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Ziel


Epheser 4, 13.14

So soll es dahin kommen, dass wir alle die einende Kraft des einen Glaubens und der einen Erkenntnis des Sohnes Gottes an uns zur Wirkung kommen lassen und darin eins werden – dass wir alle zusammen den vollkommenen Menschen bilden, der Christus ist, und hineinwachsen in die ganze Fülle, die Christus in sich umfasst.

Wir sind dann nicht mehr wie unmündige Kinder, die kein festes Urteil haben und auf dem Meer der Meinungen umhergetrieben werden wie ein Schiff von den Winden. Wir fallen nicht auf das falsche Spiel herein, mit dem betrügerische Menschen andere zum Irrtum verführen.


Prolog

Dafür das Paulus in Gefangenschaft saß, war er erstaunlich rege und wenn man es sich genau betrachtet, tat es seiner Treue zu Jesus überhaupt keinen Abbruch. Somit war er aber auch der Apostel, der aus der Ferne „gute Ratschläge“ gab und das war bei den Geschwistern nicht immer gut angesehen. Das er als Apostel, selbst von den anderen Aposteln nicht frei von Kritik war, unterstreicht nur seine besondere Stellung.

Und doch ging er seinen Weg unbeirrt und wir kennen heute sein beeindruckendes Werk. Wenn Paulus also davon spricht, dass wir uns als Christen von unserem Weg nicht abbringen lassen sollen, dann weiß er wovon er redet.

Wir haben das vierte Kapitel des Epheser-Briefes in diesem Jahr sehr intensiv durchleuchtet, haben uns über die Botschaft ausgetauscht und versucht heraus zu finden wie wir das was Paulus fordert, in den Alltag retten können.

Wir haben festgestellt, dass das Thema „Einheit“ so aktuell wie damals ist. Das diese Einheit die Paulus beschwört sogar über die Grenzen unserer Gemeinde hinaus zu verstehen ist und selbst in unserem engsten Umfeld eine Kraft ist, die Frieden schafft und Frieden erhält. Mehr noch, dort wo die Einheit, begründet durch den Geist Gottes, bewahrt wird, wirkt der Heilige Geist und verändert die Menschen.


Kraft

Diese Kraft die wir durch unseren gemeinsamen Glauben erfahren können wirkt in uns wie ein Katalysator, der in uns den Weg für die Erkenntnis frei macht. Anders herum gesagt, wer sich der einenden Kraft unseres gemeinsamen Glaubens verschließt, verschließt nicht nur jede Tür zum Herzen des anderen, ihm bleibt auch die Erkenntnis des Sohnes Gottes verwehrt.

Das Eine geht nicht ohne das Andere!

Genau diese Erkenntnis ist es aber auch, die uns verbindet, uns noch näher zusammen bringt, weil wir auch ohne viele Worte verstehen.

In Philipper 3, 15 lesen wir:

So wollen wir denken – wenn wir uns zu den 'Vollkommenen' zählen. Wenn ihr in irgendeiner Einzelheit anderer Meinung seid, wird euch Gott auch das noch offenbaren.

Zwei Dinge erfahren wir aus diesem Vers. Nummero Uno: Paulus geht davon aus, dass wir durch das Beachten des zuvor gesagten zu den „Vollkommenen“ werden. Und zweitens: sollten wir dennoch unterschiedlicher Meinung sein, wird Gott selbst uns die Wahrheit offenbaren.


Wow. Das mit den Vollkommenen ist schon mal eine Ansage. Da geht es wohl richtig um was! Ich verstehe es als Bild, das wir schon sehr gut kennen, denkt kurz an unsere Jahreslosung.

Denn was ist denn unser Ziel? Klar wir wollen eines Tages na eben nicht in der brennenden Schwefelbrühe schmoren, sondern in Gottes Neue Welt, das neue Jerusalem kommen. Und wir wissen, dass es durch Jesus grundsätzlich für jeden möglich ist, aber jeder auch das was Jesus für ihn getan hat annehmen muss. Nicht nur als Bekenntnis und das wars dann, sondern als Grundstein für ein neues Leben im Geist des Evangeliums.

Paulus betont das nochmals in Kol. 1, 19:

Denn Gott gefiel es, in ihm die ganze Fülle des Heils Wohnung nehmen zu lassen.

Was nicht anders zu verstehen ist, als das unsere Rettung unser Wohlergehen bei Gott liegt. Nur bei ihm finden wir den vollkommenen Frieden und das vollkommene Glück. Das klingt doch gut oder?


