Ich habe es schon länger nicht getan, die beste Ehefrau von allen tut es ab und an mal, meine Mutter macht es regelmäßig einmal die Woche und ist stolz wie Bolle, wenn es ihr besonders gut gelungen ist. Mein Stiefvater ist zwar Koch, hat es aber noch nie getan.
Die Rede ist vom Brot backen und ich habe sogar ein Brotbackbuch mitgebracht, dass ein Geologe geschrieben hat. Wie er dazu kam, steht alles in seinen Büchern, denn er ist tatsächlich so erfolgreich damit, dass er schon mehrere Bücher geschrieben hat, Seminare gibt und seine Bäckerei in Hamburg wird regelmäßig von seinen Kunden überrannt.
Was macht er anders als all die anderen Bäcker? Stellt sich hier doch die Frage.
Na zum einen weiss er sich sehr gut zu vermarkten und zum anderen ist er ein ziemliches Risiko eingegangen Brot so zu backen, dass es vor allem schmeckt UND gut bekömmlich ist. Dabei nimmt er auch keine anderen Zutaten wie die anderen Bäcker. Nur die eine Zutat verwendet fast keiner und das ist Zeit.
So liest man in allen seinen Texten, in denen er erklärt wie er zum Brotbacken gekommen ist, dass er nach langem probieren festgestellt hat, dass sich Brot ganz einfach und fast mit Erfolgsgarantie backen lässt, wenn man ihm Zeit lässt. So verzichtet er auf zu viel Kneten und übermäßigem Einsatz von Hefe. Ich habe nicht schlecht gestaunt, mit wie wenig Hefe er auskommt und dass das auch noch funktioniert.
Bevor wir aber anfangen unsere Rezepte auszutauschen, möchte ich mit euch darüber nachdenken, welche Bedeutung Brot heute für uns hat und welche Bedeutung Brot in der Bibel hatte. Besser gesagt für die Menschen der Bibel.
Das Thema „Brot“ zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Bibel und hat eine tiefe, mehrdimensionale Bedeutung:
Grundnahrungsmittel und Symbol für Versorgung
Brot steht im Alten wie im Neuen Testament für das Lebensnotwendige. Gott versorgt sein Volk – etwa mit Manna in der Wüste (2. Mose 16,4: „Da sprach der HERR zu Mose: Siehe, ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen“). Brot ist Sinnbild für Gottes tägliche Fürsorge. Und auch heute wären wir ohne Brot und andere Lebensmittel ganz schön verloren. Dass wir dieses als Geschenk betrachten dürfen, zeigt unsere eigene Geschichte aber auch das reale Erleben anderer Menschen in anderen Ländern, die um ihr täglich Brot bangen müssen und nicht wissen, ob es für sie am nächsten Tag etwas geben wird.
So ist der Satz aus Matth. 6, 11+12
11 Unser tägliches Brot gib uns heute.
12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Ein Hinweis auf diesen Zusammenhang, denn ohne das “Brot” Christi gäbe es auch kein Leben und keine Entschuldung.
Aber Brot ist auch ein …
Zeichen für Gemeinschaft und Gastfreundschaft
So brechen wir gemeinsam das Brot im Abendmal, als Erinnerung daran, dass Jesus für uns seinen Leib gegeben hat. Das Brot steht sinnbildlich für diesen Leib, der unserer Schuld wegen gebrochen wurde. Das tun wir auch, um uns der Gnade zu erinnern, die uns durch Jesu Tod am Kreuz zuteil wurde. Daher auch die Bezeichnung “Erinnerungsmal”. Aber es steht auch für die Gemeinschaft mit allen, die mit uns das Brot brechen wollen und so wie wir Jesu Gnade annehmen. Einleitend wird immer eine Einladung dazu ausgesprochen, die für das Evangelium steht und für jeden gilt und Ausdruck unserer Gastfreundschaft ist.
