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Jedermannsgaben


Gedankenstütze

  • der Text ist erstaunlich emanzipiert und macht klar was es mit den Gaben auf sich hat

  • Was will Paulus erreichen?

  • Welche Bedeutung hat der Text für unseren Dienst in der Gemeinde?

  • Welche Bedeutung hat der Text auf die Streitbarkeit in unserer Gemeinde?

  • Wenn du die Energie, die du dafür verwendet um dein Nichtwollen zu zementieren darauf verwendest etwas für andere zu tun, dann hast du einen wichtigen Schritt dafür getan, um deinen Gaben entsprechend zu leben.

  • Gott sei Dank, ich habe Gottes Gaben entdeckt.

  • Gott sei Dank, ich bin nicht perfekt und das ist auch gut so!

  • Warum ist es gut nicht perfekt zu sein?


Prolog

Liebe Geschwister, so langsam neigt sich das Jahr wieder seinem Ende zu, der Zenit ist überschritten und einige von uns sind nun auch wieder von einer Reise zurück, oder haben gerade ihren Urlaub beendet. Und so ein Ausflug hilft nicht nur Körper und Geist zu entspannen, auch die Seele kann davon profitieren. Das hängt natürlich stark davon ab, was wir den Sommer über so getrieben haben.

Und weil wir so schön entspannt und vielleicht sogar ausgeruht sind, möchte ich die Daumenschrauben so langsam wieder anziehen und mit unserem Jahresthema weiter machen. Waldemar hatte das letzte mal über die sieben einigenden Merkmale der Gemeinde gepredigt. Ich habe die Verse 7-10 aus Epheser 4 mit dem Arbeitstitel “Jedermanns Gaben” überschrieben. Und ich war überrascht welche Kraft und Gnade uns aus dem Text entgegen kommt.

Aber lasst uns zunächst auf den Text hören.


Epheser 4, 7-10

Jeder und jede von uns hat einen eigenen Anteil an den Gaben erhalten, die Christus in seiner Gnade ausgeteilt hat. 8) Von ihm heißt es in den Heiligen Schriften: »Er ist in den Himmel hinaufgestiegen und hat gefangen genommen, was uns gefangen hielt. Er hat den Menschen Gaben ausgeteilt.« 9) Wenn es heißt: »Er ist hinaufgestiegen«, dann setzt das voraus, dass er zuerst herabgekommen ist. 10) Er ist auf die Erde herabgekommen und dann wieder hinaufgestiegen. Dabei hat er alle Himmel unter sich gelassen und durchdringt jetzt das ganze All samt allem, was darin lebt, mit seiner göttlichen Macht.

Soweit das Wort Gottes.


Jeder und Jede

Schon im ersten Vers fallen mir drei zum Teil erstaunliche Dinge auf. Zunächst lesen wir von «Jeder und Jede», damit sind sowohl die Herren der Schöpfung als auch ihre besseren Hälften gemeint bzw. konkret angesprochen. Dieser Teil ist damit erstaunlich emanzipiert und steht meiner Meinung nach im Widerspruch zu 1. Kor. 14, 33+34, nämlich dass die Frau in den Versammlungen der Gemeinde schweigen solle und sich dem Mann unterzuordnen habe. Dieser Text und die damit oft herbei interpretierte Abwertung der Frau ist ein Praxisfall für unser Thema: “die Einheit der Gemeinde”. Die Frage: “Wie erhalten wir die Einheit der Gemeinde ohne die natürliche durch Gott gegebene Ordnung aufzugeben?“, führt uns direkt zur Epheser 4. Schon der nächste Vers zeichnet die Konturen etwas klarer. Es geht um die Gaben, die jeder von uns hat und Paulus schreibt hier insbesondere, dass jeder und jede seinen eigenen Teil bekommen hat. Das bedeutet wohl, dass diese Gaben mit niemanden zu teilen sind, jeder kann in Gänze darauf zugreifen und sie nach seinem Gutdünken gebrauchen.

