augen. Unter anderen war auch dieses Gebot dabei „du sollst nicht töten.“

Es gibt viele Fragen, die zu diesem Themenkreis gehören. Z.B.: ist es ein Mord wenn so jemand stirbt, der noch gar nicht geboren ist? Hier geht es um Schwangerschaftsabbrüche.

Und man muss hier nicht nur über Operationen sprechen, sondern es gibt auch viele solche Schwangerschaftsverhütungsmittel, die kein wirkliches Verhütungsmittel sind, sondern die eine schon befruchtete Eizelle abstoßen. Auf einmal tauchen viele ethische Fragen auf: Wann beginnt das Leben, wann und wie hört es auf? Das Töten kann viele unterschiedliche Gesichter haben. Eine andere wichtige ethische Frage ist, ob es Mord ist, wenn es Krieg gibt und wenn man auf einen Befehl hin oder aus Notwehr ein Leben auslöscht. Ist es Mord, wenn man deshalb tötet, damit ein Terrorist nicht einen Haufen Unschuldige umbringt?

Ein anderer wichtiger Fragenbereich zu diesem Thema ist, ob die Todesstrafe auch in die Kategorie dieses Gebotes gehört.

Wie passt es zusammen, dass Gott sagt, du sollst nicht töten und trotzdem lesen wir immer wieder im alten Testament, dass Menschen wegen ihrer bösen Taten hingerichtet wurden.

Ein konkretes Beispiel ist 2.Mose 22,17-18, hier steht „Die Zauberinnen sollst du nicht am Leben lassen. Wer einem Vieh beiwohnt, der soll des Todes sterben.“

Eine weitere Frage ist, was ist mit dem Selbstmord? Übertritt man das Mordverbot, wenn man sein Leben durch seine eigene Hand beendet? Was ist mit Judas, der sein Leben auch durch seine eigene Hand beendet hat, nachdem er Jesus verraten und verkauft hat und nachdem er diese schreckliche Tat bereut hat?

Eine weitere Frage ist, was ist mit denen, die des Lebens müde geworden sind, die vielleicht schon alt sind und durch verschiedene Krankheiten große unerträgliche Schmerzen haben, die ihr Leiden gerne abkürzen würden? Ist Sterbehilfe auch Mord?

Und was ist mit den Fällen, bei denen offensichtlich ist, dass jemand nicht aus Absicht, sondern fahrlässig getötet hat? Wenn der Grund für den Tod eines Menschen z.B. das zu schnelle Fahren auf der Autobahn war? Manche fahren gerne sehr schnell, mit einem schnellen Sportwagen vielleicht sogar 250 km pro Stunde und plötzlich passiert ein Unfall, bei dem nicht nur der Raser, sondern womöglich auch eine ganze Familie in einem anderen Auto, die in den Urlaub fahren wollten, sterben? Oder was ist dann, wenn man die Arbeitsschutzbestimmungen in einem Betrieb nicht ernst genug genommen hat und wenn man dadurch den Tod von anderen, vielleicht auch seinen eigenen verursacht hat?

Wir lesen in der Bibel auch über heimtückischen Mord, bei dem man nicht durch seine eigenen Hände direkt tötet, sondern wenn man den anderen indirekt und hinterhältig ermordet. So hat Isebel im alten Testament Nabot töten lassen, damit Isebel für ihren Mann den Weinberg von Nabot erlangt. Oder ein anderes Beispiel ist der hinterlistige Mord des Königs David. David wollte Urias Frau gewinnen und er hat Uria, den Hetiter, in einem heftigen Kampf in die erste Reihe gesandt. Dadurch hat David den Uria durch die Hände des Feindes umbringen lassen. Man kann vielleicht sagen, dass nicht David der Mörder war, sondern die Schützen 12.Sam 11,24des Feindes, die ihn während der Belagerung ihrer Stadt erschossen haben. Aber David hat Uria an die Kampflinie gesandt, damit Uria stirbt und damit er danach seine Frau ganz legal selbst zur Frau nehmen kann.

Man kann aber nicht nur mit konkreten Taten, sondern auch durch Worte töten und das im wortwörtlichen Sinn. Ich erinnere mich noch an eine Baptistengemeinde in Ungarn, wo mein Vater Pastor war und während einer Gemeindeleitungssitzung ist einem Ältesten der Gemeinde plötzlich schlecht geworden, sein Blutdruck stieg sehr hoch und er hat eine Hirnblutung bekommen und im Krankenhaus ist er dann gestorben. Dieser Bruder wurde in der Leitungssitzung von anderen Geschwistern so sehr mit Worten angegriffen, dass eine Ader in seinem Kopf geplatzt ist. Er war ein tief gläubiger, ein echter und lebendiger Christ, und auf diese Weise ist er gestorben. Ja, liebe Schwestern und Brüder, uns kann es auch passieren, dass wir schlecht hinter dem Rücken von anderen sprechen, oder dass wir durch das viele Meckern und durch viel negative und vor allem lieblose Kritik anderen Geschwistern schlaflose Nächte bereiten. Man kann durch üble Nachrede krank werden. Depression, Born-out und andere Krankheiten können wir auch mit unserem Mund verursachen. Der Apostel Jakobus spricht auch über die Zunge, als ein tödliches Werkzeug. Er sagt (3,7) „Denn jede Art von Tieren und Vögeln und Schlangen und Seetieren wird gezähmt und ist gezähmt vom Menschen, (8) aber die Zunge kann kein Mensch zähmen, das unruhige Übel, voll tödlichen Giftes.“

