Der Predigttext den ich für heute heraus gesucht habe, geht auf das Kapitel 15 des Johannesevangeliums zurück, das sich im Besonderen an die Gemeinde wendet. Der Apostel Johannes der wohl selbst der Verfasser dieser Schrift war, verkündigt Gottes Wort nach innen, damit die Gemeinde an Weisheit gewinne und im alltäglichen Kampf bestehen würde. Johannes zeichnet ein Bild Jesu, wie ER sich in seiner ganzen Herrlichkeit den Jüngern offenbart hat. Der Text gilt insbesondere der Sicherung des Friedens in der Gemeinde und hilft dabei die Gemeinde als Einheit zum Ziel zu bringen.
«Johannes 15:18-27 (HOF) Johannes 15:18-27 (HOF) »Wenn die Menschen euch hassen, dann vergesst nicht, dass man mich schon vor euch gehasst hat. 19 Diese Welt würde euch lieben, wenn ihr zu ihr gehören würdet. Doch ihr gehört nicht mehr dazu. Ich selbst habe euch aus der Welt herausgerufen. Darum hasst sie euch. 20 Erinnert euch daran, dass ich gesagt habe: ›Ein Knecht steht niemals höher als sein Herr!‹ Deshalb werden sie euch verfolgen, wie sie mich verfolgt haben. Und wenn sie auf das gehört haben, was ich gesagt habe, werden sie auch auf euch hören.
21 Das alles wird mit euch geschehen, weil ihr zu mir gehört; denn die Welt kennt Gott nicht, der mich gesandt hat. 22 Wäre ich nicht in diese Welt gekommen und hätte die Menschen alles über Gott gelehrt, wären sie nicht schuldig. Aber jetzt gibt es keine Entschuldigung mehr dafür, dass sie Gott den Rücken kehren. 23 Denn wer mich hasst, der hasst auch meinen Vater. 24 Wenn ich nicht vor aller Augen Gottes Wunder vollbracht hätte, die kein anderer tun kann, wären sie ohne Schuld. Aber nun haben sie alles miterlebt, und trotzdem hassen sie mich und auch meinen Vater. 25 Dies geschieht, damit sich die Voraussage der Heiligen Schrift erfüllt: ›Sie hassen mich ohne jeden Grund!‹
26 Wenn ich beim Vater bin, will ich euch jemanden senden, der euch zur Seite stehen wird, den Geist der Wahrheit. Er wird vom Vater kommen und bezeugen, wer ich bin. 27 Und auch ihr werdet meine Zeugen sein, denn ihr seid von Anfang an bei mir gewesen.«
Wer sich als Christ bekennt erntet im günstigsten Fall ein Lächeln. Manche werden verlacht. Manche verfolgt, gedemütigt oder gejagt und getötet.
Für einige, die sich zu Christus bekennen bedeutet das, dass ihr Leben komplizierter und schwieriger, manchmal sogar unmöglich wird. Und doch bekennen sich Menschen zu Jesus. Das haben wir auch letzten Sonntag im Gottesdienst erfahren.
Warum setzen sie sich der Benachteiligung, der Verfolgung aus?
Warum schwimmen sie nicht einfach mit dem Strom, als sich abzukämpfen und gegen zu halten?
Markus 10:25 (GNB)
Eher kommt ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in Gottes neue Welt.«
Dieses Zitat finden wir sowohl bei Markus, als auch bei Matthäus und Lukas. Und was Jesus hier meint, spiegelt sehr gut die Situation wieder, wie wir sie kennen. Wer keine Not hat, wem es gut geht, der findet Gott nur schwer. Es sind die Armen, die Unterdrückten, die den Weg zu Jesus als ihren Tröster finden.
Sind wir also die Verlierer der Gesellschaft, die sich in einem längst überholten Glauben flüchten, weil sie sonst nichts auf die Reihe bekommen?
Vielleicht ist das so, aber wie erklärt sich die wachsende Unzufriedenheit, bei gleichzeitig sinkenden Mitgliederzahlen der Kirchen? Wieso gibt es dann so viele Selbstmorde gerade bei denen, von denen man meint sie hätten doch alles. Erfolg, Geld und Ruhm. Wieso wählen die Menschen aus Protest nicht mehr die, die für ihren Wohlstand verantwortlich sind? Wir haben fast Vollbeschäftigung, derzeit sind nur ca. 5% der Menschen arbeitslos. Das heißt fast jeder hat ein regelmäßiges Einkommen. Keiner muss hungern oder ohne medizinische Hilfe leben.
Es mag weit hergeholt klingen, aber ich sehe einen engen Zusammenhang des ständigen Strebens nach mehr materiellen Dingen, Anerkennung und Macht und Unzufriedenheit. Wer sein Glück in dieser Welt sucht, darf nicht enttäuscht sein, wenn sie ihn nur benutzt und wegwirft wie einen schmutzigen Lappen. Deshalb hasst die Welt jene, die nach einem anderen Reichtum suchen, den der nicht von dieser Welt ist. Und das war schon zu Jesu Zeiten so.