Diese Gaben sind damit etwas sehr persönliches, ein Geschenk direkt von Gott. Und das wiederum bedeutet, dass niemand anderes als ich selbst über diese Gaben zu verfügen habe. Es ist und bleibt meine Entscheidung ob, wie und wann ich diese Gaben einsetze. Das klingt nun fast so, als könnte ich sie auch gut in ihrem Geschenkkarton lassen und alles wäre gut. Aber was sollte dann der Schenkende davon halten, wäre das nicht sehr unverschämt? Ein so schönes und wertvolles Geschenk ungenutzt in der Ecke verstauben zu lassen? Das machen wir natürlich nicht, wir sind gut erzogen!


Bevor es hier jemanden zerreißt, weil er nun wissen will, ob die Frau nun zu schweigen hat oder nicht. Möchte ich ganz kurz darauf eingehen, bevor wir uns anschauen, woher die Gaben eigentlich kommen und das hat dann auch schon ein bisschen mit der Antwort zu tun.

Paulus schrieb ja einige solcher Hinweise auf das Verhalten der Frau in der Gemeinde und gerne werden diese Verse als Beweis für die Frauenfeindlichkeit des Apostel Paulus oder gar der Bibel herangezogen. Zwangsläufig muss man wohl zu solch einem vernichtenden Urteil kommen, wenn man Gottes Liebe nicht erfahren hat. Denn wer einmal verstanden hat welche Liebe Gott für die Menschen hat, versteht auch, dass es unmöglich um eine Abwertung oder Diskriminierung geht. Paulus suchte und das lesen wir auch in 1. Kor. 14, 33 als Einleitung:

Gott liebt doch nicht die Unordnung, sondern er schafft Frieden!

Es geht also um die Ordnung, die Einheit der Gemeinde. Das hat nicht unbedingt etwas mit der göttlichen Ordnung zu tun, da würden sich solche Fragen gar nicht stellen, wir lesen im folgenden Satz:

Wie es bei allen christlichen Gemeinden üblich ist …


Es gibt also eine übliche Ordnung, die bewahrt werden soll, solange es keine Einigkeit gibt. Es könnte also durchaus auch eine andere übliche Ordnung geben, wenn diese durch Einigkeit erreicht wurde. So gesehen, sind diese Verse also immer differenziert zu sehen, für mich steht über allem Gott und Jesus sein Sohn und von ihnen wissen wir, dass wir uns einander annehmen sollen. Ich möchte das im Hinblick auf unseren Text ergänzen. Wenn Gott jemanden in diese Gemeinde, mit einer besonderen oder besser, mit seiner besonderen Begabung gestellt hat, so ist das eine von Gott gewollte Ordnung.

Dabei ist es doch völlig zweitrangig ob es ein Mann oder eine Frau oder was auch immer ist. Und das ganze gilt nicht nur für uns als Geschwister, sondern auch für die kleinste göttliche Gemeinschaft zwischen Mann und Frau, die schon seit Adam und Eva in einer besonderen Verantwortung für einander stehen.


Ursprung unserer Gaben

Und damit komme ich zum dritten Aspekt, der das Gesagte unterstreicht. In Vers 7 lesen wir als letzten Halbsatz:

die Christus in seiner Gnade ausgeteilt hat …

Ein wesentlicher Punkt ist, dass diese Gaben nicht einfach so vom Himmel gefallen sind, noch der Empfänger etwas dafür getan hätte. Allein Jesu Gnade ließ uns diese Gaben empfangen. Deshalb auch mein Vergleich mit einem Geschenk. Aber wie das mit Geschenken so ist, der eine freut sich wie Bolle darüber, ein anderer weiß nichts damit anzufangen und würde es am liebsten irgendwo “vergessen”.

Ich meine, dass aus dem Geschenk der Gabe, das wir ja auch noch von Jesus bekommen haben, eine gewisse Verantwortung erwächst. Sie läßt sich nicht so einfach abtun, denn das wir sie haben hat auch einen Grund. Vor allem aber sollen wir sie nutzen. Niemand verschenk etwas und gibt sich damit zufrieden, dass es irgendwo in der hintersten Ecke des Kleiderschranks verschwindet.


Was ist die Gabe?

Was aber ist diese Gabe, dieses Geschenk, das wir unverdientermaßen bekommen?

In Apg. 2, 33 lesen wir:

Er ist in den Himmel emporgehoben worden, um den Ehrenplatz an Gottes rechter Seite einzunehmen, und hat von seinem Vater die versprochene Gabe erhalten, den Heiligen Geist. Diesen Geist hat er nun über uns ausgegossen, und das ist es, was ihr hier seht und hört.

