Du sollst nicht stehlen.

„Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.“ Eph 4,28

Liebe Gemeinde, heute Morgen möchte ich über das nächste der Zehn Gebote, über das Diebstahlsverbot sprechen. Dieses Gebot lautet so: „Du sollst nicht stehlen.“

Wir haben bis her über den Schutz des menschlichen Lebens gesprochen. Danach haben wir uns angesehen, wie die Bibel die Ehe schützt. Wir haben gehört, dass Gott sogar die zukünftige Ehe und Familie verteidigt, schon vor der Eheschließung. Deshalb ist in der Bibel auch jede sexuelle Beziehung außerhalb und auch vor der Ehe verboten. Und heute haben wir ein neues Thema, in dem Gott das Privateigentum auf eine besondere Art und Weise verteidigt, er verbietet, dass ein Mensch den anderen schädigt.

Bevor ich aber über das Diebstahlsverbot spreche, möchte ich eure Aufmerksamkeit auf eine allgemeine Gefahr, die Zehn Gebote betreffend, lenken. Es geht nämlich darum, dass es unter uns Gläubigen oft vorkommt, dass wir manchmal das Wort Gottes so hören, dass wir uns dabei sagen: Das bezieht sich nicht auf mich! Wir hören das Wort Gottes auf unserem bequemen Logenplatz und wir hoffen vielleicht, dass nachdem die Mörder und die Huren schon ihr Gebot bekommen haben und schon belehrt worden sind, jetzt die Zeit gekommen ist, dass auch die Diebe angeprangert werden.

Wir sind ja schließlich ehrliche und aufrichtige Menschen. Wir würden auf gar keinen Fall das Eigentum anderer wegnehmen. Wir sind gläubige Christen und wir sind keine Diebe. Wir wären sogar beleidigt, wenn das Wort Gottes in unserem Leben einige Bereiche enthüllen würde, die mit Diebstahl zu tun haben.

Wir sagen vielleicht: Es gibt in der Gemeinde Gottes keinen Dieb. Und wir sind vielleicht so hier wie der Pharisäer in der Geschichte vom Pharisäer und Zöllner, der Gott so dankte: „Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die andern Leute, Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.“

Ganz am Anfang möchte ich also über die Aktualität des Gebotes sprechen, und ich möchte die provozierende Frage stellen, ob diese Aussage tatsächlich stimmt, dass in der Gemeinde Gottes der Diebstahl kein Problem ist, da nur gläubige und fromme Menschen die Gemeinde besuchen und da Christen ja schließlich nicht klauen. Lustigerweise ist vor ca. einem Jahr mein Portemonnaie genau hier in unserer Gemeinde geklaut worden.

Es ist völlig egal, ob wir das alte Testament anschauen oder das neue Testament. Es gab auch in der Gemeinde des alten Testaments, aber auch in den neutestamentlichen Gemeinden solche Menschen, die gestohlen haben. Aus dem alten Testament kann man Achan erwähnen, der von dem geklaut hatte, was dem Herrn gehörte und er hat dadurch statt Segen Fluch auf das ganze Haus Israel gebracht. Und deshalb konnte Israel nicht mehr über seine Feinde siegen.

Wir können hier auch an die Geschichte von Nabot denken, wie der König und die Königin den Weinberg des Nabot mit Betrug an sich gerissen haben. Die Heilige Schrift klagt aber nicht nur den König Ahab des Diebstahls an, sondern auch den König David. Der hat nämlich die Frau des Uria gestohlen. Deshalb sandte der Herr den Prophet Nathan zu David, dass er ihm das Gleichnis von dem reichen Menschen erzählt, der das einzige Schäflein des Armen weggenommen hat. Und am Ende der Geschichte hat Nathan David mit diesen Worten entlarvt: Du bist der Mann!

Aus dem neuen Testament können wir hier den Judas erwähnen, der einer von Jesu Jüngern war. Jesus hatte Judas zum Apostel berufen. Aber Judas missbrauchte dieses Vertrauen. Und das Johannes-Evangelium 12,6 sagt über Judas, dass er ein Dieb war und dass er regelmäßig aus der Kasse der Jünger von dem Geld für sich herausgenommen hatte, was andere Menschen für die Mission gespendet haben. Er hatte den Geldbeutel und nahm an sich, was gegeben wurde und er war ein Dieb.

Judas hat, so wie die anderen Jünger auch, regelmäßig die Lehren Jesu gehört, er hat auch das Wort Gottes gepredigt, Kranke gesund gemacht, Dämonen ausgetrieben, aber währenddessen hat er immer wieder Geld aus der Kasse gestohlen.

