Identität

Teil 1 - Wer bin ich?

Wer bin ich?

Keine leichte Frage. Wo soll ich beginnen, wie könnte ich mich selbst beschreiben? Ist das überhaupt wichtig? Macht es einen Unterschied, für mich und für euch?

Woran erkenne ich, dass ich ich bin?

Ist es mein Spiegelbild?

Dann würde ich mich aber auf Äußerlichkeiten reduzieren. Und je nachdem, ist das dann nicht ein wenig oberflächlich? Aber es muss auch nicht nur das eigene Spiegelbild sein, das ja schon lügt, bevor ich es begreife, denn egal was ich auch versuche, ich bin immer spiegelverkehrt, es ist immer ein verdrehtes, weil gespiegeltes Bild. Und davon abgesehen; der Lack lässt nach, büßt von seinem Glanze ein, hat hier und da eine Delle, Kratzer oder sogar eine Beule. Vielleicht mag ich das gar nicht mehr gerne vorzeigen.

Ja, es gibt schon eine Menge Leute, denen es wichtig ist, dass ihr Spiegelbild ihnen schmeichelt; sie stehen vor ihm und bürsten und schminken, tuschen und zupfen. Alles damit das BILD gefällig wird. Aber auch ihr Bild lügt, weil es genauso gespiegelt ist wie meines. Und auch ihr Lack hat Dellen und Kratzer, vielleicht sogar schon eine Beule. Man kann so einiges kaschieren, mit Schminke und Farbe, aber irgendwann hilft auch dies nicht mehr.

Ich tue mich schwer, an meinem Äußeren erkennen zu sollen, wer ich denn bin.

Ihm übrigen sehe ich meist eh nur die Front. Und das wäre ja gerade so, als solle man ein Auto nur durch seine Ansicht von vorn beurteilen.

Was ist dann aber mit den hinteren Sitzen, sind sie bequem, hat man genug Platz? Was ist mit dem Kofferraum, gehen dort alle meine Gepäckstücke rein?

Naja, der Vergleich hinkt ja ein wenig, aber es wird sicher verständlich, wie schwierig es ist, eine valide Aussage über eines Wesens Kern zu treffen, wenn man nur die Hülle sieht.

Dennoch könnten manche äußeren Merkmale für mich typisch sein. Vielleicht meine Augenfarbe, meine Kopfform oder mein wildes geschmeidiges Haar ;)

Aber reicht das, um früh am Morgen das richtige Gesicht zu rasieren?

Wenn es nicht mein Spiegelbild, mein Äußeres ist, dann vielleicht mein Inneres?

Hm, das ist schwierig, denn das bekomme ich eigentlich nie zu Gesicht.

Manchmal rumort es und ich fühle mich nicht so gut, aber ich könnte jetzt nicht so genau sagen, was daran für mich typisch wäre. Andererseits kann es schon prägend sein, wenn man dauernd Schmerzen hat, oder weiss das da drinnen etwas kaputt ist, dann tritt es nach außen und macht sich bemerkbar. Und dann kann das dazu führen, das es zu einem typischen Merkmal wird, welches mich kennzeichnet.

Aber reicht das auch, damit ich mir über meine Identität klar werde?

Ich hoffe nicht, denn das wäre schon kein schöner Gedanke, wenn ich mich über meine Krankheiten definierte, nur weil sie die dumme Angewohnheit haben für mich typisch zu sein.

Also, innen oder außen, das hilft mir nicht wirklich weiter. Vielleicht sind es die Fähigkeiten, die ich mir im laufe meines Lebens so angeeignet habe. Das wiederum würde bedeuten, dass so manches Kind oder Jugendliche(r) keine Chance hätten herauszufinden woran sie erkennen könnten, das sie selbst sie sind.

Zumindest bei Handwerkern kennen wir diese Kategorisierung ja sehr gut.

Das ist der Bäcker aus der Schulstraße oder der Schuhmacher aus dem Westend usw. Dann hätten wir modernen Menschen des 21ten Jahrhunderts aber ein Problem, denn alle diese Handwerksberufe verschwinden und kaum eines ist noch übrig.

