Vorfreute

Advent, Advent ein Lichtlein brennt …

Gut wir alle kennen diesen Reim und für viele bedeutet es sogar noch etwas. Das wiederum ist bei den Menschen sehr unterschiedlich. In unseren Breiten verbinden die Menschen in der vorweihnachtlichen Zeit und das ist ja der Advent, die Einstimmung auf Weihnachten.

Endlich wieder ein paar Tage Ruhe am Ende eines anstrengenden Jahres.

Endlich sind wieder Besuche bei Freunden und Verwandten möglich, die wir durch die Pandemie in den letzten zwei Jahren, hintenanstellen mußten.

Es gibt wieder viele leckere Sachen zu essen - in gemütlicher Runde.

Und das lässt sich schon mal auf den vielen Weihnachtsmärkten ausprobieren.

Viele Menschen nutzen dieses Angebot und verbinden den vorweihnachtlichen Einkaufsstress mit einem Besuch auf einem dieser Märkte. Um ein wenig in “Stimmung” zu kommen und vielleicht noch das eine oder andere Weihnachtsgeschenkutensiel zu erhaschen.

David kannte keinen Weihnachtsmarkt, er kannte keine Weihnachtsvorbereitung und auch keinen vorweihnachtlichen Einkaufsstress - der Glückliche. Er beschreibt uns ein ganz anderes Bild seiner Erwartung:

Psalmen 40:2-5 (GNB) Unbeirrt habe ich auf den HERRN gehofft, auf seine Hilfe habe ich gewartet. Er hat mein Schreien gehört und hat mir geholfen. 3 Ich sah mich schon im Grabe liegen, ich sah mich im Sumpf versinken; doch er hat mich herausgezogen und mich auf Felsengrund gestellt. Jetzt kann ich wieder sichere Schritte tun. 4 Ein neues Lied hat er mir in den Mund gelegt, mit dem ich ihn preisen kann, ihn, unseren Gott. Viele sollen es hören und sehen; dann nehmen sie den HERRN wieder ernst und schenken ihm ihr Vertrauen. 5 Wie glücklich ist, wer ganz auf den HERRN vertraut und sich an keine anderen Mächte bindet, die nur in die Irre führen.

Erwartung .. welche Erwartung verbinden wir mit Weihnachten

Das ist doch schon irgendwie verrückt, wie unterschiedlich David sein “Warten” beschreibt. Klar, er kannte ja Jesus noch nicht und von seiner Geburt konnte er auch nichts ahnen. Schon gar nicht von dem Plan, den Gott mit Jesus vorhatte.

Und doch beeindruckt mich Davids Warten, aber warum?

David schrieb das Lied offensichtlich aus einer Not heraus und der daraus folgenden Dankbarkeit, weil Gott ihn aus seinem Schlamassel befreite und das nicht nur einmal. Aus dem reinen warten, wie wir es eher aus Wartezimmern, beim Hausarzt oder Zahnarzt, in Amtsstuben oder dem ÖPNV kennen, wird ein Harren, ein Ausharren (vgl. Schlachter2000). Was schon eher etwas von erstarren hat, weil die Gefahr, das Unheil, jede Regung unterbindet. Aus Angst und aus Vorsicht. Dieses harren Davids hat also grundsätzlich eine andere Qualität, wie unser Warten auf den Bus ;)

Aber zurück zu unserem vorweihnachtlichem Trubel.

In unserer Zeit gibt es genügend Menschen, die diesen vorweihnachtlichen (Einkaufs)stress nicht haben. Allerdings nicht, weil sie keinen Weihnachtsmark kennen würden oder möglicherweise genügend Personal hätten, das ihnen den Bummel und den Stress damit abnehmen würde. Nein, sie können es sich schlicht nicht leisten, einkaufen zu gehen. Sie haben auch Stress, aber das ist eher eine innerliche Unruhe, weil sie nicht wissen, wie sie an Geschenke für ihre Enkel kommen sollen, weil für sie jede Feier bedeutet, den nächsten Monat nichts mehr zu Essen zu haben, denn sie haben den letzten Cent für Mitbringsel geopfert.