Die Gabe Gottes ist also der Heilige Geist, der uns zu ganz unterschiedlichen Dingen befähigt. Und so wie wir es oben gelesen haben, hat ein Jeder und Jede seinen persönlichen Teil an diesem Heiligen Geist. Das NT unterscheidet dazu neun unterschiedliche Gaben des Geistes, dieses sind Weisheit, Erkenntnis, Glauben, Krankenheilung, Wunder-/Krafttaten, Prophetie, Geisterunterscheidung, die Zungenrede und die Auslegung derselben.

Interessanterweise finde ich nichts zu “kann besonders gut Geld zählen”, wäre ein prima Kassierer, “kennt sich super mit Technik aus”, der könnte sich doch um unsere Tonanlage kümmern, auch “sie kann ausgezeichnet kochen und man kann es dann auch noch essen”, werden als Gabe nicht erwähnt. Hier müssen wir tatsächlich aufpassen und ein Talent nicht mit der Geistesgabe verwechseln, auch wenn solche praktischen Fähigkeiten im Gemeindealltag sehr nützlich und wichtig sind.


Das heißt dann auch, dass ich auf der Suche nach meiner Gabe vielleicht an der völlig falschen Ecke nachgeschaut habe. Auch können uns unsere Erwartungen damit einen gehörigen Streich spielen, nicht jeder der nur krumme Töne herausbringt oder dessen Gekochtes schneller im Eimer als auf dem Tisch landet, hat keine Gabe, er hat halt einfach kein Talent.

Das eine bekommen wir geschenkt, letzteres kann man lernen.

Eines aber ist sicher, du kannst noch so viel Talent besitzen, es bringt dir nichts, wenn dir die Gabe fehlt. Der Heilige Geist, unsere Gabe, hilft uns dabei mit unserem Talent Gottes Willen zu tun und für andere nützlich zu sein.

So lesen wir in 1. Korinther 12, 7:

Doch an jedem und jeder in der Gemeinde zeigt der Heilige Geist seine Wirkung in der Weise und mit dem Ziel, dass alle etwas davon haben.

Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Gemeinde in vollkommener Symbiose lebt. Und sie lebt dabei von den Gaben und den Talenten seiner Teile. Nur wenn diese Symbiose funktioniert, also der Körper gesund ist, kann er als Ganzes seine Aufgaben erfüllen. Wenn ich mir den Fuß verstaucht habe, kann ich nur schwer auf Arbeit gehen. Ich müsste mir Krücken besorgen, um überhaupt einigermaßen vorwärts zu kommen. Damit das überhaupt besser geht, braucht es auch Zeit zur Heilung, die kann man nicht erzwingen kann und wenn man es dennoch versucht, dauert es umso länger.


Daraus ergibt sich ein Phänomen, das gut an Christen zu erkennen ist, die sich erst zum Glauben bekannt haben. Sie stürzen sich von einer Mitarbeit in die nächste und laufen schnell Gefahr sich zu übernehmen, dabei sollte ihnen Zurückhaltung geboten werden. Und das ist gar nicht so einfach, einerseits möchte man die Geschwister in ihrem Tatendrang bremsen, andererseits ist man froh die Lücke endlich geschlossen zu haben.

Aber, und das ist recht einleuchtend; unsere Gabe ist kein Perpetuum Mobile. Wenn einer zu viel aufgeladen hat, oder ihm zu viel aufgeladen wurde, schadet das der Symbiose, die die Gemeinde am Leben erhält. Es wäre, als würde man aus einer Uhr ein Zahnrad herausnehmen. Sie wird schlagartig aufhören zu funktionieren, dabei ist es nicht mal wichtig welches Zahnrad es war, vielleicht ist sie hernach völlig im Eimer oder eine andere Funktion hat den Geist aufgegeben.

Wir funktionieren als Christen besonders gut in einer Gemeinschaft, die sich durch ihre Gaben tragen lässt. Das heißt vielleicht auch, dass eine sehr kleine Gemeinde gut zurecht kommt, obwohl sie nur wenige sind. Wenn wir von Gottes Gaben reden, geht es immer um Qualität, die Menge spielt dabei keine Rolle.