Erkenntnis

Und das ist dann auch mal ein schlanker Hinweis auf ein ganz anders gelagertes Problem, der Umkehrschluss nämlich. Denn dort wo Gott nicht ist, ist auch kein Frieden und kein Glück. Wenn wir in unserer Welt so viel Unglück und Unfrieden vorfinden, dann liegt das daran, dass Gott nicht dort ist.

Die Erkenntnis heißt dann auch: nur wenn wir darauf hinarbeiten, finden wir Gottes Wohnung, finden wir den vollkommenen Frieden und das vollkommene Glück.

Leider ist es nicht so einfach mit der Erkenntnis und wir haben das ja vorige Woche ja schon kurz diskutiert. Es war schon immer so, und es wird wohl auch immer so bleiben, dass die Worte der Bibel zu ganz unterschiedlichen Interpretationen führen können. Das hat aus meiner Sicht aber nicht zwangsläufig etwas mit Erkenntnis zu tun. Denn die Weisheit die in der Bibel steckt erschließt sich nicht jedem. Menschen die nur nach ihrem Vorteil suchen, werden die Erkenntnis nicht finden. Menschen die das Wort Gottes benutzen wollen um andere zu manipulieren, werden die Erkenntnis Gottes nicht finden.

So spricht Jesus:

Weh euch, ihr Gesetzeslehrer! Ihr habt den Schlüssel weggenommen, der die Tür zur Erkenntnis öffnet. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und ihr habt alle gehindert, die hineinwollten.« Lukas 11:52


Jesus kannte die Menschen sehr gut und ER hat kein Blatt vor den Mund genommen, sondern den Finger in die Wunde gelegt. Kurzer Schwenk: das heißt für uns, trotz allen Strebens nach Einigkeit und Einheit, wenn der Kaiser nackisch draußen rum läuft, dann sagen wir ihm das auch! Wer erkennt, dass da was faul ist und schweigt, ist nicht besser als der, der die faulen Eier verteilt. Über die Art und Weise des „Feedbacks“ freilich, sollte man sich doch ein paar zusätzliche Gedanken machen. Denn erinnert euch bitte an Vers 2 Epheser 4:

Erhebt euch nicht über andere, sondern seid immer freundlich. Habt Geduld und sucht in Liebe miteinander auszukommen.

Und das möchte ich noch mit einem Zitat unterstreichen, das wir im 1. Kor. 8, 1a finden:

»Wir alle haben 'Erkenntnis'.« Aber Erkenntnis allein macht überheblich. Nur Liebe baut die Gemeinde auf.

Würde ich den Satz für sich so stehen lassen, wären wir genau an dem Punkt, den Paulus versuchte den Geschwistern in Korinth klar zu machen. Um ihn verstehen zu können und die Erkenntnis gewinnen zu können, müsste man mit guter Absicht das ganze Kapitel lesen. Erst dann wird klar, dass es oft nicht so einfach ist nur die Erkenntnis zu haben. Aus ihr erwächst auch eine Verantwortung. Wie hier von Paulus beschrieben für den Nächsten, wenn er meine Erkenntnis, die ich ihm nicht erklärt habe, fehl interpretiert und daraus für sich ein Verhalten ableitet, das ihn schuldig werden lässt. Bei allem, und auch das meint Einigkeit, was ein jeder von euch als Erkenntnis gewinnt und das dadurch inspirierte Verhalten, ist es für den anderen wichtig zu verstehen, wie ihr dazu gekommen seit.


Das setzt ein Mindestmaß an Vertrauen und Liebe füreinander voraus, und dass man miteinander redet natürlich. Denn wer wird denn schuldig, der der durch eine Fehlinterpretation gegen seine Überzeugung handelt, oder der der zulässt, dass der andere zu dieser falschen Erkenntnis gelangen konnte? – Beide!

Dazu eine kurze Geschichte. Vor kurzem als ich auf dem Heimweg war, nahm ich einen Tramper mit. Man kommt ja im Allgemeinen recht schnell ins Gespräch und so sind wir auch irgendwie auf das Thema Glauben gekommen. Ich erzählte ihm von unserem Jahresthema und schnell hatte mein Gast auch die Bibel irgendwo her gezogen um Epheser 4 nachzuschlagen. Und wie beiläufig viel auch der Satz: „das ist aber keine christliche Musik“. Was er meinte war die Musik, die ich im Radio laufen hatte. Meine Antwort, ja das muss es ja auch nicht sein. Ich kann mir in Etwa vorstellen welche Gedanken im durch den Kopf gingen, den das Klischee ist ja hinlänglich bekannt. Leider hatte ich keine Zeit mehr ihm zu erklären warum ich Eric Clapton höre. Warum mich mit diesem Ausnahmekünstler mehr als nur die Liebe zum Blues-Rock verbindet. Das es einige Punkte in unserem Lebenslauf gibt, die uns ähnlich geprägt haben. Auch das er wie ich, einen besonderen Weg zum Glauben gefunden hatte.