Aus deren Perspektive muss ein Weihnachtsmarkt bedrohlich wirken, fast schon wie eine Verhöhnung und wie ein übermächtiger Zeigefinger der sie auf ihren Platz in der Gesellschaft verweist.

Kann für solche Menschen, die Ärmsten der Armen, der Advent etwas mit Vorfreude und Hoffnung auf Rettung zu tun haben?

Paradoxerweise ist es aber nicht so, dass dann möglicherweise diejenigen, denen die Euroscheine aus der Hose hängen, vielleicht solches zu berichten hätten wie David. Das sie möglicherweise in irgendeiner abartigen Art und Weise von Dankbarkeit gerührt würden, weil sie wissen, oder wenigstens ahnen, dass all ihr Reichtum ein unverdientes Geschenk sei.

Können solche Menschen, die mit dem gewöhnlichen Volk nichts zu tun haben und auch nichts zu tun haben wollen, den Geist von Weihnachten finden, sich in die (Er)wartungsrolle Davids einfühlen?

Und was ist mit den Millionen Hausfrauen und Müttern, die ihrer verwöhnten Brut mit letzter Kraft versuchen etwas schmackhaftes auf den Tisch zu zaubern. Die trotz gesetzwidriger Arbeitsumstände: Arbeitszeit, die ja nur gilt, wenn man offizielle Arbeitnehmerin ist; Arbeitsschutz, der in deutschen Haushalten so bekannt ist wie Luis Trenker bei pubertierenden Generation-Y-Familienmitgliedern; Vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung psychischer Belastungen am Arbeitsplatz, die noch nicht mal Einzug in ganz offiziell dazu verpflichtete Arbeitsstätten gehalten hat; wie sollen diese ihrem angetrauten Ehegatten stets mit einem Lächeln auf den Lippen begegnen und eine Ahnung von der rettenden Botschaft unserer Weihnachtszeit bekommen?

Können diese Frauen, Ehefrauen, Mütter, noch so etwas wie Hoffnung haben?

Wenn wir an den Advent denken, was erwarten wir von dieser Zeit?

Denke wir zunächst an den Stress, der mit dieser Zeit verbunden ist, oder die Einstimmung auf Weihnachten?

Oder überlegen wir, welche Geschenke wir für wen besorgen müssen, um die uns selbst gesteckten Erwartungen zu erfüllen? Vielleicht auch, wer in diesem Jahr eine Weihnachtskarte bekommen soll und wer nicht?

Nehmen wir uns gezielt vor, in diesem Jahr unbedingt den Weihnachtsmarkt zu besuchen, denn in den letzten Jahren hat es irgendwie nie geklappt, weil er ausgefallen ist, oder weil wir uns aus unserem Alltag nicht lösen konnten?

Vielleicht planen wir auch mit anderen zusammen, die Adventssonntage zu verbringen. Wir treffen uns zum Kaffeetrinken, mit Stollen und Pfefferkuchen, Weihnachtslieder und Räucherkerzen?

Oder geht der ganze Spuck an uns vorbei und wir machen das, was wir immer machen?

Im Vergleich zu David, passt alles was ich hier aufgezählt habe gar nicht dazu.

David war in Not und er (er)wartete Rettung von Gott.

Wie kann das zu unserer Tradition der vorweihnachtlichen Adventsfeiern passen?

Vergleichen wir die Motivation, die uns dazu bringt auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen, oder Kerzen anzuzünden, und Weihnachtslieder bei Kakao und Stollen zu singen; mit dem existenziellen ausharren Davids, der durch die Rettungserfahrung zu tiefer Dankbarkeit fand und daher ein Lied anstimmte (Psalm 40 ist ja ein Lied Davids). So merken wir schnell, dass es vor allem die ganz persönliche Qualität Davids Dankbarkeit ist, die basierend auf seiner Rettung durch Gott und seiner Erinnerung daran, eine kaum greifbare Tiefe erreicht, wie sie eben nur aus dem eigenen Erleben erreicht werden kann.

