Auszug aus “Hallo Mister Gott, hier spricht Anna”
ISBN: 978-3502192459
FDiese Anna gab es wirklich, ein kleines Mädchen von allen Menschen, die Bedeutung für sie gehabt hätten, verlassen. Allein und verwahrlost streunt sie durch die Gassen. Die Geschichte ist aus einem Buch mit dem Titel:
“Hallo Mister Gott, hier spricht Anna”
Was mich so daran fasziniert hat, ist nicht nur die sehr intensive Lebensgeschichte Annas in einem viel zu kurzem Leben, sondern auch die Tatsache, dass sie einen geradezu verblüffend einfachen aber ehrlichen Glauben hatte. Und vielleicht fragen sich gerade einige, wie denn das gehen soll, mit fünf Jahren. Genau diese Frage stellte ich mir ebenfalls. Für Anna war das nie eine Frage. So wie wir selbstverständlich Luft holen und atmen, war für sie ihr Glaube selbstverständlich. Mister Gott war für sie einfach da, daran gab es keinen Zweifel.
Nun haben wir gerade die Kennenlerngeschichte von Finn und Anna gehört und es werden noch einige Anekdoten folgen, die zeigen wie außergewöhnlich Anna war. Und vielleicht ist es euch aufgefallen. Wer hier wen bekehren wird ist noch nicht entschieden.
Erschütternd mussten wir aber auch hören, welche Angst Anna hatte, als ihr ein kleines Missgeschick passierte. Auch Finn konnte sich keinen Reim darauf machen, blieb aber ruhig und vertraute auf sein Gespür. Vielleicht kennen bzw. erinnern wir uns daran, wie es ist in einer Welt zu leben, die durch Strafen und Maßreglung geprägt ist. Und so wie Anna haben wir dann vielleicht auch alle unsere Hoffnung auf Gott gesetzt, dass er uns eines Tages aus dieser beängstigenden Situation heraus holen wird.F
Wodurch war und ist aber diese Hoffnung begründet?
Was nährt den Glauben daran, dass Gott gerade mich und dich hört und irgend etwas unternimmt um mir und dir zu helfen.
Was ist der Grund dafür, dass wir glauben und was bedeutet dass für unser Leben?
Diese Fragen möchte ich heute von unterschiedlichen Seiten beleuchten. Eine Antwort, dass möchte ich voraus schicken, kann nur jeder selbst für sich finden.
Für viele Menschen beginnt ihr Glauben mit Leiden. So wie Anna stecken sie in einer Lebenssituation fest, vielleicht genauso wie sie, missachtet von den Eltern oder dem Partner, alleine, verstoßen. Sie streunen wie Anna durch ihr Leben auf der Suche nach einem Sinn. Und mit Glück erkennen sie ihren “Wegbereiter” der der Anstoß sein kann aus diesem Unglücksdasein auszubrechen. Damit stellt sich schon die erste Frage. Wie war es denn eigentlich? Hat Fynn Anna gefunden oder Anna Fynn? Oder hatte jemand anderes seine Finger im Spiel?
Eines darf ich verraten, Anna hatte einen tiefen unerschütterlichen Glauben. Einen kindlichen Glauben, aber fest und stabil wie ein Fels. Auf dem mann gerne sein Haus bauen würde.
Und wie war das bei uns, hatten wir auch diesen kindlich naiven Glauben?
Der durch nichts getrübt war? Der einzig und allein von Gottes Güte und Barmherzigkeit geprägt war?
Wie war das bei vor 100 Jahren? Ganz so lange ist es nicht her, denn ich wurde am 16.5.1993 getauft. Im vorigen Jahrhundert war es aber dennoch. Zu Jesus gefunden hatte ich aber schon viel früher. Im Herbst 1989, das ist nun bald 30 Jahre her und ich hatte es schon ein paarmal erzählt, trafen sich viele Plauener in der Markuskirche zu Friedensgebeten. Viele hatten allerdings mit Kirche und Glauben nichts am Hut. Ich war einer davon. Alles um mich herum schien fremd zu sein. Ich kannte die Menschen nicht, aber die Leute aus der Kirche schienen mich zu kennen. Sie grüßten freundlich und suchten wo auch immer möglich zu helfen. Denn es war sehr eng und ein großes Gedränge.
