Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

(33) Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein Baum ist faul, so wird auch seine Frucht faul sein. Denn an der Frucht erkennt man den Baum. (34) Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. (35) Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser Mensch bringt Böses hervor aus seinem bösen Schatz. (36) Ich sage euch aber, daß die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tage des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben. (37) Aus deinen Worten wirst du gerechtfertigt werden, und aus deinen Worten wirst du verdammt werden. Mt 12, 33-37

Liebe Gemeinde, heute Morgen möchte ich über das nächste der Zehn Gebote, über das Falschzeugnisverbot sprechen. Dieses Gebot lautet so: „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten..“

In diesem Gebot geht es um unsere Rede, wie wir über andere Menschen sprechen. Es geht um das Verbot der Lüge und es handelt davon, dass wir einander nicht verleumden dürfen. Man kann also dieses Gebot in unsere heutige Sprache auch einfach so übersetzen: „Du sollst nicht lügen.“ Und die positive Formulierung des Gebotes lautet so: „Sag die Wahrheit.“ Es ist ganz wichtig, dass unsere Zunge immer die Wahrheit sagt. Gott möchte, dass seine Kinder hundertprozentig die Wahrheit sagen und dass sie hundertprozentig ehrlich sind. Wenn wir nur zu neunundneunzig Prozent ehrlich sind und zu einem Prozent nicht, haben wir Gottes Gesetz übertreten. Es ist Gottes Wille, dass seine Kinder glaubwürdig sind. Und wir müssen keine Lügen benutzen, damit es uns besser geht. Christus hat gelehrt: „Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“1Mt. 5,37

Gottes Gebot und unser Herr Jesus Christus möchte also heute auf die Sünde unserer Zunge aufmerksam machen. Wir müssen besonders aufpassen, was wir sagen. Wir haben es so gelesen, dass Christus seine Hörerschaft so ermahnt, dass die Menschen am Tag des jüngsten Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort Rechenschaft geben müssen. Das heißt, wir werden nach unserer Rede beurteilt werden, ob wir verloren gehen oder ob wir das ewige Leben haben werden. Wenn der gerechte Richter, unser Herr Jesus Christus, erscheinen wird, wird es eine ganz große Rolle spielen, wie wir während unseres Lebens gesprochen haben. Wir werden entweder frei gesprochen oder verurteilt werden. Wir denken nur selten daran, wenn wir reden. Die große Frage ist, wozu wir unsere Zunge gebrauchen. Nutzen wir unsere Zunge für die Erbauung von anderen oder verursachen wir bei ihnen Schaden.

Die Bibel spricht ganz offen darüber, dass ein Gerichtstag kommen wird, an dem jeder sorgfältig geprüft wird, zu welcher Gruppe er gehören wird. Jesus kommt eines Tages wieder und er wird die Schafe von den Böcken scheiden. Der Unterscheid wird auf jeden Fall gut sichtbar sein, wer richtig gesprochen hat und wer falsch. Nicht nur unsere Taten werden darüber Zeugnis geben, zu welcher Gruppe wir gehören werden, sondern auch unsere Zunge wird zeigen, wie wir mit unseren Mitmenschen gesprochen haben. Wie die Farben schwarz und weiß sich scharf voneinander abgrenzen, so werden auch die zwei Gruppen voneinander getrennt werden. Die einen, die auf ihre Zunge aufgepasst haben und die anderen, die ihre Zungen falsch genutzt haben. Es ist furchterregend, dass all das, was wir im Leben vielleicht versucht haben zu verheimlichen und zu verbergen, am Tag des Gerichtes offenbar sein wird. Jede Sünde, jede Unterlassung, jede Falschheit wird innerhalb eines Augenblickes vor jedem sichtbar werden und wir müssen vor dem gerechten Richter für unsere Taten sowie für unsere Worte Rechenschaft geben. Es ist erschreckend, wenn wir über das Wort Gottes ehrlich nachdenken und unser ganzes Wesen protestiert vielleicht gegen Jesu Wort, wenn er über unsere Verantwortung spricht und dass wir uns tatsächlich für alle Worte verantworten müssen. Im menschlichen Leben kann man nämlich vieles tun und sagen, ohne dass es Folgen hat.