Ich befürchte auch, dass es in der breiten Masse nicht funktioniert, schon deshalb nicht, weil wir bei den meisten unserer Nachbarn schon nicht mehr wüßten, was diese beruflich so machen und selbst wenn wir es wüßten, müsste ja auch der, mit dem wir darüber reden, es auch wissen.

Und besonders eindeutig ist das ja auch nicht. Nehmen wir mal das Beispiel:

“Das ist Herr Müller aus dem Büro.“.

Welcher Müller ist denn da gemeint.

Na hoffentlich weiss wenigstens Herr Müller was er ist und wer er ist ;)

Was macht mich einzigartig, wenn ich denn einzigartig bin?

Was ich bräuchte sind also eher Kriterien, die mir helfen, mich von anderen abzugrenzen, zu unterscheiden - was wahrlich keine einfache Angelegenheit ist.

Das ganze soll dann die Frage klären, was mich denn einzigartig macht.

Wir können ja alles in eine Waagschale werfen. Also unsere äußerlichen Attribute, unsere inneren Merkmale und unsere Fähigkeiten. Also z.B. der Jürgen mit der spitzen Nase, den grauen Augen und dem wilden wallenden Haar, der sich mit Computern auskennt und gerne MindMaps (was auch immer das sein soll) macht.

In der Kombination, muss man schon viel länger suchen, um eine ähnliche Person zu finden und da könnten wir ja noch die kleinen Füße, die altersschwachen Augen und das noch viel altersschwächere Ohr dazu nehmen. Sollte doch reichen oder?

Zumindest in meinem Dunstkreis haut das hin.

Dennoch, was sagt das über mich aus. Das ich schnell umfalle, wenn ein starker Wind kommt, weil meine Füße zu klein sind, um mich fest auf dem Boden zu halten?

Das man lauter sprechen muss, weil ich auf dem linken Ohr schlecht höre?

Oder, dass ich genau der Richtige bin, den man fragen kann, wenn der Drucker wieder einmal spinnt.

Das mag ja für den Außenstehenden ok sein, mir hilft es aber herzlich wenig.

Ich weiss noch immer nicht, woher ich denn nun wissen soll, dass ich ich bin und was mich einzigartig macht.

Worüber definiere ich mich?

Bei dieser Frage spielt scheinbar doch mehr eine Rolle, als wir auf den ersten Blick vermuten würden. Was ja auch wieder logisch erscheint, denn all die Kriterien, die ich ins Feld geführt habe, kenne ich schließlich sehr gut. Das ist nichts besonderes.

Und hier kommt etwas entscheidendes: wir neigen meist dazu auf den anderen zu schiegeln und festzustellen, was von alledem, das wir bei dem anderen entdecken, wir selbst nicht können oder nicht haben.

Und schnell grenzen wir uns über unsere Unzulänglichkeiten ab.

Das kann aber ja nicht das Ziel sein, denn es scheint doch plausibel, dass unmöglich ein Mensch alles kann und dann noch dazu jedem gängigen Ideal entspricht. Denn wenn wir uns die „anderen“ mal genauer anschauen, so finden wir durchaus auch bei ihnen Unzulänglichkeiten, die auch wenn wir sie gerne rosarot verklären, doch da sind.

Unser Ideal, darf ja auf keinen Fall auch nur annähernd so sein, wie wir selbst!

Ist dann aber die Unzufriedenheit mit dem eigenen ICH, nicht das, was uns davon abhält unsere Identität zu finden und auch zu akzeptieren?

Hier sticht dann eben doch die Frage hervor, worüber ich mich selbst definiere. Was mir als akzeptables Kriterium erscheint und mir am wenigsten etwas abverlangt. Denn es lässt sich ja trefflich hinter einem Jammertal verstecken und auch Aufmerksamkeit generieren.

Unterm Strich, bleibt aber eine tiefe Unzufriedenheit, wenn ich versuche mich zu sehr im besseren Licht zu sehen, im Vergleich zu anderen.