Jesus hat die Menschenmenge und seine Jünger auch über das Mordverbot gelehrt. Er hat ganz konkret über die Wurzel des Tötens gesprochen. Er hat gesagt: „Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung“. Christus sagt, dass der Mord aus dem Herzen stammt. Die innere Werkstatt des Menschen ist das Herz. Und das menschliche Herz ist durch den Sündenfall verdorben. Seit der Mensch sich von Gott unabhängig gemacht hat, leben die bösen Gedanken in unseren Herzen. Niemand kommt so auf die Welt, dass er ein Mörder ist. Alles beginnt in kleinen Dingen und in kleinen Schritten. Zuerst schießt einem nur ein Gedanke durch den Kopf, wie gut es doch wäre, wenn es den anderen nicht gäbe. Alles wäre viel einfacher. Der Neid und der Zorn nistet sich vielleicht im Herzen ein. Und all das fängt in uns langsam an zu wachsen. Aus dem Zorn und Neid wird bitterer Hass und aus dem Hass wird am Ende Mord. Es gibt einen lateinischen Spruch, der so lautet: principiies obsta - Widerstehe dem Anfang. Man muss ganz am Anfang nüchtern sein. Dasselbe sagt auch der Apostel Paulus, als er der Gemeinde in Ephesus schreibt: Eph 4,26-27 „Zürnt ihr, so sündigt nicht; laßt die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, und gebt nicht Raum dem Teufel.“ Man muss schon ganz am Anfang die negativen Gedanken im Herzen gnadenlos aussortieren, sonst werden die bösen Gedanken uns über den Kopf wachsen. Deshalb spricht Jesus so radikal in der Bergpredigt, als er das Mordverbot interpretiert:

(21) Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. (22) Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; Laut Jesus sind die mörderischen Gedanken und Gesinnungen einem tatsächlichen Mord gleich, wenn man diesen Gefühlen einen Platz in seinem Herzen gibt. Nicht jeder kommt so weit, dass er die mörderische Tat tatsächlich ausführt, aber viele begehen diese Tat im Herzen. Man muss also am Anfang besonders aufpassen.

Man kann hier vielleicht auch noch die verschiedenen Kriegs-Computerspiele und die vielen Filme erwähnen, die ziemlich schlechten Inhalt in unsere Gedanken füllen. Es gibt ganz viele Kinder und Jugendliche, die es genießen, wenn in einem Computerspiel oder einem Film viel Blut fließt. Manche finden es um so besser, je blutiger und böser das Spiel oder der Film ist.

Und der Teufel, der im Hintergrund steht, freut sich, wenn man nicht nach dem Gebot Gottes lebt und denkt, wenn er bei uns statt dessen das Böse einpflanzen kann. Jesus hat über den Satan so gesprochen:

„Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm.“2Joh 8,44

Wir nehmen es wahr, dass dieses Thema „Du sollst nicht töten“ gerade heute hochaktuell und ein ganz breit gefächertes Thema ist. Und da habe ich noch gar nicht die ungesunde Ernährung und die verschiedenen Suchtkrankheiten erwähnt, mit denen man sein Leben oder das Leben der Menschen in seiner Umgebung auch verkürzen kann.

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte über das geistliche Töten sagen, da diese Sünde uns Christen oft besonders bedroht und wir hören meistens über dieses Thema nur sehr wenig. Du sollst nicht töten, man kann dieses Gesetz auch so verstehen, dass man das neue Leben, das bei einem Gläubigen beginnt wenn er wiedergeboren wird, dass man dieses neue Leben behütet, darauf aufpasst, dass man einem Baby-Christen hilft, dass sich dieses neue Leben weiter entfaltet und dass es wächst. Man kann nämlich ein neues Leben nicht nur so zerstören, indem man das Leben auslöscht, sondern man kann ein Leben auch so vernichten, wenn man es nicht schützt und sich nicht um das neue Leben kümmert. Wir können uns mal vorstellen, was passieren würde, wenn jemand ein kleines Baby, nachdem es geboren ist, vom Krankenhaus nach Hause bringt. Was passiert, wenn man das Baby in sein Bettchen legt und es dann allein lässt und sich nicht mehr darum kümmert? Das Kind wird ganz sicher sterben. Und man kann die Eltern dann anzeigen, dass sie das Kind umgebracht haben. Die Eltern könnten sich vielleicht so verteidigen: „Aber wir haben das Kind doch gar nicht angerührt.“ Und gerade das ist das Problem! Sie haben sich nicht um das neue Leben gekümmert, es nicht ernährt, nicht gebadet, sie haben ihm keine Wärme gegeben. Es ist so ganz selbstverständlich, dass das neue Leben gestorben ist. Wir Christen haben auch Verantwortung für die, die in unserer Gemeinde Jesus persönlich kennen lernen. Wir sind Mörder im geistlichen Sinn, wenn wir uns nicht genug um das neue Leben kümmern. Wir wollen in unserer Gemeinde durch Gottes Liebe diese warme geistliche Atmosphäre schaffen, in der das Leben wachsen, sich entwickeln und entfalten kann. Das Gebot „Du sollst nicht töten“ bedeutet viel mehr, als nur das wir niemanden erschlagen oder erschießen sollen, sondern wir müssen das Leben schützen, es lieben, unterstützen und wachsen lassen.

Gott gebe uns Kraft und viel Weisheit, dass wir nach seinem Gebot leben.

Amen

Von: Pastor Dániel Papp

 

Download PDF

 


Zusätze
© 2010 EFG Plauen - Baptisten (Rechte Dritter bleiben unberührt). Alle Rechte vorbehalten. Losungen: © Evangelische Brüder-Unität – Herrnhut