Er hat in seinem Herzen ein Doppelleben geführt. Und ihr wisst es, dass er am Ende sogar seinen Meister für dreißig Silberlinge verraten hat. Und all das hat in seinem Leben mit einem kleinen Diebstahl begonnen. Und dass er am Schluss ganz schamlos seinen Meister verkauft hat, war nur das Endergebnis davon.

Es ist überhaupt kein Zufall, dass der Apostel Paulus im Epheserbrief 4, 28 nicht die Welt, sondern die Christen so anspricht: „Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.“

Es gab nämlich schon in der Urgemeinde solche Menschen, die nicht gearbeitet haben, sondern die vom Stehlen gelebt haben. Diese Menschen ermahnt der Apostel in der Gemeinde, dass sie die Taten der Dunkelheit ablegen und den neuen Menschen anziehen und sich im Geist und Sinn erneuern müssen.

Eine andere Form des Diebstahls in der Bibel ist eine Sache, die wieder nur die Gläubigen gefährdet, wenn das Volk Gottes vergisst, Gott den Zehnten vollständig zu geben. Der Prophet Maleachi nennt das Diebstahl, wenn das Volk Gottes es vergisst, dass es alles, was es hat, von Gott bekommen hat. Maleachi 3 8-10 sagt: „Darf ein Mensch Gott berauben? Ja, ihr beraubt mich! - Ihr aber sagt: "Worin haben wir dich beraubt?" Im Zehnten und im Hebopfer. 9 Mit dem Fluch seid ihr verflucht[a], mich aber beraubt ihr <weiterhin>, ihr, die ganze Nation! 10 Bringt den ganzen Zehnten in das Vorratshaus[a], damit Nahrung in meinem Haus ist! Und prüft mich doch darin, spricht der HERR der Heerscharen, ob ich euch nicht die Fenster des Himmels öffnen und euch Segen ausgießen werde bis zum Übermaß!“

Und als die Pharisäer und die Anhänger des Herodes versucht haben, Jesus in eine Falle zu locken, hat Jesus folgendes gesagt: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!“ Die Pharisäer hatten Jesus nämlich vorher gefragt, ob man dem Kaiser Steuern zahlen muss. Sie wussten, wenn Jesus hier ja sagt, dann verliert Jesus von seiner Popularität, wenn er sich aber gegen die Bezahlung der Steuer ausspricht, dann kann man Jesus als Rebellen anzeigen. Aber Jesus hat um einen Silbergroschen gebeten. Und er hat gefragt: Wessen Bild und Aufschrift steht auf dem Geldstück? Und als das Ergebnis war, dass das Geld dem Kaiser gebührt, hat Jesus auch darüber gelehrt, dass man nicht nur dem Staat die Steuer geben muss, sondern dass man auch Gott etwas schuldig ist. Die ganze Welt gehört Gott. Und wir Menschen, auch wir Christen vergessen oft, dass allein Gott der Eigentümer von allem ist.

Der Diebstahl beginnt damit, wenn man bei etwas, was einem eigentlich nicht gehört, sagt: das ist meins. Wenn man vergisst, dass irgendetwas nicht einem selbst, sondern Gott gehört. Und wenn man vergisst, dass man nur ein Verwalter Gottes ist, dem Gott Güter übergeben hat und dass man am Ende über diese Güter Gott gegenüber Rechenschaft geben muss. Deshalb haben die Menschen im alten Testament Gott ihren Zehnten gegeben. Damit haben sie es ausgedrückt, dass sie nichts Eigenes haben, dass sie alles von Gott bekommen haben.

Deshalb ist es auch sinnlos, wenn ein Gläubiger sich rühmt. Paulus sagt im 1.Kor 4, „Denn wer gibt dir einen Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?“

Alles was ich habe gehört Gott, und wenn ich mich über etwas rühme, gibt das darüber Zeugnis, dass ich mir etwas von Gott aneigne und dass ich ein Dieb bin.

Unser ganzes Leben gehört Gott, aus zwei Gründen. Zum einen gehört jeder Mensch automatisch Gott, und zwar durch das Recht der Schöpfung. Nach der Bibel sind solche Aussagen falsch: das ist mein Leben und ich mache mit meinem Körper, was mir gefällt. DerSinn des Diebstahls ist, dass man sich etwas zu eigen macht, was einem nicht gehört. Wenn man sein Leben nicht nach der heiligen Schrift richtet, stiehlt man sein Leben automatisch von Gott, man bestiehlt Gott. Zum zweiten gehört das Leben der Gläubigen Gott deshalb auf eine ganz besondere Art und Weise, da Jesus unser Leben erlöst und durch sein Blut teuer erkauft hat.