Daher ist es für die eigene Identität nicht nur wichtig heraus zu finden, was einem selbst wichtig ist, welche Eigenschaften man sich gerne zuschreiben würde, welche man vermisst und .. ob man mit dem Zufrieden ist, was man hat und kann.

Worüber definiert ihr mich?

Vieles was in meinem Inneren rumort und unangenehme Fragen aufwirft, hat einen direkten Bezug nach außen. Da sagt einer etwas, das einen wunden Punkt in mir berührt. Sofort geht das Grübeln los und ich mache mir Gedanken, mein Bild von mir selbst kommt ins wanken, Zweifel machen sich breit:

“Bin ich der, der ich immer glaubte zu sein?”

Das kann einen schon sehr verunsichern. Und mitunter verfestigt sich das, wenn plötzlich Mehrere in das selbe Horn blasen. Dann muss ja was dran sein, oder?

Ich halte das nicht für zwangsläufig und halte das auch für gefährlich. Aus unterschiedlichen Gründen. Ein Beispiel.

Recht zeitig wurde ich, als ich begann zu studieren, mit einem Bild meines Berufstandes konfrontiert. Computer-Experten sind introvertiert, rauchen viel, arbeiten meist nachts, trinken immer zu viel Kaffee, sind blass, weil sie nie an die frische Luft kommen und können nicht in der Öffentlichkeit auftreten.

Jeder der mich näher kennt weiss, ich rauche nicht, arbeite am liebsten am Tag, trinke eher Tee als Kaffe, sehe tatsächlich auch das Sonnenlicht, wandere sogar, wenn es mir die Zeit erlaubt und fotografiere dabei die Landschaft. Wirklich introvertiert bin ich auch nicht und mein Beruf besteht aus jeder Menge vor Menschen reden.

Ok, letzteres gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsaufgaben.

Im Grunde, kann ich also kein Informatiker sein, denn die vermeintlichen Kriterien passen überhaupt nicht zu mir. Auch andere meines Berufsstandes und ich kenne da jede Menge, entsprechen kaum diesem Klischee. Es gibt Ausnahmen, aber diese sind tatsächlich eher selten.

Das Bild was hier über mich und meine Kollegen gezeichnet wird, ist schon deshalb problematisch, weil ich ja gar nicht dann ganzen Tag irgendwelches Computerzeug mache und es grenzte meine Möglichkeiten sehr ein, definiert mich damit extrem einseitig.

Ich könnte mich damit zufrieden geben und damit entsprechend unzufrieden sein, dann würden an dem was mich gut beschreiben könnte, Kriterien angesetzt, die nur einen Bruchteil dessen beschreiben, was mich tatsächlich ausmacht.

Der Frage: “worüber ihr mich definiert”, hat genau mit diesem Problem zu kämpfen. Dabei sind beide Seiten gefragt. Wenn wir bereit sind, über das Klischee hinaus, der Realität Raum zu geben und durch Kennenlernen das reale Bild zu vervollständigen, dann besteht in der Tat die Chance, dass sich Identität in beide Richtungen gesund entwickeln kann. Eben weil meine Wahrnehmung von der Interaktion mit anderen geprägt sein wird und diese kann trügen, wie das Spiegelbild, das noch immer nicht den wahren Menschen wiedergibt.

Seit wann, setzen denn Menschen den Maßstab, seit wann bewertet ein Kollektiv ein Unikat, seit wann lasse ich mich definieren, von einem von Menschen inszenierten Spiegelbild, anstatt zu hören, was für mich als Wahrheit gilt?

Ist mein Spiegelbild real, oder nur eine geschickt gemachte Täuschung?

Wer bestimmt eigentlich, wie ich mich selbst sehe?

Ist das Spiegelbild real oder eine Täuschung?

Bin ich zu schwarz oder zu weiß?

Bin ich zu laut oder zu leise?

Rede ich zu schnell oder zu langsam?

Verlange ich zu viel oder zu wenig?

