Gott nahe zu sein ist mein Glück.

Psalm 73,28 (E)

Vorige Woche haben wir von vielen Dingen gehört, die Menschen unglücklich machen. Im Allgemeinen hören wir eher schlechte als gute Nachrichten. Ein krasser Widerspruch, wenn man bedenkt, dass die meisten Menschen darauf aus sind glücklich zu sein. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die Medien Angst haben gute Nachrichten zu verbreiten, weil sie befürchten dass dann die Zuhörer, Leser oder Zuschauer sich glücklich wähnen und kein Interesse an vermarkteten Nachrichten haben.

Wir sollten auch nicht vergessen, dass glückliche und zufriedene Menschen schlechte Kunden sind. Sie kommen nicht jede Woche und wollen etwas Neues oder Besseres, sie kommen gar nicht mehr, weil sie zufrieden sind. Das kann auf Dauer kein Unternehmer durchstehen, es würde reihenweise Insolvenzen geben und unsere Wirtschaft, die ja auf Wachstum ausgerichtet ist, würde zusammen brechen.

Die Jahreslosung für dieses Jahr ist nicht nur eine Feststellung, sondern auch eine Aufforderung unseren Blick ganz auf Gott zu richten, wenn wir das Glück suchen. Warum dies genau das Gegenteil unserer wachstumsproklamierten Wirtschaftsgesellschaft ist wird sich noch zeigen.

Glück scheint dabei etwas zu sein, was der Mensch unbedingt haben möchte, er stellt die verrücktesten Dinge an, um ein bisschen von diesem Glück abzubekommen. Genauso diffus ist dabei die Art und Weise, wie man zu Glück kommen könnte. Es scheint noch keinem gelungen zu sein, ein Rezept für „Glücklichsein“ gefunden zu haben, oder er hält es geheim.

Der Psalmist des Psalm 73, aus dem die Jahreslsoung entnommen ist indes, gibt uns schon einen eindeutigen Hinweis auf den Weg zum Glück. Nun könnte ich eigentlich schon zum Ende kommen und wir könnten Heute früher nach Hause gehen, wo das Mittagessen wartet. Das kann ja eigentlich nicht sein, ist ja schließlich die erste Folie, so’was gab es bei mir noch nie! Richtig!

Mal sehen, vielleicht gibt es ja noch eine zweite Folie?

Tatsächlich, sehr schön. Ein Glücksschwein, ein Glückskleeblatt und ein Hufeisen. Da haben wir ja unser Glück. Ach, wenn es so einfach wäre, dann hätten wir hier lauter glückliche Leute. Wenn ich jetzt eine Umfrage machen würde und fragte was denn Glück sei, bekäme ich sehr verschiedene Antworten; keine Angst mach ich nicht, es steht ja schon alles an der Leinwand.

Für den Einen ist es Erfolg im Beruf, oder ein Sechster im Lotto, aber auf jeden Fall Gesundheit und etwas Reichtum wäre auch nicht schlecht. Ein Anderer träumt von Macht oder der „Traumfrau“ bzw. dem „Traummann“, einen schicken Sportflitzer oder einem großen Flachbildfernseher und was nicht noch alles. Viele junge Leute suchen ihr Glück im Aufmotzen ihres Autos, oder in der „Klicke“, auch in der Musik und anderen. Sie kaufen alles was von ihrem Idol angeboten wird und reisen um die halbe Welt ihren Stars hinterher.

Was ist aber, wenn die Firma in der ich gearbeitet habe pleite geht, wenn das Geld aus dem Lottogewinn ausgegeben ist, einer kommt, der noch viel mächtiger ist als ich, die „Traumfrau“ der „Traummann“ langsam zu schrumpeln beginnt und ständig über Kreuzschmerzen oder andere Wehwehchen klagt und mir tierisch auf die Nerven geht? Das Auto rostet und in dem super neuen tollen Fernseher noch immer der gleiche Quatsch kommt wie in dem Alten. Mein Idol sich als Nullnummer erweist, weil er den Alkohol mehr liebt als die Musik?

Ist dann auch mein Glück dahin? Habe ich auf Sand gebaut!

Der Psalm 73, der uns die Jahreslosung für dieses Jahr liefert, ist überschrieben mit: „Das scheinbare Glück der Frevler“.

Das, was der Psamlist aufzählt, das was das scheinbare Glück der Frevler ist, wird auch heute noch für Glück gehalten. Die schlüpfrigen Fallen von damals stehen auch heute noch überall herum. Und es gibt unglaublich viele Menschen, die nur allzu bereitwillig in sie hinein tappen (Vs. 18).

Zunächst war der Psalmist verzweifelt, traurig, fast wütend, weil gerade die, die nichts von Gott wissen wollten, die ihn verhöhnten;

„Sie sagen: «Wie sollte Gott das merken? Wie kann der Höchste das wissen?»“ (Vs. 11)

, weil sie alles das taten was Gott ein Gräuel ist, und scheinbar dennoch mit Glück überhäuft wurden. Weil sie Erfolg haben (Vs. 3), gesund und wohlgenährt sind (Vs. 4) und sich für nichts zu mühen brauchen, alles gelingt ihnen ohne Anstrengung. Und dann prahlen sie noch mit ihrem Wohlstand und schrecken vor Gewalt nicht zurück (Vs. 6).

Und doch, plötzlich erkennt er, dass dies nichts mit Glück zu tun hat, dass sie schrecklich enden werden (Vs. 19).