Der Vers 20 unseres Predigttextes ist einerseits eine Mahnung aber andererseits auch eine Erklärung. Jesus beschönigt nichts und er lässt uns auch nicht mit einer rosaroten Brille in seine Nachfolge schauen. Das mag abschrecken, vielleicht sogar ein bisschen Angst machen, aber Jesus hat das schon alles hinter sich und uns gezeigt, dass es ein “dahinter” gibt, das es lohnenswert ist sich auf diesen Weg zu begeben.
Wir dürfen dabei nicht vergessen, dass Hass in der Welt ist und die Menschen dem ausgesetzt sind, seid sie den Garten Eden verließen. Wenn man das mal so infantil ausdrücken möchte. Wir können vielleicht persönlich nichts dafür, doch tragen wir noch immer an diesem Erbe.
Das es so passieren wird und das es so passieren muss, lesen wir in Vers 21. Und das es sich immer weiter zuspitzt, hatte ich schon vorhin erwähnt. Unterschiedlicher könnten die Interessen der beiden Gruppen ja nicht sein. Während die Menschen der Welt nach deren Vorteilen suchen, suchen die Menschen in der Nachfolge Jesu zu verstehen und dem Willen Gottes zu folgen. Da klafft schon eine recht große Lücke.
Wer sich aber auf den Weg den Jesus voraus gegangen ist einlässt, der Hoffnung mehr vertraut als dem Zweifel, der liest in den folgenden drei Versen auch heraus, dass er sich für den richtigen Weg entschieden hat. Jesus klagt darin diejenigen an, die Gottes Plan ignorieren obwohl er den Menschen alles gelehrt hat, was sie wissen müssen, um diesen Plan zu verstehen. Dabei kann man nicht unbedingt alle in einen Topf schmeißen, von wegen wer nicht zum Gottesdienst geht, der hasst Gott. Den meisten ist es doch schlicht schnuppe. Sie haben andere Interessen denen sie lieber folgen als Sonntag früh in der Kirche zu sitzen und sich eine Predigt anzuhören, die ihnen womöglich noch die Laune verdirbt. Doch es gibt sie tatsächlich, auch wenn wir das lieber aus unserer Wahrnehmung streichen. Menschen die ganz offen ihren Hass auf Gott und die Menschen, die sich zu ihm bekennen, nachgeben.
Wie gehen wir mit diesen um?
Dieser Hass der uns entgegenschlägt, lässt sich nicht erklären, auch Jesus beschreibt dies in Vers 25. Ohne jeden Grund hassen sie ihn und uns. Es wird ihnen dadurch nicht besser gehen. Sie haben auch nichts davon. Das schafft Beklemmungen und ein ungutes Gefühl in der Magengegend.
Jesus hat eben dieses auch erlebt und deshalb, so lesen wir es in Vers 26, schickt er uns einen Helfer. Gemeint ist der Heilige Geist. Der Geist der Wahrheit, der uns dabei hilft die Wahrheit zu erkennen und nicht womöglich dem falschen Zeitgeist auf den Leim zu gehen. Wir sind also nicht allein uns selbst in der Welt überlassen. Das ist ganz und gar als Trost gemeint.
Im letzten Vers betont Jesus nochmals, wie wichtig es für die Jünger war, alles was sie durch ihn gelernt und erfahren haben, zu bewahren und weiter zu geben. Und auch heute noch können wir davon lernen und Kraft daraus schöpfen. Gerade wenn wir zweifeln, will uns Jesus durch Verse trösten und Orientierung geben. Auch damals war ihm schon klar, dass es schwierig werden würde, dass ein schwerer Weg zu gehen ist.
Also auch Jesus war Hass nicht unbekannt, er selbst war, das wissen wir, oft genug dessen Ziel. Doch einige Fragen habe ich noch und ich will mit euch zusammen versuchen dieses Thema von unterschiedlichen Seiten aus zu beleuchten.
Das mit dem Hass ist ja so eine Sache, wir verbinden damit im allgemeinen nichts Gutes und doch; es gibt Ausnahmen. Aber was genau ist Hass, woher kommt er, welches Gesicht oder welche Fratze zeigt er und wie verrät er sich?
Zunächst sollten wir Hass in seiner Richtung unterscheiden. Kommt er von außen auf uns zu, wir selbst wären also die Adressaten. Oder kommt er aus uns heraus und wir selbst wären damit die Quelle oder Urheber.