Jede Menge weiterer Fragen fielen mir noch ein.

Doch meistens gibt es keine Antwort darauf. Und dann wünsche ich mir einfach mehr Klarheit, wünschte ich Antworten auf all diese Fragen.

Warum aber braucht der Mensch auf alles eine Antwort?

Wenn wir ehrlich zu uns selbst und anderen sind, dann merken wir recht schnell, dass wir gar nicht alles verstehen was in dieser Welt passiert. Und nicht jede Antwort die wir bekommen, stellt uns dann auch zufrieden. So manche Antwort macht uns im Gegenteil, noch viel unzufriedener, als wir zuvor schon waren.

Ich denke, dass wir sehr oft dazu neigen, Dinge so hinzunehmen wie sie sind und sie nicht zu ändern, weil das bedeuten würde, dass wir selbst ein großes Stück unseres Komforts aufgeben müssten, dass wir etwas opfern müssten, von dem wir meinen, dass wir ohne, nicht mehr leben könnten.

Wirklich?

Das ist wohl eher das Trugbild in unserem Spiegel!

Vielleicht trauen wir uns selbst auch nur zu wenig zu?

Wahrscheinlich fürchten wir etwas zu verlieren, weil es uns sehr wichtig scheint. Diese Frage sollten wir im Auge behalten, auf jeden Fall muss sie geklärt werden.

Genauso frage ich mich, wie dieses Spiegelbild bestand haben soll, kann es der Wahrheit widerstehen? Liegt nicht in jedem Spiegelbild Trug, weil unsere Augen nur sehen was sie sehen sollen oder sehen wollen. Sehen unsere Augen nicht durch eine Brille, die aus Erfahrung, Enttäuschungen, Vermutungen undk Klischees gebaut ist und so das reale Bild, das es ja ohnehin nicht ist, verzerrt bis zur Unkenntlichkeit.

Seit wann, kann denn totes Glas, die Wahrheit sprechen?

Wenn ich bin wie viele andere, dann bin ich nichts besonderes.

So wird der Spiegel zum falschen Instrument, zum schlechten Ratgeber. Und von dieser Stelle aus habe ich schon öfters davor gewarnt, dem Spiegelbild zu viel Aufmerksamkeit zu widmen, denn es spiegelt uns eine fatale falsche Welt vor.

Das ständige schiegeln nach anderen, wie sie es machen, wie sie sich kleiden, oder bewegen, welche Musik sie mögen und was sie am liebsten essen. Das führt doch letztlich zu einem langweiligen grauen Einheitsbrei, der keine Überraschung, kein freudiges Jauchzen, erstauntes Ach und Oh, entlockt. Sondern nur das dumpfe wiederkäuen noch stumpfsinnigerer Menschen, die sich alle dem Wahn unterworfen haben, sie müssten wie andere sein.

Es kann sein, dass das was du gut kannst, ein anderer noch besser kann.

Es kann sein, dass das was du sagst, ein anderer schon längst gesagt hat.

Es wird mit Sicherheit so sein, dass deine Idee schon einer vor dir hatte.

Aber ist es nicht deine ganz besondere Mischung, die aus dem “alles schon gewesen” etwas besonderes macht?

Sind es nicht gerade diese feinen Nuancen, die uns aufhorchen lassen, die uns den Blick wenden lassen?

Auf biegen und brechen, mit roher Gewalt einen anderen übertrumpfen zu wollen, endet nur im gebogenen, gebrochenen und gescheitertem Fehlversuch etwas zu sein, was wir nicht sind.

Wer auch immer er selbst bleibt, kann auch überzeugen, das war doch schon immer so, oder?

Deshalb, gerade deshalb, ist es so wichtig zu sich selbst zu finden. Die Identität des eigenen ICHs herauszufinden und damit klar zu kommen. Das kann nicht gelingen, wenn ich mich ständig an anderen orientiere und sie wie ein Primat nachäffe.

Teil 2 - Der bin ich!

