Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.

Liebe Gemeinde,

Es gibt viele Dokumente auch außerhalb der Bibel, die zeigen, dass das Ehren der Eltern im ganzen nahen Osten in der Antike wichtig war. Die Rechte der Eltern wurden gesetzlich geschützt. Die Bibel spricht auch über die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Lasst uns anschauen, was Gottes Gebot über das Ehren der Eltern sagt. Die erste Frage, die wir bei diesem Gebot stellen müssen ist die, wem Gott dieses Gesetz gegeben hat. Es gibt viele Menschen, die denken, dass Gott hier eindeutig und einseitig auf der Seite der Eltern steht, und dass er gegen die Kinder ist, die vielleicht kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern haben. Aber unser Gott ist nicht parteiisch, sondern er ist ein gerechter Richter. Er sieht die Person nicht an, sondern er nimmt jeden an, der ihn achtet und die Gerechtigkeit tut.1Apg 10,35 Die Grundregel ist, dass Gott den Hochmütigen widersteht, aber den Demütigen Gnade gibt.21.Petr 5,5 Gott ist also ein unparteiischer Herr und er steht weder auf der Seite der Eltern noch auf der der Kinder, sondern er steht immer auf der Seite der Gerechtigkeit. In diesem Gebot will Gott in erster Linie nicht die kleinen Kinder ansprechen, sondern er sagt dieses Gesetz den Erwachsenen, deren Eltern noch leben, die aber vielleicht selber auch schon Eltern von kleinen Kindern sind. Gott spricht hier also in erster Linie Israels mittleres Alter an, die arbeitenden Leute, aber selbstverständlich bezieht sich dieses Gebot auf alle Menschen.

2) Die zweite Frage, die wir bei diesem Gebot stellen müssen ist: was bedeutet es, jemanden zu ehren? Das hebräische Wort ehren stammt aus dem Substantiv für das Wort Gewicht. Also ich ehre die Person, deren Wort für mich ins Gewicht fällt, deren Wort für mich eine große Bedeutung hat. Das Gegenteil des Ehrens ist, wenn man jemanden verachtet, auf ihn herabsieht, wenn man jemanden nicht ernst nimmt. Also zu diesem Gebot: „Ehre deinen Vater und deine Mutter“ gehört auch dazu, dass ich meine Eltern ernst nehme, dass sie bei mir in hohem Ansehen stehen, dass ich sie unter allen Umständen ernst nehme. Man muss seine Eltern auch dann ehren, wenn sie mit dem was sie sagen mal nicht recht haben und die Ehre ist auch dann wichtig, wenn sie hilflos sind, wenn sie sehr alt sind, wenn sie krank sind, wenn sie sich selbst nicht mehr versorgen können.

3) Die nächste Frage, auf die wir eine Antwort suchen ist: was ist die Grundlage des Ehrens der Eltern? Das Fundament dessen ist nach der heiligen Schrift die Ehre Gottes. Alle Macht stammt von Gott und von dieser Macht kommt auch das Ansehen und die Ehre, die ausschließlich Gott hat. Gott gehört allein die Kraft, die Macht und allein ihm gebührt auch die Ehre. Aber er leiht den Menschen etwas von seinem Ansehen für bestimmte Ziele. So verleiht Gott den Eltern Macht und Ansehen für eine konkrete Zeit. So können wir besser verstehen, dass das Ehren der Eltern letztendlich mit dazu gehört, wenn wir Gott ehren wollen. Und das ist auch die Erklärung dafür, warum das Ehren der Eltern unabhängig von der Person der Eltern ist. Wenn vielleicht ein Vater oder eine Mutter der Ehre nicht würdig ist, ist dieses Gebot trotzdem gültig, da wir nicht die Person unserer Eltern ehren, sondern wir sehen hinter unseren Eltern den gesetzgebenden Gott, der von uns erwartet, dass wir unsere Eltern ehren. Wenn wir also unsere Eltern ehren, ehren wir letztendlich nicht nur unseren Vater und unsere Mutter, sondern auch Gott. Wenn unsere Eltern kein positives Beispiel waren, wenn sie nicht so gelebt haben, wie Gott es von ihnen erwartet hat, dann ist das ihre Verantwortung, sie müssen darüber am Ende vor Gott Rechenschaft geben. Aber ob wir unsere Eltern ehrten, selbst dann, wenn sie das gar nicht verdient haben, das ist die Frage unseres Gehorsams. Gott wird darüber auf alle Fälle von uns Rechenschaft fordern. Deshalb gibt es in der Bibel solche praktischen Aufforderungen wie z.B Spr. 23,22, wo steht: „Gehorche deinem Vater, der dich gezeugt hat, und verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt wird.“ Die Eltern können auch hilflos und krank werden und die Aufgabe der Kinder ist, dass sie ihnen die entsprechende Achtung und Ehre geben und die Kinder müssen sich dann auch um ihre Eltern kümmern und sie versorgen, wenn sie es selbst nicht mehr können.