Doch teilen wir auch “Brot”, wenn wir zusammen sitzen, gemütlich beim Essen und in Gespräche vertieft. Dieses Zusammensein ist nicht nur der reinen Nahrungsaufnahme zugedacht, sondern gilt in den meisten Kulturen als Zeit des Kennenlernen, des Gedankenaustauschs oder der Auffrischung einer Beziehung. Meistens sitzen wir zusammen beim essen und trinken, wenn es etwas zu feiern gibt. Diese Gemeinschaft hat also eine sehr wichtige Bedeutung in unserem Miteinander. Oder denken wir an die vielen Empfänge, die es gibt. Kommt ein Staatsgast zu Besuch, so wird er auch immer zum Essen geladen und es werden die feinsten Speisen und Getränke aufgetischt. Mitunter lässt sich der Rang und die Stellung der Person daran ablesen, welche Wertigkeit die Speisen haben. Daher kann bei solchen Anlässen auch gehörig viel daneben gehen und so mancher Gastgeber wird sich vielleicht mit Grausen daran erinnern, wenn das passiert ist. So wird sich bei solchen Gelegenheiten besondern viel Mühe gegeben und so manche Ehe wurde dadurch schon auf die Probe gestellt.
Dennoch lesen wir auch:
Und Jesus antwortete ihm und sprach: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort Gottes«. Luk. 4, 4 (SCHL)
Gemeint ist damit das …
Bild für Gottes Wort
Denn was auch immer wir in uns hinein stopfen, so nährt es doch nur unsere Hülle. Doch was ist mit unserem Geist?
Und so unglaublich es auch klingen mag, oder auch überraschend; auch unser Geist möchte gefüttert werden, braucht Nahrung um nicht zu verkümmern oder zu schrumpfen. Oder im schlimmsten Fall sogar zu sterben.
So ist Gottes Wort eine sichere Quelle um den Geist nicht nur am Leben zu erhalten, sondern auch wachsen und gedeihen zu lassen. Doch warne ich ausdrücklich davor, nicht in Fastfood-Manier zu verfallen und alles ungar in sich hineinzustopfen, es wird dann nur schlecht verdaut und sorgt für Magenschmerzen. Das ist eine schwierige Metapher, weil mir grad nichts einfällt, das sich als Gegenstück im Geiste zum Magen stellen könnte ;) Aber ihr wisst sicher wie es gemeint ist.
Was ich sagen möchte ist, genießt das Wort Gottes wie eine erlesene Speise oder einen guten Wein, in Gemeinschaft und im Gespräch mit anderen, Erst dann wird sich die beste Wirkung entfalten und das “Wort” kann reifen und Kraft schenken.
Und so kommen wir schon zu unserem Predigttext für heute, der sich mit …
Christus als das wahre Brot
beschäftigt und er steht in Joh. 6, 30-35:
30 Sie erwiderten: »Gib uns einen Beweis für deine Bevollmächtigung! Lass uns ein eindeutiges Wunderzeichen sehen, damit wir dir glauben. 31 Unsere Vorfahren aßen das Manna in der Wüste. In den Heiligen Schriften heißt es von Mose: 'Er gab ihnen Brot vom Himmel zu essen.'« 32 Jesus entgegnete: »Amen, ich versichere euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. 33 Das wahre Brot Gottes ist das, das vom Himmel herabsteigt und der Welt das Leben gibt.« 34 »Herr«, sagten sie, »gib uns immer von diesem Brot!« 35 » Ich bin das Brot, das Leben schenkt«, sagte Jesus zu ihnen. »Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein. Wer sich an mich hält, wird keinen Durst mehr haben«.
Liest man den Absatz von Anfang an (Vers 22-59), so merkt man schnell wie schwer es ihm fiel auszudrücken, was er den Menschen sagen wollte und es war ihm augenscheinlich sehr wichtig, aber eben auch ketzerisch - aus der Sicht der Pharisäer. Denn ER behauptete ja nichts weniger, als dass ER göttlich sei und das war damals als Gotteslästerung verpönt.
Dennoch wiederholt ER mehrmals was für uns heute so offensichtlich ist.
Der erste Vers hat es schon in sich:
Sie erwiderten: »Gib uns einen Beweis für deine Bevollmächtigung! Lass uns ein eindeutiges Wunderzeichen sehen, damit wir dir glauben.
Sie wollen also Beweise?
Das könnte uns heute auch passieren, wenn wir versuchten anderen das Evangelium zu erzählen, oder?