Diese Erkenntnis braucht Reife, Ruhe und Zeit sie zu erspüren. Da scheint ein trubeliger Weihnachtsmarkt nur bedingt geeignet. Es mag meine subjektive Wahrnehmung sein und doch ist es eben die Ablenkung in solchem Umfeld, die es uns leichter macht, weil wir aus unserem alltäglichen Trott herausgerissen werden, oder schwerer macht, weil wir keine Ruhe finden, um bewußt in unsere ganz persönliche Welt der Rückbesinnung - “Wo hat Gott mich schon überall heraus gerettet” - eintauchen zu können.

Es mag auch etwas mit Leichtigkeit zu tun haben, wenn Menschen selbst in so einem Umfeld, und dann mit eben dieser leichten Freude, voller Dankbarkeit diese Zeit genießen können, wohl wissend warum sie diese Freude empfinden.

Mir ist das leider nicht vergönnt, ich brauche dazu mindestens genügend Ruhe, um meine eigenen Gedanken noch hören zu können.

Das Geheimnis der Heiligen Nacht

Aber ausgehend von unseren Erwartungen, werden diese erfüllt, oder eben nicht. Der meist gehegte Wunsch, in der vorweihnachtlichen Zeit, Ruhe und Besinnung zu finden, ist rein statistisch gesehen, eher eine Ausnahme. Den meisten Menschen geht es wohl so, dass sie umherwusseln und kaum Zeit finden inne zu halten und über Advent nachzudenken. Alle Welt nimmt nochmals Anlauf, um am 24. dann eine Vollbremsung hinzulegen, das es nur so qualmt.

Und schaut man in die Bibel, so ist das durchaus authentisch, denn Joseph und Maria waren auch nicht Arm in Arm schlendernd auf Bethlehems Weihnachtsmarkt unterwegs, sondern einigermaßen verzweifelt auf dem Weg, um sich registrieren zu lassen. Denn Kaiser Augustus war nicht nur sehr mächtig, sondern auch sehr neugierig und ordnete daher an, dass alle Menschen in seinem Reich sich zählen ließen. Na klar, er wollte nicht, dass ihm auch nur einer durch die Lappen ginge, der Steuern bezahlen könnte.

So war die Zeit damals, vor der Geburt Jesu, nicht wirklich romantisch. Es gab keine duftenden Weihnachtsmärkte, noch glitzernde Lichterketten, in den Straßen Glühweinduft oder der Hauch gerösteter Mandeln.

Und dennoch waren sich Maria und Joseph ganz sicher, dass etwas passieren würde, was die Welt für immer verändern sollte. Nicht nur als Jesus geboren wurde, sondern schon lange zuvor, als Maria schwanger war und ihre Begegnung mit dem Engel des Herrn hatte.

Ich denke, dass unsere Adventszeit ähnlich ist, oder sein sollte, wie die Zeit des Wartens, die Maria zusammen mit Joseph auf dem Weg nach Bethlehem erlebt hat. Diese Zeit war sehr unbequem, unsicher und voller unvorhergesehener Dinge. In der damaligen Zeit zu Reisen, war mit vielen Risiken verbunden. Das hat mit dem, was wir heute darunter verstehen nichts zu tun, da gab es kein V.I.P. Shuttle zum Gate, keine V.I.P. Lounge mit musikalischer Untermalung, frischem Kaffee und einem Sandwich zur Stärkung. Mitarbeiter, die einem jeden Wunsch von den Augen ablesen würden usw.

Maria und Joseph waren sehr lange auf staubigen Wegen unterwegs, hofften auf ihr Glück, um nicht Nachts im Freien übernachten zu müssen und natürlich hatten sie auch nicht ewig viel an Verpflegung dabei. Da hätten sie wohl einen Hänger gebraucht, bei den Wochen, die sie unterwegs waren.

Und dennoch waren sie voller Zuversicht, voller Hoffnung und freudig eingestimmt. Wahrscheinlich sogar etwas neugierig, wie denn Gottes Sohn aussehen würde, was passieren würde.