Eines möchte ich nochmals hervor heben. Keiner von uns kann sich dem Hass dieser Welt entziehen. Nicht mal dann, wenn er als Einsiedler in einem einsamen Wald sein Pfefferkuchenhäuschen aufbauen und jeden Kontakt zu anderen Menschen abbrechen würde.
Hass ist weder gut noch böse! Entscheidend ist was daraus geschieht. Das betrifft Gedanken genauso wie Taten. Bei einigen ist schon in jeder Regung der Todschlag ein Kalkül:
1. Johannes 3:15
Wer seinen Bruder oder seine Schwester hasst, ist ein Mörder, und ihr wisst, dass in keinem Mörder ewiges Leben sein und bleiben kann.
Hass gebiert Hass, selbst wenn sich das Ventil löst und alles an angestauter Wut heraus käme, es bleibt der Hass, der sich einnistet wie die Milbe im Teppich. Da braucht es einer Tiefenreinigung. Ihn zu überwinden gelingt nicht, mit allem Wollen noch Muskelkraft.
Hass wird aber dann gut, wenn er sich gegen das richtet, was uns von Gott wegzulocken versucht.
Wer also die Sünde hasst, der hasst richtig und gut.
Wer die Lüge hasst, der hasst richtig und gut.
Hass ist also per se weder gut noch böse, entscheidend sind die Motive und was daraus entsteht.
Das AT fordert die Gläubigen auf, den Hass der anderen mit den eigenen Taten zu überwinden:
2. Mose/Exodus 23:5
Ist der Esel deines Feindes unter seiner Last zusammengebrochen und du kommst gerade dazu, so geh nicht weiter, sondern hilf ihm, das Tier wieder auf die Beine zu bringen.
Das meint also gerade nicht, wenn sich einer im Ton vergriffen hat, mit gleicher Keule zurück zu schlagen.
Diese Einsicht scheint mir gerade in unseren Zeiten so wichtig, weil so viele Menschen heute ihren Hass auf ihr Leben, das voller unerfüllten Träume ist, über andere auskippen, in der irrigen Annahme das sie ihr eigenes Leid damit kleiner machen könnten. Zudem ist es wohl auch noch so, dass einige wenige jede Menge Staub aufwirbeln und ihnen dabei jedes Mittel recht zu sein scheint.
Leider habe ich keine aktuelle Statistik, aber vor einigen Jahren gaben 75% der Befragten an, Hasskommentare gelesen zu haben und 1% gab zu, selbst welche verfasst zu haben. Tendenziell würde ich aus dem Bauch heraus meinen, dass es heute mehr Hasskommentare gibt und dass aber auch eine gewisse Abstumpfung eingesetzt hat. Bestimmte “Meinungen” regen heute keinen mehr auf, vor ein paar Jahren hätte es noch einen handfesten Skandal gegeben.
Warum aber ist der Hass so gefährlich? Ja ich weiß die Frage klingt irgendwie überflüssig, weil wir alle ja unsere Erfahrungen gemacht haben und deshalb mit Hass nichts zu tun haben wollen. Und dennoch, es gibt Menschen für die ist es überhaupt kein Problem zu hassen. Das gehört für sie dazu wie zu lachen oder Witze zu machen.
Salomon, der als besonders weise gilt, sagte einmal:
Weisheit Salomos 16:14
Ein Mensch dagegen kann in seinem Hass zwar töten, aber nicht wieder zum Leben erwecken; er kann die Seele, die einmal in die Totenwelt gelangt ist, nicht wieder daraus befreien.
Und damit offenbart er einen ganz wichtigen Wesenszug des Hasses.
Hass ist eine Einbahnstraße!
Nach einem schlechten Scherz, selbst nach einer Beleidigung, kann ich immer noch um Verzeihung bitten. Wenn Hass eine Beziehung “getötet” hat, ist dies endgültig. Erst recht wenn aus Hass Mord geworden ist, so wie Johannes es sagte. Hass treibt die Menschen zur Sünde und dies ist unumkehrbar.
Aus dieser Einbahnstraße gibt es auch kein entrinnen, wer darin gefangen ist, der bleibt auch dort. Flucht? Nicht möglich! Das ist oft auch der Grund, warum wir bei jungen Leuten diese Ausweglosigkeit und den Frust beobachten. Es ist ja nicht so, dass es ihnen wirklich schlecht ginge und doch, dass muss man auch ernst nehmen, ist es für sie absolut real. Sie sind Gefangene in einer Meinungsblase. Nicht ihre Meinung und auch keine Meinung die auf Erfahrungen und Wissen basieren würde, nein, hier geht es um unreflektierte Gedanken, die in jeder Situation und an jedem Ort weiter gegeben werden. Leider spielt dabei die Technik keine gute Rolle, weil sie Informationen vorsortiert und filtert.
Die Kommunikation des 21. Jahrhunderts basiert auf Halbwahrheiten, gefilterten Informationen und einem Gedankenaustausch zwischen Tür und Angel.
