Zunächst einmal möchte ich ebenfalls die Besten Grüße von den Geschwistern aus dem Landesverband an euch ausrichten. Ein Thema das wir gestern wieder besprechen mussten, ist die Flutkatastrophe in Malawi und Mosambik. Bei solchen Meldungen wird mir immer schlagartig bewußt, in welcher Gnade wir hier in Deutschland leben. Und um Gnade soll es heute auch gehen. Aber bevor ich euch damit konfrontiere und auch, um das Thema bei euch ankommen zu lassen, wollen wir zunächst auf ein Poetry hören.
// Sola Gratia
Dieses Poetry also ein modernes Gedicht oder Verdichtung beschreibt die von Luther formulierte Grundannahme auf ganz lyrische Art und Weise. Luthers Lehre der Rechtfertigung, dass wir allein aus der Gnade Gottes gerettet werden können ist dabei mehr als nur der Stoff für gedichtete Verse. Es ist unter den drei bekannteren “Sola” die entwaffnendste Basis unseres Glaubens. Sie nimmt unserem unbedingten Siegeswillen den Stachel und schafft was sonst keiner geschafft hat.
Es wird jedem möglich gerettet zu werden.
Und was bedeutet das schlussendlich für uns?
Hat das dann irgend einen Einfluss auf unser Leben unseren Alltag?
Was bedeutet das für unser Zusammenleben?
Am Ende des Tages glaube ich an Gnade.
Wer schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und bei mir sind es nun schon fast Fünfzig, und seinen Blick zurück schweifen lässt, der sieht vieles was sich über die Jahre ereignet hat. Es war wohl fast alles dabei, aufs und abs, mal ging es über ruhige See, mal waren heftige Wellen dabei. Wir können kaum sagen, dass es immer so war, wie es immer war.
Und das bedeutet gleichwohl nicht, dass wir dabei auch keine Fehler gemacht haben könnten, nein wenn wir uns daran nicht mehr erinnern, zeigt das nur wie schlecht unser Gedächtnis ist. Vergesslichkeit wäscht uns leider nicht rein von Schuld. Aber das tut Seife bekanntlich auch nicht.
Am Ende der Tage wird Gott wie wir auf unser Leben blicken und ER wird feststellen, dass wir nicht ohne Schuld sind vgl. Apostelgeschichte 2:20 (HOF).
«Die Sonne wird sich verfinstern und der Mond blutrot scheinen, bevor der große Tag kommt, an dem ich Gericht halte.»
Was wird dann sein außer Heulen und Zähneklappern?
…
Das was uns Christen von anderen unterscheidet ist, dass wir am Ende des Tages uns Gottes Gnade ergeben. Wir wissen das wir vor IHM nicht bestehen können.
Das ist nicht nur so ein Hirngespinst, so eine Art Fatamorgana bevor wir unsere letzte Lebenskraft aushauchen. Jesus Christus selbst hat das uns Menschen gesagt.
ER liebt dich mehr als sein Leben!
Denn ER hat sich lange bevor wir alle auf der Welt waren ans Kreuz schlagen lassen und hat sein Leben für jeden einzelnen von uns gegeben. Wir wissen, dass nur so Gottes Gerechtigkeit erfüllt werden konnte. Aber nur durch dieses Opfer konnte ein Weg eröffnet werden, der es nun allen Menschen möglich macht, aus der Finsternis ins Licht zu wechseln.
Wer sich diese Geschichte Jesu, und wir leben ja gerade in der Passionszeit, also der Zeit die an Jesu Leiden erinnern soll, genau ansieht, stellt fest dass es durchaus auch Zweifel bei Jesus gab. Sein Weg war auch ein Weg des Suchens und des Findens. Ich meine nicht nur die Menschen, die Jesus gesucht haben, um von ihm zu lernen. Auch Jesus suchte Menschen, denkt an das Gleichnis vom verlorenen Schaf ((HOF) Lukas 15, 3-7).
Leider gibt es in unserer Zeit deutlich mehr von denen, die sich diesem Suchen entziehen, die kein Interesse daran haben von Gott gefunden zu werden. Alles scheint wichtiger und interessanter zu sein, als zu erfahren woher wir kommen und wohin wir gehen. Liebe Geschwister, ja das ist für uns schwer zu begreifen, dennoch sollte keiner von uns sich dazu hinreißen lassen darüber zu urteilen. Paulus nimmt uns schon das Wort aus dem Munde, denn im ersten Abschnitt des 2. Kapitels im Brief an die römische Gemeinde schreibt er recht ungeschminkt, dass sich kein Mensch Gottes Gericht entziehen kann. Dabei spiele es keine Rolle, ob jemand Gott kennt oder nicht.