Meine Entscheidung für Clapton’s Musik, der ja auch durch ausfallendes Verhalten, Drogenmissbrauch, eine schwere Alkoholsucht und der Affäre mit George Harrison’s Frau, der Frau seines besten Freundes, von sich Reden gemacht hatte, konnte für ihn nur verstörend wirken. Aber ich habe meine Gründe, die ich oben schon angedeutet hatte und für mich ist diese Entscheidung ok.


Wirkung

Die Auswirkungen können also verheerend sein, sie können aber auch voller Segen sein. Nämlich dann, wenn wir darauf achten unsere Erkenntnis miteinander zu teilen. Nicht in dem Sinne, den anderen zu belehren und zu maßregeln, denn nicht immer gilt für den anderen, was ich für mich als gut und richtig erkannt habe. Auch das lernen wir aus der Geschichte, die Paulus uns hier erzählt. Denn wenn der andere durch meine Erkenntnis gegen seine Überzeugung handeln würde, wäre es tatsächlich ein Problem. Sollte der andere die Erkenntnis teilen ist das etwas anderes. Aber wichtig ist, dass er zur Erkenntnis kommt und versteht und eben nicht einfach auch Clapton hört, weil der Baptisten-Prediger es für cool hält.

Die Erkenntnis wiederum und das habe ich jetzt schon mehrfach angedeutet, wirkt in uns und unter Umständen auch bei anderen, manchmal ohne unser zutun oder das wir es merken würden. Und keinesfalls können wir es uns erlauben, einen Stein ins rollen zu bringen, der dann unbedacht eine Menge Füsse platt macht und nachher will es keiner gewesen sein.

Ich will das nochmals gerne unterstreichen, mit einem schönen dicken gelben Marker und fett und doppelt. Aus unserer Erkenntnis erwächst eine Verantwortung für uns! Irgendwas in die Welt posaunen und dann weg ducken geht eben nicht.


Auch wir selbst sind nicht frei davon, dass solche Dinge auf uns wirken. Das ist jetzt mal die Gegenperspektive. Jeden Schmarn übernehmen, obwohl ich das Gefühl nicht los werde, dass es mit meinen Überzeugungen nicht so recht harmoniert, um das mal blumig rosa auszudrücken, schützt mich nicht davor zu straucheln. Und wenn ich Pech habe, laufen auch noch jede Menge lachend an mir vorbei und rufen mir zu: „ach wie kann man nur so dumm sein ..“. Im Zweifel sollte man das Gespräch suchen, wenn man etwas nicht versteht oder sich Unstimmigkeiten ergeben. Denn nur so kann man selbst zu der Erkenntnis des anderen kommen.

Und – da sind wir auch schon wieder ganz am Anfang. Genau dafür kann, oder sollte ich besser sagen, soll Gemeinde gut sein.


Vollkommenheit

Jeder, wenn er nicht schon vollkommen ist, braucht ein Korrektiv. Wir brauchen einander, weil der Heilige Geist nicht nur in uns wirkt, und wir ihn gerne mal überhören, sondern auch in dem anderen sein Werk vollbringt. Und im Gespräch lernen wir nicht nur unser Gegenüber kennen, sondern erfahren auch wie der HG in ihr oder ihm dessen Leben umbaut. In in einem vertrauensvollen, durch Respekt geprägten Verhältnis, lassen wir uns manchmal eher etwas von anderen sagen, als wenn eine Stimme in uns mahnt.

Was aber noch viel spannender ist, gemeinsam sind wir auf dem Weg zur Vollkommenheit, die Christus ist. Nicht weil jeder von uns vollkommen werden könnte, sondern weil wir zusammen jeder für seinen Teil diese Vollkommenheit ausmacht. Mit der gegenseitigen Korrektur und der gegenseitigen Ergänzung, die wir aber als unsere Gabe verstehen, zum Nutzen für die anderen.

So wie in dem Märchen, in dem sich die Helden aufmachen, der eine hat Bärenkräfte, der andere kann das kleinste Geräusch in Meilen Entfernung hören und wieder ein anderer muss eine Augenklappe tragen, weil er so scharf sehen kann, dass er die Luft zerschneidet ;O) Ihr versteht meinen kleinen Ausflug in die Kinderzeit, hoffe ich.