Und es führt vielleicht viele in die Irre, dass man auf der Erde so Manches verheimlichen und verhüllen kann. Wir trösten uns vielleicht so, das es nicht so schlimm ist oder wir denken: es wird nicht auffliegen und nicht ans Licht kommen. Die Erfahrungen zeigen, dass die bösen Menschen immer erfolgreicher werden, sie werden immer reicher. Es lohnt sich nicht, immer die Wahrheit zu sagen. Man hat oft einen Nachteil, finanziell oder auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen, wenn man immer die Wahrheit sagt und wenn man ehrlich bleibt. Durch Gottes große Geduld könnten wir auch denken, dass unsere Worte und Taten ohne Folgen bleiben. Aber eines Tages müssen wir alle vor Christus erscheinen, wenn der Sohn Gottes Gericht hält. Dann wird jeder Mensch bekommen, was er verdient hat und auch unsere Worte werden dabei eine ganz große Rolle spielen. Deshalb will uns Jesus durch sein Wort rechtzeitig warnen, da wir eine sehr große Verantwortung haben, wozu wir unsere Zunge auch im Alltag verwenden.

Im klassischen Sinn bezieht sich das Falschzeugnisverbot auf die Rechtsprechung. In der biblischen Zeit wurde ein Urteil von dem Ältesten einer Stadt auf Grund dessen ausgesprochen, was die Zeugen in ihren Aussagen gesagt haben. Wenn zwei oder drei Zeugen übereinstimmend etwas über den Angeklagten behauptet haben, wurde der Beschuldigte durch die Zeugenaussage frei gesprochen oder verurteilt. Die Verantwortung der Zeugen war unglaublich groß, ob sie tatsächlich ganz genau das gesagt haben, was geschehen ist oder ob sie die Geschichte vielleicht ein bisschen ausgeschmückt und ergänzt haben, wie sie über den Angeklagten gedacht haben. Man konnte auch vor Gericht die Wahrheit ein bisschen abändern, und es gab auch solche falschen Zeugen, die im Voraus eine Abmachung getroffen haben, dass sie die Lüge behaupten werden. Wenn zwei oder drei vor dem Gericht dasselbe gelogen haben, wurde vielleicht der Angeklagte unschuldig verurteilt oder unschuldig hingerichtet. Wenn es sich später herausgestellt hat, dass es falsche Zeugnisse waren, haben die falschen Zeugen dieselbe Strafe bekommen, die wegen ihnen vollzogen wurde. Zeuge zu sein war nicht ohne Risiko. Und der Einfluss auf das Urteil war sehr groß. Das Gebot „Du sollst nicht falsch Zeugnis reden“ war kein kleineres Gebot als das Gebot „du sollst nicht töten“ oder „du sollst nicht ehebrechen“. Menschenleben hingen davon ab, ob jemand die Wahrheit gesagt hat.

Im Alten Testament wurde Nabot deshalb zum Tod verurteilt, weil zwei bestochene Schurken so über ihn gesprochen haben: „Nabot hat Gott und dem König geflucht!“21.Kön 21,13 Deswegen wurde Nabot letztendlich vor die Stadt hinausgeführt und gesteinigt. Wir finden im Neuen Testament in Jesu Prozess auch wieder zwei falsche Zeugen. Das falsche Zeugnis verursachte letztendlich den Tod unseres Heilandes. Im weiteren Sinn bezieht sich dieses Gebot aber auch auf jede einzelne Lüge und Halbwahrheiten, weil wir nicht nur vor einem menschlichen Gericht ein falsches Zeugnis geben können, sondern wir sind ständig in der Gegenwart des obersten Richters und Gott sieht und hört, wie wir über andere Menschen sprechen. Das ist typisch für uns Menschen, dass wir außerhalb des Gerichtssaals ständig über die Fehler von anderen sprechen. Die Fehler und Fehltritte unserer Nächsten sind unser Hauptthema. Wenn wir im Freundeskreis oder in der Familie zusammen sind, vielleicht sogar nach einem Gottesdienst, reden wir gern über die, die gerade nicht dabei sind. Oft ist es uns vielleicht gar nicht bewusst, dass wir dabei die Sünden der anderen gerne übertreiben, sie etwas dunkler malen. Vielleicht sagen wir auch etwas weiter, was wir nur vom Hören-Sagen wissen und gar nicht mit Sicherheit bestätigen können. Leider gibt es auch unter Christen immer wieder viel Klatsch und Tratsch und durch die negative Rede kann sehr vieles kaputt gehen. Eine ganze Gemeinde kann so kaputt gehen, wenn miteinander anders gesprochen wird, als hintenherum. Ich habe es sogar auch schon in unserer Gemeinde erlebt, dass manche weggeblieben sind, weil sie gemerkt haben, wie hinter dem Rücken von anderen gesprochen wird. Die Bibel sagt in Sprüche 10,19: „Wo viel Worte sind, da geht’s ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist klug.“

