class: left, top
slidenumbers: false
ratio: true
layout: true
1.Timotheus 4:4 (GNB)
Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut. Wir brauchen nichts davon abzulehnen, sondern dürfen es alles gebrauchen – wenn wir es nur mit Dank aus der Hand Gottes empfangen.
1.Timotheus 4:5 (GNB)
Denn durch das Wort Gottes und durch unser Dankgebet wird es rein und heilig.
Ich möchte heute mit einer Frage beginnen.
Wann hat sich bei euch zuletzt jemand bedankt?
Ich meine nicht so im Vorübergehen, zwischen Tür und Angel, sondern mit richtig Zeit nehmen. Und nachher hattet ihr das Gefühl; jawohl das war ernst gemeint und die Wertschätzung oder Anerkennung ist auch angekommen?
In meinem Alltag erlebe ich leider sehr häufig frustrierte Menschen, die begonnen haben zu vergleichen und schnell schleicht sich dann Neid ein. Zumindest scheint das auf den ersten Blick so. Auf mein Nachfragen aber, wird schnell ein ganz anderes Problem deutlich. Es geht im Grunde um die fehlende Wertschätzung. Da macht jemand seinen Job, und manchmal gibt es so ein paar Verrückte, die auch noch über den „Dienst nach Vorschrift“ hinaus bereit sind etwas zu leisten, und dann kommt einer und macht das gerade aufgebaute platt oder ignoriert es auf’s heftigste.
Noch viel schlimmer wird es, wenn das was einer bis dato gemacht hat, durch etwas ersetzt wird, das nicht viel anders ist, aber mit viel mehr Tamtam und vollmundigen Ankündigungen verbreitet wird und plötzlich ist der andere ein Held und der, der bisher im „Verborgenen“ nichts anderes gemacht hat, steht da wie der letzte Depp.
Das ist doch ungerecht, oder?
Na klar ist das ungerecht; und so geht es auf unserer Welt zu!
Wer nun ohne einen festen Halt ist, keinen Rückzugsort hat, wird so wie ich es oben beschrieben habe. Von Neid und Missgunst zerfressen, lauert er fortan auf alle Schwächen und Fehler derer, die ihm die Show gestohlen haben und die, die so sind wie er einst war. So ein Leben bleibt keinesfalls folgenlos, zu Neid und Missgunst gesellen sich Misstrauen, Lüge und schlussendlich Einsamkeit, weil keiner mehr etwas mit so einem zu tun haben möchte.
Gegen die Ungerechtigkeit in der Welt können wir nur wenig tun, alles muss so geschehen, damit sich das Wort erfüllt. Und dennoch haben die Menschen die Wahl. Sie können sich, wenn sie sich Jesus anvertrauen und ihm folgen, auf einen festen Halt und einen Rückzugsort verlassen. Sie werden nie Einsam sein, weil sie sich jederzeit auf Jesus fallen lassen können, um im Bild zu bleiben.
Es ist allerdings eine Entscheidung mit Konsequenzen, denn das alte Leben ist vergangen und etwas ganz Neues hat begonnen (2. Kor. 5, 17). Diese Verwandlung vom hässlichen Entlein zum wunderschönen Schwan ist es, die uns jeden Tag Grund genug gibt Dankbar zu sein.
Nun hat aber auch ein Schwan ab und zu Hunger und immer nur im Federkleid herum watscheln ist auf die Dauer doch auch etwas eintönig. Wir gewöhnen uns schnell an bequeme Umstände, nicht wahr? Und so wird das einst Erträumte schnell zur Selbstverständlichkeit. Dankbarkeit ist wichtig und sie will jeden Tag neu erobert werden. Sie hilft uns die Bodenhaftung nicht zu verlieren, aber auch den Blick für Gottes Güte zu behalten. Manchmal geht dieser Blick verloren. So spricht Paulus hier einen Streit an, der aus dem satten und bequemen Blick auf Gottes Geschenk heraus entstanden ist.
Falsche „Lehrer“, Paulus nennt sie scheinheilige Lügner, stellen Regeln auf, die nichts mit Gottes Plan zu tun haben. Sie führen die Menschen in die Irre und untergraben Gottes Weisung. Hier geht es insbesondere um Speisen die man nicht essen soll. Das erinnert mich an vorige Woche, da ging es auch um etwas ähnliches, nämlich Musik, die man wohl als Christ nicht hören sollte, ihr erinnert euch.