Das alte Testament hat es auch streng bestraft, wenn jemand seine Eltern verleugnet oder ihnen geflucht hat. 2.Mose 21,17 sagt: „Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben.“ Wenn jemand seinen Eltern geflucht hat, dann hat er damit auch Gott und sein Gesetz zurückgewiesen, er hat dann damit auch Gott die Ehre nicht gegeben. Das Kind hat damit nicht nur seine Eltern missachtet, sondern auch den gesetzgebenden Gott. Deshalb war diese Schuld eine Sünde zum Tode.

4) Aber nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern hatten Aufgaben und Verantwortung von Gott bekommen. Die Aufgabe der Eltern war die Erziehung ihrer Kinder. Sie mussten ihrer von Gott bekommenen Aufgabe würdig leben und sie mussten es der nächsten Generation leicht machen, sie zu achten. Deshalb steht im Epheser 6,4: „Und ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des Herrn.“ Eine ganz wichtige Aufgabe der Väter war, dass sie ihren Kindern den Weg des Lebens gezeigt haben und dass sie ihren Kinder geholfen haben, Gott kennen zu lernen. Deshalb erwartet die Bibel von den Kindern, dass sie das Zeugnis der Eltern über Gott aufmerksam anhören und ernst nehmen. Spr 1,8 sagt: „Mein Sohn, gehorche der Zucht deines Vaters und verlaß nicht das Gebot deiner Mutter;“ Niemand kann seine Kinder gläubig machen, aber trotzdem haben die Eltern die Verantwortung dafür, wie sie Gott ihren Kindern vorstellen und wie sie auch mit ihrem positiven Lebenswandel den Kindern Zeugnis über Gott geben. Es war damals eine große Sünde, wenn jemand es vernachlässigt hat, seinen Kindern biblische Wegweisung zu geben.

5) Wir müssen aber auch darüber reden, dass das Elterngebot das einzige in den Zehn Geboten ist, das eine Verheißung hat: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf daß du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird.“ Das ist also die Eigenheit dieses Gebotes, dass Gott seinem Volk hier eine Verheißung gibt, wenn die Söhne Israel dieses Gesetz ernst nehmen. Also wie lange Gottes Volk in dem Land lebt, das es von Gott bekommen hat, hängt davon ab, wie die jüngere Generation die ältere Generation achtet und ehrt. Die Zukunft ist immer von der Vergangenheit abhängig. Wenn ein Volk seine Vergangenheit vergisst und wenn es seine Geschichte und Kultur verachtet, verzichtet es damit automatisch auch auf seine Zukunft. Ja, dieses Gebot ist auch in der modernen Gesellschaft und Kultur gültig. Ohne Vergangenheit hat eine Nation keine Zukunft. Der Bestand eines Volkes hängt davon ab, wie es seine Kultur pflegt. So konnte z.B. Israel jahrhundertelang bestehen, obwohl es 2000 Jahre lang keinen eigenen Staat hatte. Die Israeliten als Volk blieben am Leben, weil sie ihre Vergangenheit geachtet haben. Wenn jemand seine Eltern nicht ehrt, kann er selber später auch nicht mit der Achtung durch seine Kinder rechnen. Und er wird eine so genannte Fluch-Lawine in seiner Familie zum Rollen bringen. Er wird wurzellos werden und er wird früher oder später den Boden unter den Füßen verlieren. Wenn die Eltern nicht geehrt werden, fängt alles an zu wanken und dann muss man am Ende die Früchte dieser Sünde ernten.