Das kann doch eigentlich jeder gut nachvollziehen, dass jemand der unterwegs ist und auf den Straßenverkehr achten muss oder nebenbei den richtigen Fahrausweis lösen soll oder vielleicht sogar im Auto sitzt, an einer Diskussion nicht so teilnehmen kann, als wäre er vorbereitet und könnte sich ausschließlich dem Thema widmen.
Es wäre gerade so, als wollt ihr einem Freund*inn, Mann/Frau was auch immer von einem Problem erzählen, das euch schwer auf dem Herzen liegt und euer gegenüber telefoniert nebenbei oder hört Musik oder liest ein Buch. Keiner käme auf den Gedanken, dass das in irgendeiner Weise sinnvoll wäre. Dann kämt ihr euch doch ziemlich missachtet vor, oder?
Jetzt sind die Ergüsse in den Sozialen Medien nicht immer so tiefgreifend, dass sie tatsächlich die volle Aufmerksamkeit des Auditorium benötigen würden. Aber es ist auch eine Frage der Gewohnheit, denn das ist ja das Problem, wer tagaustagein nie anders kommuniziert, wird seinen Stil auch bei wichtigeren Dingen nicht ändern. Somit sind Missverständnisse und Konflikte vorprogrammiert. Mit einer Brise Fehlinformationen garniert, gibt das den schönsten Sch..storm. Das kann ich leider nicht übersetzen und bedauerlicherweise gibt es dafür auch keinen anständigen Ersatz. Wer nicht weiß wovon ich gesprochen habe, kann mich ja nachher darauf ansprechen.
Wir sind übrigens noch immer in der Einbahnstraße.
Das fatale in unserer Zeit ist, dass jeder falsche Satz global verfügbar ist. Selbst wenn ich mich nur versprochen habe, lauert vor dem sozialen Netz die Bestie, die nur darauf wartet, dass ich einen Fehler mache. Und wehe mir, wenn sie mich ertappen. Dann kann ich einpacken, nach Hause gehen, wo auch immer das ist. Dann ist es vorbei, brauche ich nie wieder antreten, schon gar nicht ein Wort der Klarstellung versuchen, dass macht es nur noch schlimmer.
Ok, haben wir verstanden. Aber was machen wir jetzt. Wie gehen wir damit um?
Das ganze klingt doch schon ziemlich nach Resignation und als gäbe es keinen Ausweg. Aber den gibt es, auch wenn er auf den ersten Blick schmerzlich erscheint.
Ich möchte nochmals betonen, dass wir alle dem Hass ausgesetzt sind.
Sirach 40:5
Jeder erfährt Zorn und Eifersucht, Aufregung und Unruhe, Todesangst und Hass und Streit. Sogar nachts, wenn der Mensch auf seinem Bett Ruhe sucht, verwirren Träume seine Gedanken.
Wenn wir das annehmen, dann können wir als nächstes Wege suchen, wie wir damit umgehen können und wir weniger darunter leiden müssen. Um es vorweg zu nehmen, beten ist ein ganz zentrales Element bei dieser Strategie. Und dazu gibt es eine ganze Reihe an Ratschlägen die wir im Thessalonicher-Brief nachlesen können.
Achtet darauf, dass niemand von euch Böses mit Bösem heimzahlt.
Bemüht euch vielmehr stets, das Gute zu tun, im Umgang miteinander und mit allen Menschen.
Freut euch immerzu!
Betet unablässig!
Dankt Gott in jeder Lebenslage!
Das will Gott von euch als Menschen, die mit Jesus Christus verbunden sind.
Unterdrückt nicht das Wirken des Heiligen Geistes.
Verachtet nicht die Weisungen, die er euch gibt.
Prüft aber alles, und nehmt nur an, was gut ist.
Von jeder Art des Bösen haltet euch fern!
Das wird den Hass aus der Welt nicht verbannen, aber es wird uns davor schützen, dem Hass zu verfallen. Die Gläubigen sind aufgefordert alles zu meiden, was Hass hervorbringen kann. Das ist etwas was wir im alltäglichen Umgang miteinander durchaus realisieren können. Aber auch die gemeinsame Freude über Gottes Gnade, an uns und über uns, wirkt als stärkendes Band der Gemeinschaft. Unsere Aufgabe als Menschen, die Jesus nachfolgen, ist nach der Verbreitung der Guten Nachricht, auch die Bewahrung des Friedens. Jede Möglichkeit sollen wir nutzen, um uns gegen das Böse, die Lüge und den Hass entgegen zu stellen.
Ob das als verständnisvoller Kommentar oder in einem persönlichen Gespräch geschieht spielt doch keine Rolle. Wichtig ist nur dem Hass mit eigenen guten Taten zu begegnen.
Amen