Dabei ist es nicht unmöglich, sich selbst zu finden. Auch wenn die Frage nach dem eigenen Ursprung so manchen hartgesottenen Charakter zum zittern bringt.

So schreibt Paulus den Heidenchristen in Galatien, die von Judenchristen gedrängt wurden, sich beschneiden zu lassen. Und auch wenn hier das Thema ein anderes ist, so ist seine Antwort damals wie heute, in der Frage von Identität, entscheidend und wegweisend, denn die Verse stellen unmissverständlich klar, dass wir alle, Gottes Kinder sind.

// Predigttext

Weil ihr nun Gottes Söhne und Töchter seid, gab Gott euch den Geist seines Sohnes ins Herz. Der ruft aus uns: »Abba! Vater!« Du bist also nicht länger Sklave, sondern mündiger Sohn und mündige Tochter, und wenn du das bist, dann bist du nach Gottes Willen auch Erbe: Du bekommst, was Gott Abraham versprochen hat. Gal. 4, 6+7

Ich bin in erster Linie beseelt!

Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Wenn wir anerkennen, dass wir Söhne und Töchter Gottes sind, so gab uns Gott den Geist seines Sohnes und dieser wohnt in uns. Wir sind von ihm beseelt.

ICH bin in erster Linie, von Gottes Geist beseelt!

Damit gab uns Gott ein riesiges Kompliment, weil er dich und mich geliebt nennt. Sein Geist ist es, der uns in seine Richtung drängt.

Sein Geist ist es, der uns eine Einzigartigkeit gibt, die wir mit weltlichen Maßstäben nicht vergleichen könnten.

Es gibt um uns herum nichts, das auch nur annähernd an das heranreichen könnte, was Gott IN uns gegeben hat, als sein Geschenk für jeden persönlich, für dich und mich.

Das ist der gleiche Geist, der uns zu Brüdern und Schwestern macht und der jeden Vergleich spottet. Der uns einen unbeschreiblichen Wert gibt, besser als alles Gold und alle Diamanten der Erde zusammen.

Wenn Gott zu dir sagt: “ICH sehe dich!”

Dann brauchst du keinen Spiegel mehr, denn er zeigt doch nur ein unvollkommenes falsches Trugbild und kann über unsere fahle äußere Hülle hinaus nicht blicken.

Nein, wir werden selber zu einem Spiegel, der Gottes Wahrheit reflektiert. Für alle sichtbar und als Zeugnis SEINER Güte.

Ich bin frei, befreit aus der Sklaverei der Sünde!

Und dieser Geist ruft aus uns, wie Paulus es beschreibt: “Abba, Vater”. Das ist eine tiefe Sehnsucht zu IHM, irgendwie in seine Nähe zu kommen. Dieser Geist krempelt uns um, schafft Raum für Neues, wo zuvor nur Enge und Tristes waren.

Er macht uns frei, weil wir uns endlich von all den Vergleichen, den Klischees, Maßstäben und vergeblichen Versuchen der Anpassung lösen können.

Denn wer begreift, dass es Gott selbst ist, der da in ihm wirkt, spürt wie er mehr und mehr frei wird, wie er immer mehr das Joch der Sklaverei ablegen kann, denn es tritt immer deutlicher hervor, das du Gottes Sohn oder Gottes Tochter bist.

Hier ist allerdings nicht von einem großen Sklavenaufstand die Rede und davon, dass nun plötzlich alle Sklaven ihre Ketten verlieren und ihrer Wege gehen könnten. (Leider) nicht. Paulus meint hier die innere Versklavung, die eben auch den modernen Menschen befällt und nicht mit der damaligen äußeren Versklavung zu vergleichen wäre.

Diese innere Versklavung geboren aus der individuellen Schuld und Sünde, hat jeden von uns, wie ein Joch, nach unten gedrückt und damit verhindert, dass wir erhobenen Hauptes unseren Weg gehen.

Und wer unter einem Joch lebt, wie soll der denn jemals diese wichtige Frage für sich beantworten: “Wer bin ich?”