Unsere Aufgabe die Gute Nachricht zu verbreiten unterscheidet sich deshalb fundamental von der eines Reporters. Es geht nicht einfach nur darum von einer Geschichte zu erzählen, sondern den Menschen von Gottes Gnade und Barmherzigkeit zu berichten, damit sie die Möglichkeit bekommen diese anzunehmen. Also sich finden zu lassen. Würden wir das nicht tun, wäre das eine Art unterlassene Hilfeleistung.
Das wir nicht jeden erreichen können, hat uns Jesus ja selbst schon gesagt, so sagt er in Matthäus 19:24 (HOF):
«Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in Gottes neue Welt kommt.»
Das ist wohl sehr eindeutig. Nicht das Jesus diesen Menschen die “Einreise” verweigern würde, es ist eher extrem unwahrscheinlich, dass ein Mensch, dem es an nichts fehlt, der Geld und Anerkennung in der Welt hat, sich Gott zuwendet. Einfach, weil er glaubt, dass Gott ihm nichts bieten könne.
Es gibt und gab unglaublich viele Geschichten über Menschen, die dennoch alles verloren haben und zum Schluß todunglücklich waren. Ein prominentes Beispiel ist Hiob, der ja nicht irgend einer war, der aber auch wie kein anderer sein Schicksal angenommen hat und so Gnade bei Gott gefunden hat.
Aber wie viele Geschichten kennen wir über Lottomillionäre, die einsam und verzweifelt endeten. Ähnlich geht es den Stars und Sternchen, die gerade noch auf dem DSDS-Olymp triumphierten und sich dann verzweifelt im Atlantik das Leben nahmen. Menschen die scheinbar alles erreicht haben, aber von Mißtrauen und Angst, einer könnte sie Übervorteilen, zerfressen und vereinsamt sind.
Gottes Reich hat einen König, der Jesus heißt. Dieser Jesus hat den Menschen seine Liebe bewiesen, denn er hat sich für sie ans Kreuz schlagen lassen. So einem König kann man mit gutem Grund unterstellen, dass er es gut mit einem meint. In seinem Königreich leben alles Vagabunden, ein Synonym für die Armen und Geschlagenen dieser Welt. Die Reichen, die von Gott nichts wissen wollen, gibt es da nicht, nicht weil sie Jesus nicht haben möchte, sondern weil die Reichen die Gnade Jesu nicht angenommen haben.
Die Armen und Geschlagenen aber heilt ER, denn er hat die Kraft Gottes. Dieses Königreich wird so frei von allem Schmerz und allen Verletzungen sein.
Mißtrauen, gibt es dort nicht.
Verzweiflung, gibt es dort nicht.
Angst, gibt es dort nicht.
Aber die Liebe ist dort, überall, in jeder Ritze. Da ist nur Licht, kein Schatten mehr. Weil Gott die Liebe ist.
Und das ist die schönste aller Nachrichten, dass Gott die Liebe ist.
Eine Liebe die nicht relativiert,
eine Liebe ohne Wenn und Aber.
Eine Liebe die Rettung verspricht.
Ich habe schon einmal vor einiger Zeit gefragt, ob wir denn noch zu retten seien. Gottes Liebe ist die Antwort, eine Antwort die voraus greift, denn wir sind schon gerettet. Das ist nicht in menschliche Maßstäbe zu fassen, weil sie dafür einfach zu klein sind. Und tatsächlich glaubt eine große Mehrheit im Osten der Republik nicht daran, dass es möglich sein soll, dass einer sie gerettet haben soll. Nicht nur weil sie es sich nicht vorstellen können, oder weil sie nicht glauben, dass es diesen Gott und Jesus von Nazareth wirklich gegeben haben könnte. Nein, für die meisten stellt sich gar nicht die Frage nach einer persönlichen Schuld. Sie verstehen nicht, für welche Schuld Jesus gestorben sein soll, weil sie meinen ja nichts gemacht zu haben, also nichts wirklich schlimmes.
Wir wissen, dass dies eine erste Erkenntnis ist, die notwendig ist, damit daraus ein Bekenntnis wird. Ich muss zugeben, dass es mir schwer fällt dies in Worte zu packen, möglichst noch so, dass ihr sie verstehen könnt. Wir fassen in unserem Leben die meisten Dinge in Logik oder zumindest sollte es Sinn ergeben. Wenn es um Glauben geht, werden wir schnell emotional, weil wir keine fassbaren Vergleiche finden. Aber warum kleben wir auf der Erde und werden nicht durch die Erdrotation ins All geschleudert.