Selbst dann, wenn etwas wahr ist, müssen wir prüfen, ob es wirklich unsere Aufgabe ist, diese Nachricht weiterzusagen. Ist es unser Auftrag, andere Menschen anzuklagen? Die Bibel sagt über den Satan, dass er die Menschen anklagt und immer nur das schlechte hervorsucht. Zum falschen Zeugnis kann auch gehören, wenn wir nicht in Gottes Auftrag sprechen, also nicht mit der Absicht zu helfen, sondern wenn wir das, was wir sagen, mit bösen Absichten tun, um dem anderen zu schaden. Hinter jeder Verleumdung, bösartiger Anklage, Lüge und Halbwahrheit steht der Satan. Die Bibel nennt den Teufel den Vater der Lüge, die Lüge ist eine Hauptcharaktereigenschaft des Satans. Wenn jemand lügt, gebraucht er ein Werkzeug des Teufels. Jesus sagt dazu: „Der (Teufel) ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm.“3Joh. 8,44 In der vom Sündenfall gekennzeichneten menschlichen Natur ist die Lüge sehr tief verankert und so lange ein Mensch nicht wiedergeboren wird, ist die Lüge charakteristisch für ihn. Die Frohe Botschaft ist aber, dass wir nicht zum Vater der Lüge gehören müssen, sondern dass wir die Kinder der Wahrheit sein dürfen. Diese wunderbare Verwandlung passiert nicht durch eine Besserung meines Verhaltens, also dass ich mir zum Beispiel vornehme, nicht mehr zu tratschen, sondern es ist dafür eine echte Bekehrung notwendig, dass unser Leben unter die Herrschaft Gottes kommt, dass auch über unserer Zunge der Heilige Geist der Herr ist.

(22) „Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. (23) Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn (24)

und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. (25) Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.“ Eph 4, 22-25

Die Bibel lehrt, dass die Zunge von niemandem gezähmt werden kann und dass sie voll tödlichen Giftes ist. Der Mensch kann nicht nur mit Waffen töten, sondern auch mit der Zunge, mit ihr kann man riesigen Schaden anrichten. Man kann in der Gemeinde Misstrauen säen, den guten Ruf des anderen ruinieren und eine schlechte Atmosphäre schaffen. Das Wort Gottes rät uns in Epheser 4,29, dass wir dann reden sollen, wenn das, was wir sagen, erbaut und notwendig ist, damit es Segen bringt denen, die es hören.

Gott segne unsere Gemeinde und er gebe möglichst viele solche Menschen, deren Rede allezeit freundlich und mit Salz gewürzt ist, wie es Paulus gesagt hat.

„Du sollst nicht falsch Zeugnis geben“ bedeutet also nicht, dass ich am besten gar nichts mehr sage und gar nicht mehr rede, weil ich dann nichts falsches sagen kann, sondern es bedeutet auch, dass ich mit dem, was ich sage, für andere zum Segen sein soll. Unser Reden sollte andere aufbauen und zu Christus führen. Unsere Zunge sollten wir auch gebrauchen, um andere zu ermutigen und für sie zu beten, die Fürbitte ist auch ganz wichtig. Ohne Jesus sind wir dazu nicht in der Lage, deshalb ist es notwendig, dass er der König in unseren Herzen ist.

Amen

Von: Pastor Dániel Papp

 

Download PDF

 

Zusätze
© 2010 EFG Plauen - Baptisten (Rechte Dritter bleiben unberührt). Alle Rechte vorbehalten. Losungen: © Evangelische Brüder-Unität – Herrnhut