Das ist, liebe Geschwister, ein dünnen Eis und wer zu sehr darauf herum hüpft droht schnell einzubrechen. Deshalb mahnt Paulus auch; denn alles ist „gut“, wie es Gott geschaffen hat.
Allein unsere Einstellung zu den Dingen macht aus guten Dingen Schlechte. Aber wäre das Gott gegenüber nicht sehr undankbar? Paulus Vorschlag alles zu heiligen indem wir es mit Dankbarkeit annehmen, ist daher folgerichtig. Wie können wir einerseits wie selbstverständlich sagen, dass Gott Himmel und Erde und alles was darin ist geschaffen hat und das es gut war. Aber andererseits unterstellen wir ohne Grund seinem Geschenk, dass etwas Böses von ihm ausginge.
Das Problem liegt wie immer nicht in den Dingen selbst, sondern in dem was wir daraus machen. Und manchmal erschreckt es mich zutiefst, wie leichtsinnig Menschen mit Gottes Geschenk umgehen. Mit dem Leben anderer und dem eigenen. Den Dingen die wir haben und der Welt um uns herum.
Verschwendung und Respektlosigkeit entfacht schon lange kein schlechtes Gewissen mehr. Ein Thema, was uns besonders in unserer Zeit umhertreibt. Mit etwas mehr Dankbarkeit und Demut, müssten wir uns um viele Probleme unserer Zeit keine Sorgen machen, weil sie gar nicht bestünden. Wenn aber das eigene Glück wichtiger ist als der Blick auf’s Ganze und dabei rücksichtslos jeder vermeintliche Lebenstraum durchgesetzt wird, brauchen wir uns über die Folgen nicht zu wundern. Aber vielleicht lernen wir ja doch noch, auch mit kleineren Erfolgen zufrieden zu sein. Vielleicht schaffen wir es irgendwann von kleineren Wünsche zu träumen, ohne Alpträume zu bekommen. Und vielleicht gelingt uns eines Tages die Freude darüber, wenn einer unserer Kollegen, Bekannten, Freunde oder Verwanden was erreicht hat von dem wir selbst schon lange träumen. Denn sich zusammen über etwas zu freuen, zeugt nicht nur von Charakterstärke, es schweißt auch zusammen und so werden beide beschenkt.
Leider ist es noch immer bittere Wahrheit, dass es entscheidend ist wo wir aufwachsen, und wer wenn nicht wir, kann das so gut nachvollziehen. Welche Möglichkeiten hat das Kind, wenn es in Kuba aufwächst oder in der Ukraine? Wieviel höher sind die Chancen auf ein erfülltes Leben, wenn du in Deutschland aufgewachsen bist? Klar gibt es auch bei uns Armut und das ist nicht nur Schlimm sondern auch besonders beschämend. Aber läßt sich das wirklich vergleichen?
Ich selbst habe einen Lebenslauf, der gut für ein Drehbuch geeignet wäre und noch immer bin ich jeden Tag dankbar dafür, dass ich die Chance hatte mehr zu erreichen. Ohne Gott, dem Halt und Rückzugsort in meinem Leben, könnte ich mir das nicht vorstellen. Denn viele Entscheidungen, die wir in unserem Leben treffen müssen, sind so grundlegend, dass es einen sehr weisen Ratgeber braucht. Und den hatte ich.
Aus dieser Dankbarkeit erwächst Demut. Die auch bedeutet, nicht alles für selbstverständlich zu nehmen, die eigene Leistungsfähigkeit nicht über Gottes Geschenk zu stellen und die Bodenhaftung zu behalten.
Wer beides sein Eigen nennt, Dankbarkeit und Demut, der findet Zufriedenheit. Und wer zufrieden ist teilt auch gerne. Ich möchte fast sagen von Herzen. Und Menschen, die mit frohem Herzen geben liebt Gott. Das lesen wir in 2. Kor. 9, 7:
Jeder soll so viel geben, wie er sich in seinem Herzen vorgenommen hat. Es soll ihm nicht Leid tun und er soll es auch nicht nur geben, weil er sich dazu gezwungen fühlt. Gott liebt fröhliche Geber!
So wird unser Erntedankfest ein Fest der Dankbarkeit und der Demut, das wir mit frohem Herzen feiern können. Nicht nur weil wir Grund zu danken haben, sondern auch weil wir von dem was wir haben abgeben können.
Amen