Es gehört, wie Augenfarbe, kleine Füße, wallendes Haar, genauso dazu zu wissen, ob man sich vom Joch der Schuld lösen konnte. Denn es ist ein ganz wertvolles und wichtiges Wesensmerkmal eines jeden Menschen.

Paulus schreib:

“Weil ihr nun Gottes Söhne und Töchter seid, gab Gott euch den Geist seines Sohnes ins Herz.”

Das ist der Beginn der Befreiung!

Was Paulus hier nicht schreibt ist der Schritt zuvor. Bevor Gott einen Menschen den Geist Jesu gibt, ist dieser umgekehrt, hat sich neu zu seinem Vater bekannt; daher auch “Abba, Vater!“. Mit diesem Bekenntnis ist der Weg geebnet, so dass diese wundervolle Verwandlung beginnen kann.

Ich bin mündiger Sohn, frei zu entscheiden!

So mag sich mancher fragen, wieso denn Gott nicht gleich jedem den Geist Jesu gibt, sondern darauf wartet, dass der Mensch sich an IHN wendet, sich neu zu ihm bekennt?

Eine wichtige und unerlässliche Frage. Es ist ja nicht so, dass ER es nicht könnte. Es wird hier ganz deutlich, dass Gott darauf wartet, dass die Tochter oder der Sohn, eine mündige Entscheidung trifft. Immerhin geht es ja um ein Menschenleben - und darüber hinaus.

Diese mündige Entscheidung ist der erste Schritt in ein befreites Leben!

Frei von dem was uns einzwängen und bevormunden will. Ich schließe daraus außerdem eine bedingungslose Konsequenz; dieser Entscheidung soll und kann nicht widersprochen werden. Das ist ein Ding zwischen dem Vater, der Tochter und dem Sohn. Ganz persönlich, individuell und intim. Da braucht auch keiner dem anderen das Innerste nach außen kehren. Hier ist Gott unser einziger Ansprechpartner und den darf auch kein anderer ersetzen.

Naja, der Rest ist eigentlich ganz zwangsläufig; das scheint Paulus wohl zu meinen.

Galater 4:7 (GNB) Du bist also nicht länger Sklave, sondern mündiger Sohn und mündige Tochter, und wenn du das bist, dann bist du nach Gottes Willen auch Erbe: Du bekommst, was Gott Abraham versprochen hat.

Klingt doch logisch, oder?

Ich möchte dem auch gar nichts hinzufügen, denn besser lässt es sich nicht erklären, oder besser gesagt, ich könnte es nicht besser erklären ;)

Ich bin Erbe!

Und so lässt sich die Frage auch schon in einem kleinen und doch so bedeutungsvollem Satz zusammen fassen:

Ich bin Erbe!

Anwesende natürlich auch.

Vielleicht können wir nun die Frage von oben beantworten.

Die Frage, was wir fürchten zu verlieren, weil es uns sehr wichtig erscheint. Diese kann nur durch ein entsprechendes Gegengewicht beantwortet werden.

Wenn Gottes Erbe in der Waagschale liegt, dann kann ich mir nichts schwereres denken.

Es mag also sein, dass du etwas verlierst, aber was du dafür gewinnst ist um ein Vielfaches größer.

Du hast die richtige Portion von allem!

Du bist gut, so wie du bist!

Setz die Brille der Liebe auf, der Liebe die Gott zu dir hatte, hat und immer haben wird. Denn sie lässt dich die Welt mit den richtigen Augen sehen. Sie lässt dich deinen Nächsten mit ganz neuen Augen sehen, so wie ihn auch Gott sieht.

Schau nicht in den Spiegel, sondern spiegele Gottes Geist, der in dir wohnt und dich selbst beseelt.

Lebe in Gottes Identität, denn sie ist die Wahrheit und dein Ursprung. Denn am Anfang war das Wort, nicht der Zweifel.

Gottes Verheißung dazu ist schlicht, einfach und genial:

ICH bin der Weg, hin zu dir selbst!

Amen

Zusätze
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