Welchen Sinn macht es, dass wir hier herum krabbeln und nahe dran sind, unsere Welt mit uns zusammen zu vernichten. Aus Sicht des Lebens, ist es doch außerordentlich sinnlos, sich den Ast abzusägen, auf dem man sitzt. Schon gar nicht, wenn die Spezies von sich selbst behauptet, die Krone der Schöpfung zu sein.
Die Kausalität zwischen Sündenfall und Rettung erscheint dann in einem anderen Licht, wenn wir davon ausgehen, dass einst etwas ziemlich schief gelaufen sein muss. Das dies wahrscheinlich ist, zeigt sich jeden Tag neu. Wir brauchen gar nicht nach Gesetzmäßigkeiten suchen, irgendwelchen naturwissenschaftlichen Zusammenhängen, ein Blick in unsere Welt genügt.
Wer sich dann noch die Mühe macht und die Geschichte der Menschen studiert, kommt unweigerlich zu dem Schluss, das alles schon da gewesen ist, die Menschen aus ihren Fehlern nicht gelernt haben und eines Tages das Schicksal der Menschen nur noch von einem abhängen kann: Gnade.
«Gnade greift da, wo man nicht mehr auf die eigene Hilfe vertraut»
Auf dem Weg dahin steht unser Leben oder besser das, was wir für unsere Rettung einzusetzen bereit sind. Zu jeder Zeit waren die Menschen deshalb sehr bemüht Gott zu gefallen und ER tat ihnen diesen und gab ihnen Regeln, die ihnen helfen sollten auf ihrem Weg. Leider ist diese Geschichte auch eine Geschichte des Scheiterns. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Menschen, ein ständiges auf und ab, eine Zeit lang hielten sie die Gebote, dann kehrten sie sich wieder ab. Dann ging es wieder ein bisschen besser, dann wieder nicht usw.
Über dieses Scheitern spricht Paulus zu den Geschwistern der Gemeinde in Galatien, ich zitiere:
Trotzdem wissen wir inzwischen sehr genau, dass wir nicht durch Taten, wie das Gesetz sie von uns fordert, vor Gott bestehen können, sondern allein durch den Glauben an Jesus Christus. Wir sind doch deshalb Christen geworden, weil wir davon überzeugt sind, dass wir allein durch den Glauben an Christus von unserer Schuld freigesprochen werden; nicht aber, weil wir die Forderungen des Gesetzes erfüllen. Denn wie die Heilige Schrift sagt, findet kein Mensch durch gute Werke Gottes Anerkennung.« (Galater 2:16)
Aber Vorsicht! Wer jetzt voller Arroganz meint, es besser zu machen, steht schon mit einem Bein im Fegefeuer. Ich bin mir sicher, dass die Geschwister nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben. Über sie zu urteilen wäre vermessen und steht niemandem zu.
Jesaja schreibt in Kapitel 66, 3:
Doch da schlachten sie für mich Rinder – und zugleich bringen sie Menschenopfer dar. Sie schlachten für mich Schafe – und zugleich opfern sie Hunde. Sie bringen mir Speiseopfer – und zugleich versprengen sie Schweineblut. Sie verbrennen für mich Weihrauch – und zugleich opfern sie den Götzen. Sie gehen ihre eigenen Wege und sind begierig auf alles, was mir ein Gräuel ist.
… und sind begierig auf alles, was mir ein Gräuel ist.
Aber sie haben doch alles gemacht, was das Gesetz von ihnen verlangt hat? Was stört Gott daran?
Sie haben ihr Wesen nicht geändert. Alles was sie taten machten sie wie Roboter, ohne Bewusstsein, rein mechanisch. Da ist weder Herz noch Geist dabei. Als würden sie irgendeine Hausarbeit verrichten. Sie erfüllen das Gesetz und zugleich verstoßen sie dagegen, als würde das eine das andere aufheben.
Betrifft uns nicht? Ha, welch eine Fehleinschätzung. Wie ist es denn heute? Ist da irgendwas anders. Allein die Zahl der unterschiedlichen Glaubensrichtungen, mit allen ihren Besonderheiten unterstreicht nur eins: wir kleben am Gesetz wie die Fliege am Klebestreifen und mir scheint, die Geschichte wird nicht gut ausgehen.
Unser Glaube, gerettet zu werden, allein aus Gottes Gnade, heißt einzusehen, dass wir vor dem Gesetz Gottes nicht bestehen können (vgl. Gal. 2+3).