Es steckt aber noch ein ganz wichtiger Satz in diesem Psalm, die Verse 16 und 17 ließen mich besonders aufhorchen:

„Da sann ich nach, um das zu begreifen; es war eine Qual für mich, bis ich dann eintrat ins «Heiligtum Gottes» und begriff, wie sie enden.“

In der Guten Nachricht Übersetzung lesen wir es noch etwas verständlicher:

„16 Ich mühte mich ab, das alles zu verstehen, aber es schien mir ganz unmöglich. 17 Doch dann kam ich in dein Heiligtum. Da erkannte ich, wie es mit ihnen ausgeht:“

Er konnte es zunächst nicht verstehen, nichts half ihm, so sehr er sich mühte, er erkannte den Sinn nicht. Erst, und das ist der entscheidende Punkt, erst in der unmittelbaren Nähe Gottes viel ihm es wie Schuppen von den Augen!

Und noch etwas; ich möchte die Verse 16 und 17 wiederholen:

„Da sann ich nach, um das zu begreifen; es war eine Qual für mich, bis ich dann eintrat ins Heiligtum Gottes und begriff, wie sie enden.“

Er hat darüber nachgedacht, sich den Kopf zermartert, warum Gott den Frevlern Reichtum und Gesundheit schenkt. Und was immer er anstellte, er gelangte nicht zur Einsicht. Erst in seiner unmittelbaren Nähe, im „Heiligtum Gottes“, erkennt und versteht er welches schreckliche Ende diese Leute haben werden (Verse 19, 20). Nichts wird mehr von ihnen bleiben, plötzlich und schrecklich wird ihr Ende sein.

Aber lasst mich kurz erklären, was es mit diesem Heiligtum auf sich hat. Was meine ich mit der unmittelbaren Nähe zu Gott?

Das Heiligtum Gottes bezeichnet einen Teil der Stiftshütte oder „Zelt der Zusammenkunft“ d.h. den Ort der Offenbarung des Herrn: „… wo ich mit euch zusammen kommen werde, um daselbst mit dir zu reden. 2.Mose 29,42“. In unmittelbarer Nähe der Bundeslade

..

Wir haben keine Stiftshütte, keinen Ort um mit Gott zusammen zu kommen. Unsere Stiftshütte ist das Gebet (vgl. Mk. 26, 41). Gerade wenn es um solch schwer greifbaren Dinge geht, hilft es uns zu verstehen.

So möchte ich ein paar Hypothesen aufstellen.

  • Glück ist nichts, das man kaufen könnte
  • Glück zu erkennen ist das erste Glück, hast du dieses ist es wie Pilze suchen, die nächsten findest du ganz leicht.
  • Glück kannst du nicht erzwingen, keine Macht der Welt ist mächtig genug, auch nur das kleinste bisschen Glück zu binden.
  • Glück ist sehr sehr zerbrechlich, wer zu unvorsichtig ist, läuft Gefahr es zu verlieren.
  • Glück kann vermehrt werden, teile es und du hast doppelt so viel davon!

Das klingt nun aber schon etwas abgehoben. Wie soll ich denn etwas teilen, wenn Geld, Macht, Liebe nichts mit Glück zu tun haben? Alles was ich teilen könnte ist doch irgendwie Materiell?

Das stimmt, wenn man alles Materielle mit Glück gleichsetzt. Ok, also lautet die Aufgabe, such nach Immateriellen! Aha, was denn z.B? Versuchen wir es mal, nehmen wir z.B. Freude, Freude ist gut, das gefällt jedem. Wie teile ich Freude? Ich bräuchte eine „Freudeteilenschere“; Deutsch ist so lustig, man kann einfach irgendwelche Worte nehmen und sie zusammen setzen ;) Das wirklich witzige daran ist aber, dass es durchaus solche „Freudeteilenscheren“ gibt, man kann sie nicht im Supermarkt kaufen und auch nicht über das Internet bestellen. Aber man kann seine Freude mit anderen teilen, indem man ihnen davon erzählt, ein kleines Fest ausrichtet, oder voller Freude auf Andere zugeht.

Und plötzlich hat man noch mehr Freude an der Freude, die Andere mit einem teilen. So was in der Art machen die Meisten einmal im Jahr, wenn sie Geburtstag feiern. Sie freuen sich, weil sie wieder ein Jahr, naja was eigentlich? Da geht es schon wieder los, warum soll man denn einen Geburtstag feiern, an dem man vielleicht wieder schmerzlich daran erinnert wird, dass der Körper langsam den Zahn der Zeit erkennen lässt, vielleicht war das Jahr auch alles andere als erfolgreich usw. und so fort.

Achtung: wer so an die Sache heran geht dreht sich schnell im Kreis. Wenn ich nicht vergessen habe, dass Gott das ganze Jahr bei mir war, jeden meiner Schritte mit mir gegangen ist, jede Träne mit mir geweint hat, jedes Lachen mit mir gelacht hat; was könnte es für ein größeres Glück geben.

Ich möchte zum Schluss das, was Psalm 73 andeutet noch etwas konkretisieren und betonen. In Psalm 1 lesen wir ganz genau was es mit dem wahren Glück auf sich hat.

Und ich kann das nur bezeugen. Unabhängig von den leeren verführerisch süßen Glücksgötzen zu sein, die wie Schokoladenweihnachtsmänner nur einen kurzen Genuss bieten können und dabei mit allerlei Glitzerzeug und hochglanzpolierter Fassade jeden nur allzu bereitwilligen Geist verlocken und in die Kallorienfalle tappen lassen, schafft Raum für „wahres Glück“. Sich nicht blenden zu lassen und sich den Versuchungen der Fastfoodglücksmafia zu entziehen, heisst nach dem zu suchen und zu trachten, was in unserem Glauben die Tugend nährt und in der Tugend die Erkenntnis (2. Petr. 1, 5).

Amen

 

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