Und die Menschen waren damals genauso skeptisch, wie die Menschen heute. Na, vielleicht sind die Menschen heute noch ein wenig skeptischer, ich weiss nicht. Andererseits glauben sie ja dann doch jeden Unsinn, der ihnen präsentiert wird. Aber vielleicht liegt es ja genau daran, es geht um die Präsentation.
Wenn wir also das Evangelium vortanzten oder mit fetzigen pyrotechnischen Effekten vortragen würden, vielleicht wären die Menschen, die wir ansprechen wollen dann offener? Ich befürchte genauso ist es, war es schon immer und wird es vermutlich auch in 1000 Jahren noch sein. Aber ich bin mir doch recht sicher, dass es Jesus im Vergleich zu uns nicht wirklich leichter hatte, trotz der Wunder die er vollbrachte und seinem beeindruckenden Charisma.
Jesus lies sich davon aber nicht beirren, er wiederholte einfach das Gleiche mit anderen Worten, versuchte auf immer neuen Wegen deutlich zu machen, was doch eigentlich ganz einfach ist. Aber so ist das halt, wenn dir einer nicht glauben will, kannst du alles mögliche versuchen und du wirst doch keinen Erfolg haben. Es bringt also nichts, den anderen immer und immer wieder überzeugen zu wollen. Muss es ja auch nicht, denn das Evangelium ist ja keine Ramschware, die unter die Leute gebracht werden muss, es ist ein Angebot. Und noch ist jeder frei in seinem Willen.
Doch zeigt Jesu mit seiner Beharrlichkeit auch, dass es mitunter mühsam sein kann und wir daher nicht leichtfertig aufgeben sollen. So unter dem Motto: “Na gut, du willst mir nicht glaube, dann lass es halt!“, dafür ist das worum es geht, viel zu wichtig.
In Vers 33 lesen wir:
Das wahre Brot Gottes ist das, das vom Himmel herabsteigt und der Welt das Leben gibt.
Ich lese daraus zweierlei. Zum einen bezeichnet sich Jesus selbst als das wahre Brot, dass von Gott in die Welt, vom Himmel herab, gesandt wurde. Und das ist schon ein wilder Vergleich. Aber ersetzen wir Brot mit Kraft, Lebensspender, so wird deutlich was Jesus gemeint haben könnte. In dieser Richtung wird klar, dass es eben nur er sein kann, der die Leblosigkeit und Schwäche unserer Welt überwinden kann. Das betrifft dann doch jeden einzelnen, denn jeder einzelne lebt in dieser Welt.
Zum anderen sagt Jesus indirekt, dass unsere Welt ohne Leben sei!
… und der Welt das Leben gibt.
Auch dieses Bild scheint abwegig, weil doch um uns herum so viel Leben ist. Erinnern wir uns an meine eingehenden Worte und die Aufteilung in Leib und Geist, dann wird klar; Jesus meint den Geist und die Welt ist ohne Geist. Wie dieser Geist mit Leben erfüllt werden kann sagt ER ja auch - und das kann nur durch IHN geschehen.
Dennoch stelle ich mir die Frage, was denn dann mit unserem körperlichen Leben ist, sieht ER das als weniger Wert an, es zu bewahren? Ist es nur ein Transportmittel unseres Geistes, damit dieser nicht unwirsch durch den Äther flutscht?
Wer sich einmal mit der Monadenlehre1 von Leibnitz beschäftigt hat, findet dort ein Gerüst, das diese Gedanken zusammenfasst. Aber all das übersteigt letztlich unser Vorstellungsvermögen. Denn letzten Endes scheitern wir mit dieser Vorstellungswelt, weil es uns zu weit in die Schöpfungslehre Gottes zurück führt. Und auch wenn es sehr interessant ist darüber nachzudenken und es an der ein oder anderen Stelle hilfreich erscheint, so bleibt, wie Paulus es schreibt, unsere Erkenntnis nur Stückwerk, weil Gott sich in dieser Hinsicht dann doch nicht in die Karten gucken lässt. Und das ist wohl auch besser so, weil wir Menschen allzu sehr dazu neigen unseren Erkenntnisgewinn gegen einander zu verwenden :(
Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. (1.Korinther 13,9)
[^monade]: Monadenlehre von Leibnitz
Und doch traue ich den meisten Menschen zu, dass sie zu der Erkenntnis kommen, das Teilen alle voran bringt. In Zeiten von “America first”, “Deitschland den Deitschen”, “Deutschland sucht den Superstar” und wie sie alle sich als die Heilsbringer verkaufen, ist das Opposition pur, ok. Aber muss es dann nicht heißen: “Jetzt erst recht!“?