Paulus sagte den Christen in Korinth, die ihren Leib von Gott zurückgenommen haben und die so gelebt haben, wie es ihnen gefallen hat: „Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und daß ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.“ 1.Kor 6,19-20

Gott hat uns durch das Blut Jesu erkauft, unser Leib ist ein Tempel Gottes, in dem der heilige Geist Wohnung genommen hat. Deshalb kann man mit seinem Körper nicht machen, was einem selbst gefällt. Es wäre gut, wenn es uns bewusst wäre, dass unsere Hände, unsere Füße, unsere Augen, unsere Ohren und unser ganzer Körper Gott gehört. Und jeder Diebstahl fängt damit an, wenn man sich von Gott für ein oder zwei Stunden zurückstiehlt. Wenn wir nicht das machen, was der in uns wohnende heilige Geist sagt, sondern wenn wir nach unserem eigenen Kopf gehen. Deshalb warnt uns das Wort Gottes im 1.Kor 3,17: „Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben,“

Eine andere Art des Diebstahls ist es, wenn man Zeit stiehlt. Daher stammt auch der Begriff Tagedieb. Man kann seine eigene Zeit stehlen, aber man kann auch die Zeit von anderen rauben, wenn einer die kostbare Zeit von anderen immer wieder wegnimmt und der andere mit seiner Arbeit dann nicht vorwärts kommen kann. Dazu gehört auch, wenn jemand an seinem Arbeitsplatz etwas anderes macht als das, was er sollte, wenn er nur so tut, als ob er fleißig arbeiten würde.

Laut Bibel ist es auch Diebstahl, wenn man die von Gott bekommenen Fähigkeiten und Gaben für sich behält. Wir können darüber im Gleichnis von den anvertrauten Zentnern lesen, wo ein Diener seinen Zentner in der Erde vergraben hat. Stellt euch vor, was passiert wäre, wenn der Arzt, der das Antibiotikum erfunden hat, seine Erfindung nicht mit anderen geteilt, sondern nur für sich behalten hätte. Oder wenn jemand das Gegenmittel gegen Krebs finden, es aber für sich behalten würde. Wenn etwas ein Segen für die Menschen wäre, aber jemand es nur für sich selbst behält, würde er damit viele Menschen oder vielleicht sogar die ganze Menschheit bestehlen. Deshalb sagt der Apostel Paulus auch, dass er ein Schuldner ist, das Evangelium zu verkündigen. Er schuldet es den Griechen und der Nichtgriechen, den Weisen und den Nichtweisen, die frohe Botschaft zu predigen. Ein Obstbaum oder eine Weinrebe bringt nie für sich selber Früchte, sondern sie bringen die guten Früchte für die anderen Menschen, für ihre Umgebung. Man kann das Diebstahlsverbot nicht nur so übertreten, indem man bei jemandem einen konkreten Schaden anrichtet, sondern auch so, wenn man nicht das gibt, was man jemandem schuldig ist.

Eine andere Art des Diebstahls ist es, wenn man seine Schularbeit, Abschlussarbeit oder Diplomarbeit von anderen abschreibt. Das kann schon in der Grundschule beim Spicken beginnen.

Ein großes Thema in den Medien war eine Zeit lang auch der frühere Minister Guttenberg. Das ganze Land hat darüber diskutiert, ob es Diebstahl war, was er gemacht hat oder nicht, und wenn ja, ob denn nicht alle anderen auch stehlen.

Und zum Schluss können wir hier auch noch eine ziemlich moderne Form des Stehlens erwähnen, die sich durch Computer und Internet sehr weit verbreitet hat. Es ist eine wichtige Frage, ob die Programme auf unserem Rechner legal sind. Ist es Diebstahl, wenn man Filme oder Musik im Internet herunter lädt? Ist es Diebstahl, wenn man ein Bild, das man im Internet in einem Blog gefunden hat, auf seiner eigenen Seite verwendet?

Auf jeden Fall ist der Diebstahl auch so eine Sünde, die den Menschen aus dem Reich Gottes ausschließt. Das Gebot macht keinen Unterschied zwischen kleinen und großen Diebstählen.Die Bibel sagt nicht, dass nur der Bankräuber das Reich Gottes nicht erben wird, sondern es steht so im Wort Gottes: „Laßt euch nicht irreführen! Weder … Diebe, Geizige, Trunkenbolde, Lästerer oder Räuber werden das Reich Gottes ererben.“ Es wäre gut, wenn Gott unsere Augen öffnen würde. Und wenn wir im Licht Gottes etwas erkennen, was in unserem Leben vielleicht auch in die Kategorie dieses Gebotes gehört, dann wäre es gut, wenn wir dann bußfertig vor Gott treten würden.

Jesus hat zu Zachäus gesagt, nachdem dieser bereit war, das gestohlene Geld zurückzugeben:

„Heute ist diesem Hause Heil widerfahren“

Ich wünsche mir und allen, die heute da sind, dass wir dieses Heil, das ewige Leben, von Jesus annehmen können.

Amen

 

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Zusätze
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