Was bedeutet das nun für unseren Dienst in der Gemeinde?

Grundsätzlich sehe ich in den Gemeinden beim Thema Mitarbeit viel verkrampften Umgang miteinander, vielleicht dem zunehmend mangelnden Engagement geschuldet. Viele gerade jungen Menschen, müssen sich erst ausprobieren, ihren Platz finden. Aber auch die alten Hasen in solch einer Gemeinde, sind ja nicht ganz frei von Veränderung, und wer hat denn behauptet, dass unsere Gabe beständig gleich bleibt, unser ganzen Leben lang?


Das heißt, wir brauchen den Platz und die Freiheit, damit sich Geschwister auch erproben können, damit sie ihre Erfahrungen machen können. Und wir brauchen Offenheit und Vertrauen, damit sich Geschwister auch weiterentwickeln können.

Das sagt sich leicht, ist aber wirklich schwierig in der Praxis umsetzbar, denn im allgemeinen haben die Gemeinden, zumindest in unserem Landesverband in dem ich etwas Einblick habe, oft Probleme Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Aber woran liegt das, was hält die Menschen davon ab, ihre Gaben einzusetzen und dem Heiligen Geist die Chance zu geben zu wirken, so das alle etwas davon haben?

Meine Vermutung ist, das genau diese Verantwortung, die sich aus dem Geschenk der Gabe ergibt und die ich vorhin schon ansprach, die Menschen abschreckt. Sicher gibt es auch jede Menge schlechter Erfahrungen und so scheuen sich viele davor Verantwortung zu übernehmen. Vielleicht auch aus Angst vor Enttäuschung, dem Anspruch anderer nicht gewachsen zu sein, dem eigenen Anspruch zu unterliegen, oder sich der Kritik auszusetzen. Das lässt sich auch nicht von der Hand weisen. Der Anspruch an Gemeindemitarbeiter, den wir mitunter pflegen, ist zum Teil “hochprofessionell”. Und so kommt schwubdiwub ein Leistungsdenken in die Gemeinden, das die Mitarbeiter in kürzester Zeit überfordert und sogar verbrennt.

Hat das noch etwas mit den Gaben des Geistes zu tun? Sicher nicht, weil uns der Heilige Geist zur Erfüllung unserer Aufgaben ausrüstet. Die Frage ist nur, welche Aufgaben das sind. Hier hilft die konsequente Unterscheidung von Gabe und Talent. Und oft, sehr oft, geht es auch mit weniger. Manchmal kann man mit wenig so viel mehr erreichen. Denkt an die 7 Brote, mit denen die Jünger Jesu, tausende hungriger Menschen versorgt haben.


Unsere Befreiung

Liebe Geschwister, das wars erst mal mit der Lehre, kommen wir zum Evangelium. Und davon steckt ebenfalls jede Menge in unserem Text. In Vers 8 haben wir gelesen:

Von ihm heißt es in den Heiligen Schriften: »Er ist in den Himmel hinaufgestiegen und hat gefangen genommen, was uns gefangen hielt. Er hat den Menschen Gaben ausgeteilt.

Die Botschaft, die wir aus diesem Vers entnehmen können ist:

  • ER ist uns voraus gegangen;

  • ER hat alle Schuld von uns genommen, die wie eine Krake über unserem Leben lag!

  • ER hat uns den Heiligen Geist geschickt, um ihn zum nutzen aller zu gebrauchen. Wir sind nützlich!

Im Querverweis zu diesem Vers lesen wir in Heb. 4, 14:

Lasst uns also festhalten an der Hoffnung, zu der wir uns bekennen. Wir haben doch einen überragenden Obersten Priester, der alle Himmel durchschritten hat und sich schon bei Gott, im himmlischen Heiligtum, befindet: Jesus, den Sohn Gottes.

Um was es geht ist also nicht nur so ein Gerücht, sondern eine begründete Hoffnung und für viele schon Gewissheit.


Gott ist auf uns Menschen zugegangen

Bevor aber diese Hoffnung Bestand hatte, brauchte es noch etwas. Das beschreibt Paulus in den Versen 9 und 10:

Wenn es heißt: »Er ist hinaufgestiegen«, dann setzt das voraus, dass er zuerst herabgekommen ist. 10) Er ist auf die Erde herabgekommen und dann wieder hinaufgestiegen.