Ich finde das noch immer das beeindruckendste überhaupt, wie die Beiden ihren Weg gegangen sind, mit mehr Vertrauen zu zweit, als wir alle zusammen aufbringen.

Ist also die Heilige Nacht nur der Abschluss einer riskanten, waghalsigen, gefährlichen und entbehrungsreichen Reise, die dennoch voller Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung unseren, deinen und meinen Weg zurück zu Gott beschreibt?

Ich bin mir ziemlich sicher, dass uns die Adventszeit genau daran erinnern möchte. Es ist riskant, gefährlich und voller Entbehrungen auf dem Weg zurück zu Gott und doch ist es der Weg, der uns bestimmt ist, weil wir am Ende wieder dort sein werden, wo wir hin gehören!

Ein Grund zur Freude - gerade weil es so viele Probleme gibt

Auf dem Weg zu sein, kann also ganz unterschiedliche Aspekte bedeuten. So mancher erlebt und lernt auf dem Weg mehr, als am lang ersehnten Ziel.

Auch David lässt keinen Zweifel daran, dass bei ihm nichts so läuft wie er es gerne hätte. Ihm wäre der leichte, sanfte Weg auch viel angenehmer, er wäre ihm aber nicht lieber!

Und ich kann es nicht anders sagen. Auch ich kenne Situationen, da wäre mir der sanfte und leichtere Weg lieber gewesen. Auf so manche Enttäuschung und Verletzung hätte ich gut und gerne verzichtet. Und doch bin ich froh und dankbar über diesen, meinen Weg, den Gott mit mir gegangen ist, weil ich ihn so viel besser kennen lernen durfte. Das ist für mich ein Grund zur Freude.

Maria hat bestimmt auch Pipi in den Augen gehabt, als Jesus endlich da war und sie ihn in den Armen halten durfte. Dann war jedes Risiko, jede Gefahr und alle Entbehrungen vergessen und dann war da nur noch Freude.

Es ist wohl dieses Bild, das uns so anspricht. Die junge Mutter mit dem Kind im Arm, das pure unverfälschte Glück. Wie romantisch.

Aber das Geheimnis dieses Nacht beginnt eben am Anfang und nicht am Ende der Geschichte. Es ist der Weg, den wir nicht aus den Augen verlieren dürfen. Denn wer sich schon zu sehr am Ziel wähnt, vergisst darüber weiterzulaufen und dann ist eines Tages das Ziel hinterm Horizont verschwunden.

So dürfen wir uns ganz natürlich auf Weihnachten freuen, auf das (Wieder)kommen Jesu und wir dürfen uns freuen, dass uns Gott auf unserem Weg, auf dem wir ja noch sind, begleitet. Auch oder obwohl es keinen Grund zur Freude gibt, wenn man in der Zeitung ließt.

Eine Alternative zu unserem Bild von Weihnachten

Ich empfehle daher jedem, der sich in dem Trubel der Weihnachtsmärkte nicht wohl fühlt, oder der in all dem Lichterschein vermisst, was ihn an die Freude Marias erinnert, die Zeit vor Weihnachten zu nutzen, um Gott zu danken. Es David gleich zu tun und sich ein neues (Lob)Lied (vgl. Klagelied) von Gott geben zu lassen und ihm zu danken.

Das ist ein Angebot mit Tragweite, denn es könnte dich verändern.

Erinnere dich daran, was Gott dir Gutes getan hat.

Erinnere dich daran, dass du noch auf dem Weg bist und was du auf diesem Weg noch alles lernen wirst.

2) Beharrlich habe ich auf den Herrn geharrt, da neigte er sich zu mir und erhörte mein Schreien.

3) Er zog mich aus der Grube des Verderbens, aus dem schmutzigen Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels; er machte meine Schritte fest

4) und gab mir ein neues Lied in meinen Mund, ein Lob für unseren Gott. Das werden viele sehen und sich fürchten und werden auf den Herrn vertrauen.

5) Wohl dem, der sein Vertrauen auf den Herrn setzt und sich nicht zu den Aufgeblasenen wendet und zu den abtrünnigen Lügnern. (Ps. 40:2-5/SCH2000)

Amen

Zusätze
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