Aber nicht anders ist es mit unserer Vollkommenheit bestellt. Wenn wir alle zusammen unsere Gaben, die wir durch den Heiligen Geist bekommen haben, für andere nutzen und uns so vollkommen Ergänzen, so werden wir Vollkommen in Christus, weil der Heilige Geist von dem wir diese Gaben haben, von Christus ist. Und Christus ist in Gott vollkommen!


Der aufrechte Gang

Wer diese Erkenntnis für sein Leben annehmen kann und danach lebt, erlebt auch die befreiende Wirkung, die der Heilige Geist in uns verbreitet. Wir lernen aufrecht zu gehen, weil wir die Last der Sünde nicht mehr tragen müssen. Diese Last haben wir dabei nicht aus eigenen Kräften abgelegt. Sondern durch das Geschenk der Gnade, durch Jesus Christus wurden wir von ihr befreit.

Und was diese Befreiung bewirkt läßt sich kaum in Worte fassen, vielleicht ist es noch am ehesten vergleichbar mit einem Blinden, der plötzlich wieder sehen kann. Die Welt wie er sie kannte gibt es plötzlich nicht mehr, alles um ihn herum ist nun in satte kräftige Farben getaucht. Und die Schönheit der Welt, von der alle reden, bekommt nun ein Gesicht.

Nicht mehr der eigenen Blindheit und den eigenen Zweifeln unterworfen zu sein, bedeuten dann auch völlig neues Selbstverständnis und Selbstbewusstsein.

Wir sind uns unserer selbst bewusst – wie uns Jesus erkannt hat.

Das Selbstverständnis nimmt uns die ständige Sucht nach Anerkennung, gibt uns Sicherheit, weil wir wissen geliebt zu werden. Weil die Liebe, die uns Jesus entgegen bringt größer ist als alles, was sich mit menschlichem Verständnis messen ließe.

Dieses Selbstverständnis gibt uns aber auch Sicherheit im Umgang mit anderen, weil wir sie mit Jesu Augen sehen können.


Ein fester Fels

So wird die Erkenntnis ein fester Fels, der uns Halt gibt. Gerade in unserer Zeit, in der uns die unterschiedlichsten Meinungen um die Ohren sausen, in einer Zeit die auch geprägt ist von Manipulation, Halbwahrheiten und Populismus, finden wir Orientierung in der Erkenntnis die durch den Heiligen Geist in uns reift und Raum greift.

Ich will allerdings nicht verhehlen, dass genau dieser Umstand auch zu Zweifeln führen kann. Einfach deshalb, weil wir feststellen, dass die Welt um uns herum völlig am durchdrehen ist und sollen wir denn wirklich die einzigen sein, die das so sehen, oder irren wir uns doch?

»Diese Menschen haben die große Verfolgung durchgestanden. Sie haben ihre Kleider gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. Off. 7, 14a

Es ist also alles so, wie Johannes es beschrieben hat. Wir brauchen keine Sorge haben, nur dass wir uns verlieren und auf die falsche Bahn geraten könnten, darüber sollen wir wachen. Nicht nur bei uns sondern auch bei unserem Nächsten.

Und wie es so schon heißt, dass sage ich jetzt etwas flapsig: „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“. Wir sind vorbereitet und das ist ein enormer Vorteil.


Das klare Ziel vor Augen

Unser Ziel ist daher nicht nur einig zu sein und vielleicht zusammen mit unseren Gaben in Einigkeit für andere nützlich zu sein. Wir haben durch diese Einigkeit und die Erkenntnis, die wir durch den Heiligen Geist haben und die in uns wirkt, das Werkzeug zu prüfen, ob wir noch auf dem richtigen Weg sind oder nicht.

Die Verantwortung füreinander, die sich aus der Erkenntnis ergibt, stützt uns wie ein Fels in der Brandung. So können wir dem Zeitgeist, der wie verseuchtes Wasser an unsere Versen schlägt, widerstehen. Als Geschwister stehen wir zusammen und unterstützen uns dort, wo wir Korrektur und Unterstützung brauchen. Wenn einer zweifelt geben wir ihm Trost und Halt. Wer auf seinem Weg stockt, den begleiten wir und geben ihm Kraft und Mut.

Das Ziel das wir klar vor Augen haben dürfen, ist die Einheit, die uns zusammen zur Vollkommenheit in Christus macht.

Amen

Zusätze
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