Viel verstand ich nicht von dem was gesagt wurde, aber ich erfasste eine ungewohnte Einigkeit, Verbundenheit und das Gefühl ein gemeinsames Ziel zu haben. Keiner wollte mit Gewalt gegen die Verhältnisse vor gehen, das wollte ich auch nicht und das wurde auch immer wieder betont. Die Atmosphäre war sonderbar friedlich, ruhig und geordnet. Wir fühlten uns bewahrt. Das änderte sich schlagartig, als wir die Kirche verließen, wo die Stasi-Spitzel schon warteten. Sie versuchten die Menge zu provozieren. Schupsten die Menschen unbeobachtet, um sich sofort wieder zu verstecken. Aber keiner ließ sich zu etwas hinreißen, alle bewahrten die Ruhe und die Menge löste sich auf.
Der Grundstein der friedlichen Revolution.
Das hinterließ in mir die Gewissheit, dass wir nicht alleine waren. Diese Gewissheit verstärkte sich bei den späteren Demonstrationszügen und den vielen Podiumsdiskussionen. Überall konnte man diese Einigkeit und den Willen zum friedlichen Wandel spüren. In dieser Zeit war es greifbar.
Es war nicht nur eine Zeit des Wandels und der politischen Veränderung. Bei vielen Menschen wurden auch grundlegende Veränderungen in ihrem persönlichen Leben sichtbar. Aber noch immer hatte ich Vorbehalte der Kirche gegenüber. Ich wollte nicht einen Diktatorischen Staat gegen eine neue diktatorische Organisation eintauschen. Ich hatte Angst meine gerade gewonnene Freiheit wieder zu verlieren.
Der arme Johannes, alle meine Vorurteile und klischeebehafteten Überzeugungen mußte er ertragen. Aber er nahm es hin und versuchte liebevoll mir die Angst zu nehmen. Und irgendwann verstand ich den Unterschied zwischen Kirche und meiner persönlichen Beziehung zu Jesus. Erst dann, als mein Blick frei war, erkannte ich, dass ER mit mir schon lange an meiner Seite meinen Weg begleitet hatte. Der Rest war einfach. Weil ich verstanden und erkannt hatte, konnte ich dieses auch bekennen. Und auf dieses Bekenntnis hin ließ ich mich taufen. Halleluja.
Den Glauben den ich damals hatte, halte ich heute noch für wertvoll und bewahrenswert. Ich wäre ein glücklicher Mann, wenn es mir gelänge, ihn bis ans Ende meiner Tage zu bewahren. Ja, er war und ist manchmal naiv und idealistisch. Aber er ist auch ohne Zweifel und Vorbehalte.F
In Matthäus 18:6 (HOF) heißt es:
»Wer in einem Menschen den Glauben, wie ihn ein Kind hat, zerstört, für den wäre es noch das Beste, mit einem Mühlstein um den Hals ins tiefe Meer geworfen zu werden.»
Im ernsten Sinne dieses Wortes, geht es nicht nur um jemanden, der einem Kind seinen Glauben ausredet. Genauso gilt dies eben auch für uns selbst, wenn wir unseren Glauben relativieren. Wenn wir damit beginnen uns selbst einzuschränken nach dem Muster: “Gottes Rettung gilt nur für mich, wenn ich …” dies oder jenes tue. Deshalb beginnt Glauben auch mit dem bedingungslosen Vertrauen zu Jesus. Beginnt damit, anzuerkennen, dass dieser Jesus für mich gestorben ist. Es gibt zu diesem Bund zwischen Gott und den Menschen kein Kleingedrucktes. Das entspräche Menschenart und widerspricht dem Wesen Gottes. Jesus selbst spricht zu uns:F
«Wer zum Glauben kommt und sich taufen lässt, wird gerettet. Wer nicht glaubt, den wird Gott verurteilen.» Markus 16:16 (GNB)
Was meine ich damit.
Immer wieder beobachte ich, dass um die Gute Nachricht herum jede Menge Regelwerk aufgebaut wird, und damit scheint es auch unglaublich kompliziert zu sein, zu glauben. Wir erfinden Rituale, feiern traditionell und unterwerfen uns bestimmten Verhaltensregeln. Bei alldem übersehen wir dann leider das Wichtigste, danach zu fragen was Gott will.F
«Denkt ihr, mir einen Gefallen zu tun, wenn ihr euch selbst quält und nichts esst und trinkt, wenn ihr den Kopf hängen lasst und euch in Trauerkleidern in die Asche setzt? Nennt ihr so etwas ›Fasten‹? Ist das ein Tag, an dem ich, der Herr, Freude habe?» Jesaja 58:5 (HOF)
und in Jesaja 58:6 (HOF) lesen wir:F
«Nein - ein Fasten, das mir gefällt, sieht anders aus: Löst die Fesseln der Menschen, die ihr zu Unrecht gefangen haltet, befreit sie vom drückenden Joch der Sklaverei, und gebt ihnen ihre Freiheit wieder! Schafft jede Art von Unterdrückung ab!»