Leider habe ich nicht die Möglichkeit den Originaltext zu lesen und auch noch zu verstehen, das ist offensichtlich ein Privileg unserer Theologen. Ich habe aber unterschiedliche Übersetzungen hergenommen und in allen war diese sprachliche Besonderheit gleich. Und ich meine, das dies auch eine tiefere Bedeutung hat. Denn wenn man sich die beiden Verse genau ansieht, ist es wie ein PingPong, oder wie ein Kreis der sich schließt und - das wissen wir - die Geschichte Gottes mit den Menschen ist wie ein Kreis der sich schließt. Vor langer Zeit beschlossen, als Plan gefasst und umgesetzt.

hinauf - herab - herab - hinauf

Also keine Einbahnstraße, Reise ohne Wiederkehr.

Es mag wie eine Binsenweisheit klingen und doch steckt hier soviel der “Guten Nachricht” drin, dass Paulus es in dieser Form verfasste. Was aber meint er damit?


Paulus bekräftigt hier, was wir schon in Joh. 3, 13 lesen können:

Niemand ist in den Himmel hinaufgestiegen als nur der eine, der vom Himmel herabgekommen ist, der Menschensohn.

Das Gott in Jesus zu uns Menschen herab, und das darf man zweideutig verstehen, gekommen ist, muss als ein absolutes Entgegenkommen Gottes gewertet werden. ER hat die Menschen also nicht aufgegeben und verworfen, sie ihres Schicksals überlassen, sondern durch Jesus einen neuen Bund mit den Menschen geschlossen, der jedem Menschen ermöglicht Einlass zu bekommen, an dem engen Tor zu “Neu Jerusalem”, ihr erinnert euch an vorige Woche, da ging es schon einmal um dieses enge Tor. Und dies gilt für alle Menschen, aus allen Himmelsrichtungen, aus jeder sozialen Schicht, ob Schwarz, Weis oder Kunterbunt, Mann, Frau oder divers. Alles was zählt ist, ob du das Zeichen Jesu hast. Und das ist die “Gute Nachricht”. Halleluja.


Gott ist mit uns und in uns

Wir könnten uns nun alleine fühlen, weil Jesus ja wieder hinauf gestiegen ist. Doch steht in Vers 10 auch:

Dabei hat er alle Himmel unter sich gelassen und durchdringt jetzt das ganze All samt allem, was darin lebt, mit seiner göttlichen Macht.

Wenn ER nun alles durchströmt, also auch uns, wie könnten wir dann alleine sein? Sind wir eben nicht, manchmal vergessen wir vielleicht für einen Moment, wie nah uns der Herr ist. Das geht uns manchmal mit Hemden ja auch so, wir haben sie eng auf der Haut anliegen und merken nicht, dass wir es schon den ganzen Tag auf links herum gedreht tragen. Erst wenn uns jemand darauf aufmerksam macht, fällt es uns auf. Und wie oft merken wir erst dann, wenn uns jemand darauf anspricht, wie nah uns Jesus ist?

Aber hier ergibt sich auch noch ein anderer Aspekt oder Blickwinkel von mir aus. Wenn wir alle durch Jesus, den Heiligen Geist, durchströmt werden, haben wir doch eine sehr starke Gemeinsamkeit.

  • Ist diese Gemeinsamkeit stark genug, um auch Gemeinschaft also Gemeinde zu tragen - auch zu ertragen?

  • Erkenne ich in meinem Nächsten diese Gemeinsamkeit und lässt sich damit eine Gemeinschaft formen?

  • Reicht diese Gemeinsamkeit, um Einheit und Einigkeit zu finden, auch wenn die Themen unangenehm sind, wenn es bedeuten würde, dass ich verliere oder zurück nehmen muss?


Wenn sich zwei Menschen lieben, dann schließen sie manchmal einen Bund fürs leben oder schwören sich zumindest .. was auch immer. Die Liebe, die zwischen ihnen besteht trägt diese Beziehung, sie heilt Wunden und Verletzungen, sie lässt sie Dinge tun, die sie für andere nie täten.