Paulus schreibt an die römische Gemeinde (Römer 2:12):
Wer also Gottes Willen nicht beachtet und gegen seine Gebote handelt, wird sein Leben auf ewig verlieren, auch wenn er Gottes geschriebenes Gesetz gar nicht kannte. Und wer vom Gesetz wusste und dennoch dagegen verstieß, wird von Gott nach dem Gesetz gerichtet werden.
In den Versen 14 und 15 lesen wir, und das betrifft wohl uns ganz speziell:
Freilich gibt es unter den Völkern Menschen, die Gottes Gebote gar nicht kennen und doch danach leben, weil ihr Gewissen ihnen das vorschreibt. Durch ihr Handeln beweisen sie, dass Gottes Gesetz in ihre Herzen geschrieben ist, denn ihr Gewissen und ihre Gedanken klagen sie entweder an oder sprechen sie frei.
Wer sich also dem Gesetz unterwirft wird auch nach dem Gesetz gerichtet!
Das Gesetz Gottes gilt für alle Menschen, ohne Ausnahme. Selbst wenn sie es nicht kennen, verliert es nicht seine Gültigkeit. Man könnte es auch so formulieren: “Es gibt kein Entrinnen!“. Es hat genauso bestand wie das Gravitationsgesetz, das verhindert das wir ungewollt in All hinausgezogen werden. Kein Mensch käme auf die Idee das anzuzweifeln, oder doch?
Also von wegen: " … ich hab mit dem Gott Israels nichts am Hut, deshalb gilt das alles für mich nicht”. Damit kommt keiner durch.
Petrus sagt: “Der Christ soll seine Hoffnung ganz auf die Gnade setzen” (Petrus 1, 13)
Darum seid bereit und stellt euch ganz und gar auf das Ziel eures Glaubens ein. Lasst euch nichts vormachen, seid nüchtern und richtet all eure Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit, die er euch in vollem Ausmaß an dem Tag erweisen wird, wenn Jesus Christus für alle sichtbar kommt.
Wer also die Gnade Gottes annimmt, wird gerettet werden!
Am Ende der Tage, davon sind wir Christen überzeugt, wird sich die Menschheit für ihr tun rechtfertigen müssen. Das ist und bleibt ein ewiger Zankapfel, weil es Menschen gibt, die das für ein Märchen halten. Es ist aber nicht unsere Aufgabe dieses zu bewerten, unsere Aufgabe ist vielmehr alles zu tun, was diesen Menschen helfen könnte, die Wahrhaftigkeit Gottes zu erkennen. Das gelingt in vielen Fällen nicht, nicht weil wir uns zu wenig Mühe gäben, nein mitunter kommen wir nicht weiter, weil Menschen in ihrem Leben all zu sehr verwurzelt sind. Ich erinnere nochmals an den Vergleich eines Reichen mit dem Nadelöhr.
Das macht uns traurig, ja das schon. Dennoch können wir niemanden zwingen Gottes Gnade anzunehmen. Das schließt sich vom Prinzip her schon aus, weil ja Gnade und Zwang nur schwer zusammen gehen. Viele unserer Mitmenschen haben das Prei-Leistung-Verhältnis so sehr verinnerlicht, dass sie Glaubensfragen nicht für wertvoll genug einstufen, um sich damit zu befassen.
Diese Überheblichkeit verhindert Gnade. Denn der erste Schritt ist der der Selbsterkenntnis. Die darin sichtbar wird, die eigene Schuld zu erkennen und zu bekennen. Jesus nachzufolgen heißt nicht sich einer Glaubensgemeinschaft anzuschließen, das macht es uns nur leichter in unserem Leben als Christen, weil wir Gleichgesinnte haben, die unsere Begeisterung, Freude aber auch Sorgen teilen. Jesus nachzufolgen heißt zu allererst, sich seiner Gnade zu unterwerfen und dies setzt voraus, die persönliche Schuld zu erkennen.
Über alles andere brauchen wir uns keine Gedanken machen, Jesus hat den Pfand schon bezahlt. ER hat das Gesetz schon erfüllt. Deshalb heißt es ja auch “Gnade”! Ich meine nicht, dass jetzt jeder dem es einfällt hier vorn auf die Knie sinkt und vor der Gemeinde seine Schuld bekennt. Der den es etwas angeht heißt Jesus, nur ER kann vergeben und nur ER hat die Gnade.
Und alles was wir Menschenkinder brauchen ist die Gnade des Herrn:
«Aber er hat zu mir gesagt: »Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir.« Darum will ich vor allem auf meine Schwachheit stolz sein. Dann nämlich erweist sich die Kraft Christi an mir.»
So bekennt es Paulus im 2. Korinther 12:9.
Mit diesen Worten möchte ich schließen. Denn:
“Am Ende des Tages glaube ich an Gnade”
Amen