Es lässt sich also nicht austauschen, auf der einen Seite glaube ich, dass Jesus mich befreit hat, auf der anderen Seite bin ich es, der andere klein hält oder unterdrückt, ich mich über ihn stelle. Und falls mal was daneben geht, ich in die berühmte Minuskiste mit vollem Schwung kopfüber hineingeblumst bin, dann hilft auch kein fasten.
Das reist ein Loch in die Bilanz, sie ist nun nicht mehr ausgeglichen und wir fühlen uns verpflichtet. Wir wollen nicht in der Schuld eines anderen stehen, denn wer weiss wann er sie einfordert.
Jesus versucht es klar zu stellen, in Johannes 5:44 (HOF) lesen wir:F
«Kein Wunder, dass ihr nicht glauben könnt! Denn ihr seid doch nur darauf aus, voreinander etwas zu gelten. Aber euch ist völlig gleichgültig, ob ihr vor dem einzigen Gott bestehen könnt.»
Liebe Geschwister, habt ihr euch schon mal gefragt, wieso Jesus sich so völlig erniedrigen ließ. Hab ihr nicht auch schon gedacht, dass er doch alle Macht gehabt hätte die Geschichte umzuschreiben?
Ha! ER hatte den vollkommenen Glauben und deshalb wußte er, dass er dieses Tal durchschreiten muss. Das gleiche gilt für uns, nur wenn wir unsere Sucht nach Geltung, danach besser sein zu wollen als andere, ablegen, können wir das Tal durchschreiten an dessen Ende wir frei werden.F
Man könnte auch sagen, es sieht schlecht aus mit Karrierechancen im Reich Gottes. Mir erscheint das völlig logisch, denn im Vergleich zu Gott erscheinen unsere so heiß geliebten Unterschiede geradezu lächerlich klein. Bei Gott brauchen wir keine Frauenquote in der Managerebene und auch keine drei Klos damit sich keiner Benachteiligt fühlt. Unser Stolz auf unsere “Besonderheiten” verblasst und wird damit so nützlich wie Fußpilz.
Ja natürlich freue ich mich, wenn ich ein Programm schreibe und es nach vielen Mühen dann auch noch so funktioniert wie ich mir das eingebildet habe und vielleicht dann auch noch zu irgendwas nütze ist. Etwas stolz bin ich dann vielleicht auch.
Aber ich freue mich auch, wenn ich in einem Konzert sitze und einer so eine richtig coole Mucke rockt, eine die unter die Haut geht, ihr versteht was ich meine. Selbst dann wenn mir bewußt wird, dass ich so etwas nie zustande bringen würde. Ich freue ich mich an der Begabung eines anderen teil haben zu dürfen. Dann bin ich wieder ganz der kleiner Jungpionier und freue mich, weil ich mir hätte nie träumen lassen, dass ich mal in einem Konzert meines Idols sitze, der auch noch aus England kommt. Und während er auch noch englisch singt, lutsche ich ein Schweizer Kräuterbonbon. Was für eine verrückte Vorstellung.
Aber, selbst wenn du der Meinung bist, dass du zu nichts nutze wärst, weil du weder programmieren kannst, noch ein halbwegs vernünftiges Riff auf der Gitarre hinbekommst. Für Jesus zählt nur was du glaubst.F
Jesus ist nicht für eine elitäre Schicht der Menschen seiner Zeit ans Kreuz gegangen. Er hat sich nicht für das auserwählte Volk an Holz nageln lassen. Er will von keinem ein Führungszeugnis sehen. Nein! Denn er ist für jeden, das meine ich auf Mensch bezogen, also auch die weibliche Sorte davon, für die Nichtsnutze, die Taugenichtse, die Vollpfosten und die Pferdediebe. Für alle diese ist ER gestorben und wieder auferstanden.
Das klingt so verrückt, dass wir es kaum glauben können. Ja, das ist es auch. Denn wir haben weder etwas dafür getan, noch haben wir es verdient und trotzdem ist es so.F
Anna fragt: Warum hast du mich gerne?
Ich nickte.
»Du… du… du«,
lachte sie. Dann rang sie sich bei all dem Gelächter einen Satz ab:
»Du, du magst mich?«
Amen