Was aber passiert, wenn diese Liebe zerbricht, wenn der Alltag sie auf ein frostiges Niveau abkühlen lässt? Die Beziehung kühlt ab, wird oberflächlich und zerbricht irgendwann, und lässt sich auch nicht mehr reparieren.

Die Beziehung die wir mit Jesus eingehen ist der eben beschrieben sehr ähnlich. In einem wichtigen Punkt aber ist sie so völlig anders. Die Liebe die Jesus zu dir hat zerbricht nicht, sie sucht beständig danach dein Herz zu heilen und sie gibt nicht auf. Was dich von dieser Beziehung abhalten könnte, ist vielleicht die Angst etwas zurück- oder aufgeben zu müssen, an dem du aber unbedingt festhalten möchtest. Ob Jesu Bemühungen gelingen hängt also von uns Menschen ab.

Um die Einheit unter uns Geschwistern zu finden, müssen wir aufeinander zu gehen. Da Jesus in jedem von uns ist, der Heilige Geist in uns wirkt, braucht es nur diesen Schritt aufeinander zu, denn Jesus ist schon da.


Epilog

Ich möchte zusammen fassen.

Der Text, der vor uns liegt richtet sich an jeden Menschen persönlich, denn es geht um etwas sehr persönliches: “Gott hat dich beim Namen gerufen und mit allem ausgerüstet was du brauchst, um für andere nützlich zu sein und auf dem Weg voran zu kommen, den ER für dich bereitet hat.”

Menschen haben viele Talente, sie sind nur dann wirklich nützlich und für andere als solches wahrnehmbar, wenn ihre Kraft aus Gottes Gabe kommt. Wer nach seiner persönlichen Gabe sucht, dem hilft zunächst die Unterscheidung zwischen Gabe und Talent. Beides schließt sich gegenseitig nicht aus.

Der Ursprung der Gaben des Geistes, ist der Heilige Geist, den Jesus in seiner Gnade über die Menschen ausgeteilt hat. Keiner könnte mit noch so viel Talent etwas dafür tun. Deshalb sprechen wir auch von einem Geschenk mit dem eine Verantwortung verbunden ist, die uns antreibt unser persönliches Geschenk zum Nutzen aller einzusetzen. Es ungenutzt zu lassen, käme einer Missachtung gleich.

Daraus leite ich folgendes ab:

Wenn du die Energie, die du dafür verwendet um dein Nichtwollen zu zementieren darauf verwendest etwas für andere zu tun, dann hast du einen wichtigen Schritt dafür getan, um deinen Gaben entsprechend zu leben.


Die Gegenleistung ist unsere Befreiung, Jesus hat alles das von uns genommen, was uns gefangen hielt, was uns in unserem Leben beschränkt und eingeschränkt hat. Damit wurde uns auch die begründete Hoffnung geschenkt, dass wir am Ende der Tage Einlass finden und unsere Wohnung in “Neu Jerusalem” beziehen werden. Dies gilt aber nicht nur für Gottes auserwähltes Volk, wie es noch zu Zeiten des ersten Bundes war, sondern für alle Menschen, aus allen Himmelsrichtung, selbst für uns Deutsche, die wir selbst Fremde in Gottes Reich sind.

Damit dies geschehen konnte musste Gott sich erniedrigen und ist von sich aus einen unglaublich großen Schritt auf uns zu gegangen. Das bedeutet nun für dich, dass du nur noch in Gottes ausgestreckte Hand einschlagen brauchst, damit du diese Hoffnung als deine Hoffnung annehmen kannst.

Schlussendlich:

Da ER alles durchströmt und nicht nur um uns herum, sondern auch in uns ist, finden wir immer eine gemeinsame Basis um Einheit zu suchen, zu finden und zu leben. Das Trennende der Welt ist durch SEINE Anwesenheit weggenommen, ER selbst überbrückt alles was uns voneinander trennen will.

Für uns als Geschwister im Glauben ist dies das größte Geschenk, was wir auf Erden bekommen könnten, denn somit sind wir untereinander verbunden. In dieser Verbindung lebt der Geist Gottes und alles wird für uns möglich. Wenn wir darauf achten stets das Verbindende in unserer Gemeinschaft zu suchen, es zu bewahren und zu schützen, ist uns die Einheit und Einigkeit, der Frieden Gottes in unserem Leben sicher. Amen.

Zusätze
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