Glaubt denn wirklich jemand, dass ausgerechnet “er” zu den Gewinnern gehören würde und das tatsächlich genug für alle da wäre? Dann müssten wir doch schon alle in der Glückseligkeit schweben, nicht wahr?
Ja, es klingt fromm, althergebracht und irgendwie so, als wäre ich nachher der einzige Dumme, der immer teilt und alle anderen bekommen immer mehr. Und das mag in der Wahrnehmung so sein, dann leider nur deshalb, weil so viele eben nicht teilen was sie haben. Wer aber nicht begreift, dass wir Menschen darauf angewiesen sind uns einander zu unterstützen, der wird eine böse Überraschung erleben.
Im letzten Absatz offenbart Jesus:
»Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungrig sein. Wer sich an mich hält, wird keinen Durst mehr haben«
Und das dürfen wir so verstehen, dass jeder der sich zu Jesus bekennt, das Leben wählt. Hier arbeitet ER mit sehr viel Symbolik und wir müssen ein wenig weitschweifiger denken. Einiges hatte ich oben schon ausgeführt. Doch wenn wir Brot und Wein vs. Hunger und Durst, damit gleichsetzen, dass es um Nahrung von Körper und Geist geht, so geht es damit doch auch um das Leben schlecht hin. Nun ist es irgendwie schwer vorstellbar, dass wir das Leben in irgend einer Weise teilen könnten, so wie ich es oben für das Brot vorgeschlagen habe. Aber was passiert, wenn wir teilen?
Am besten wir probieren das einmal aus!
// Brot austeilen
Ok, der Rahmen ist natürlich etwas ungewöhnlich, etwas steif und natürlich war das jetzt auch eine Überraschung. Aber vielleicht ist euch aufgefallen, dass jedes Stück das ihr geteilt hattet, eines für den in eurer Nähe und eines für euch selbst, ihr dann doch zwei Stücke hattet, weil euer Vorgänger schon ein Stück mit euch geteilt hat und ihr selbst ja auch eines behalten hattet. So habt ihr doch mehr bekommen, als das reine teilen vermuten ließ, oder?
Das war ein kleines Experiment und ich hoffe ihr habt gemerkt, wie dankbar und bereichernd teilen sein kann. Vor allem weil ich das Brot ja schon mitgebracht hatte ;)
Es geht aber nicht nur darum Brot miteinander zu teilen, auch wenn das tatsächlich für eine viel gelöstere Atmosphäre sorgt und die Stimmung miteinander aufhellt. Überlegt einmal was ihr alles teilen könntet:
Nöte und Sorgen
Freude
Erfolg
eine Prämie vom Chef
Kirschen, die dieses Jahr in Mengen gereift sind
Geschichten (Gute und Schlechte)
Erkenntnis
Fragen und Antworten
Leidenschaft
Interessen
Hobbys
Rezepte
Zeit
Ideen oder manchmal auch einen Geistesblitz
ein gutes Buch (weiter geben)
einen Weg
Es ist auf jeden Fall eine ganz schöne Menge und wenn wir noch ein paar Stunden hätten, ich glaube wir würden noch einiges zusammen tragen können.
Aber darum geht es doch. Im teilen sind wir uns auch sehr nah. Wir leben nicht nebeneinander her, sondern leben miteinander. Jesus möchte das auch. ER freut sich wie Bolle, wenn wir alles mit ihm teilen, das was ich oben aufgezählt habe und noch viel mehr. Und damit das nicht zu einseitig wird. Ist ER von Herzen gerne bereit seine Kraft, Geduld und Liebe mit uns zu teilen. Was aber das wichtigste ist und das lesen wir ganz genau in unserem Predigttext, ER teilt mit uns das ewige Leben und seine Gegenwart.
Auch bin ich mir sicher, dass ER seine Erkenntnis mit uns teilen wird und das ist dann kein Stückwerk mehr, sondern vollkommen in allen Belangen.
Wir werden dann vollkommen sein in allen Belangen!
Amen