 Ein Pastor hat einmal diese erschütternde Geschichte erzählt: Vor kurzem habe ich in meinem Dorf einen Mann beerdigt, der vor vielen Jahren zu mir kam, mir 100 Mark auf den Tisch geworfen hat und dann hat er mir folgende Worte gesagt: „Die alte Hexe hat ins Gras gebissen.“ Damit meinte er seine Mutter. „Beerdige sie bitte neben dem alten Schuft!“ Und damit meinte er seinen Vater. „Und hier sind diese 100 Mark für sie, Herr Pastor, damit die Beerdigung erledigt ist.“ - „Diesen Mann habe ich jetzt vor Kurzem auch beerdigt.“ – erzählte der Pastor. Er ist gestorben, weil er an einem kalten Wintertag betrunken am Straßenrand gelaufen und in den Graben gefallen ist. Einer, der ihn dort hat liegen sehen, hat den Kindern des Mannes Bescheid gesagt, dass ihr Vater im Graben liegt, sie sollen ihn da raus ziehen, und nach Hause tragen, damit er nicht erfriert. Aber die Kinder haben achselzuckend darauf geantwortet, dass er schon hinausklettern wird, wenn er kann. Er konnte aber nicht hinausklettern und er hat sich so erkältet, dass er später an dieser starken Erkältung gestorben ist.

Man kann Gottes Gebote missachten, aber man muss damit rechnen, dass darauf dann kein Segen sein wird. Ein Fluch wird auf die Familie kommen, die nächste Generation wird die jetzigen Kinder alter Menschen dann genauso nicht achten. Es gibt nur diese zwei Möglichkeiten. Entweder erfüllt der Mensch dieses Gebot oder aber Elend, Jammer und Einsamkeit wird auf ihn warten.

Es ist auch eine wichtige Frage, ob das Ehren der Eltern auch Grenzen hat? Es interessiert uns immer wieder, wie weit wir in der Ehrerbietung gehen müssen. Gibt es eine Grenze, wo wir unsere Eltern nicht mehr ehren müssen? Die Bibel sagt, dass es keine Grenze gibt. Man muss auch die Eltern ehren, die es nicht verdient haben, die vielleicht kein Vorbild waren, die vielleicht betrunken und böse waren. Man muss also auch so einem Vater und so einer Mutter Achtung erweisen, die es gar nicht verdient haben. Das Ehren der Eltern hat also keine Grenze, aber der Gehorsam gegenüber den Eltern hat eine Grenze, und zwar dann, wenn die Eltern den Kindern solche Sachen aufzwingen möchten, die das Gegenteil von dem sind, was die Bibel lehrt. Hier gilt auch Apostelgeschichte 5,29: „Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Wenn die Eltern die Kinder z.B. zur Lüge zwingen, oder wenn die Eltern die Kinder in eine Sünde hereinführen möchten, dann muss man Gott gehorchen und nicht das tun, was die Eltern sagen. Der Gehorsam hat also eine Grenze, aber das Ehren der Eltern nicht.

Und zum Schluss möchte ich 2 positive Beispiele aus Jesu Leben erwähnen, wie Christus dieses Gebot erfüllt hat. Das erste Bild ist, als Jesus 12 Jahre alt war, und er im Tempel von Jerusalem zurückblieb. Die Eltern dachten, dass Jesus sich unter den anderen Reisenden befindet und sie bemerkten erst unterwegs, dass Jesus nicht da war. Sie kehrten also nach Jerusalem zurück, um Jesus zu suchen. Zum Schluss entdeckten sie Jesus inmitten der Lehrer und hier lesen wir über Jesus. „Und Jesus kehrte mit ihnen nach Nazareth zurück und war ihnen ein gehorsamer Sohn.“3Lk 2,51 Das andere Ereignis passierte unter dem Kreuz. Jesus ist schon am Kreuz, das Schicksal der Welt entscheidet sich gerade, Jesus gibt sein Leben als Sühneopfer für unsere Sünden, aber er hat trotzdem Zeit für seine Mutter und er sorgt für sie. Er vertraut seine Mutter seinem Jünger Johannes an, den Jesus lieb hatte. Er hat sich bis zum letzten Augenblick um seine Mutter gekümmert. So hat Jesus uns ein Beispiel gegeben, wie wir unseren Vater und unsere Mutter ehren sollen.

Ich wünsche uns allen, dass wir dieses Gebot erfüllen können und damit Segen statt Fluch auf das Leben unserer Familie und unserer Gemeinde bringen können.

Amen

Von: Pastor Dániel Papp

 

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